Die Trendforscherin

Die immensen Temperaturen erfordern ungewöhnliche Schritte. Man kann auch so sagen: Not macht erfinderisch. Seit Wochen durchströmt mich eine große Unlust, auch was die Nahrungszubereitung, insbesondere die in jeglicher erwärmter Form, angeht. Mich und meine Mischpoche gelüstet nach allerlei Spezialitäten, wenn ich mir meine Person allerdings schwitzenderweise in der Kochzone vor Augen halte, verebbt der Appetit, zumindest bei mir, gen Null. In Ermangelung kochtechnischer Kenntnisse bleibt meinen Lieben nur der Gang zur Kühlzelle, wo sie sich mit Quarkspeisen, Joghurt jeglicher Geschmacksrichtungen und Hausmacher Woscht vor dem Hungertod retten. Ich selbst habe aber just heute einen unbändigen Geier nach in Olivenöl gebratenen Zucchini, mit gehäckseltem Knofi, Zitronensaft und einem Hauch von Balsamico. An Rohstoffen mangelt es nicht. An Lust schon. Nicht umsonst reimt sich Lust auf Frust.

Um mir selbst heute aufs Pferd zu helfen, rufe ich hiermit einen neuen Trend aus: „nude cooking“. Bei 29 Grädern indoor werde ich selbst zur Vorreiterin dieser revolutionären Idee, die Schwung und Spaß in deutsche Küchen und die allumfassende Kochunlust in die wahre Wunder wirkende Wolllust wandeln wird. Um schmerzhaften Verletzungen durch spritzendes Öl vorzubeugen, empfehle ich dennoch das Tragen einer locker gebundenen Schürze. Wir wollen ja nicht mit Verbrennungen in die Notaufnahme, gell? Wohlan, ihr transpirierenden Kombatanten (es gibt leider keine Kombaonkels, aber die Herren sind hiermit auch aufgerufen), kramt eure Schürze aus der Kommode und kocht mit Vollmond!

Die Ära des 125ers hat gestern ein abruptes Ende gefunden. Per SMS unterrichtete er Dixie, dass es „keinen Sinn mehr“ habe, er sie „nicht mehr liebe“ und sie „nicht verarschen“ wolle. Zu seiner Ehrenrettung sei gesagt, dass er sich heute hier nochmals einfinden will, um das jähe Ende dieser ohnehin recht seltsamen Amour fou privat zu proklamieren. Gestern herrschte selbstredend Aufruhr. Bevor Dixie aber vorhin ins Freibad entfleucht ist, sagte sie mir, dass sie für DEN Kandidaten ja heute gar keinen Nerv habe und drückte mir eine Nota in die schweißfeuchten Hände, die ich ihm im Falle eines Auftauchens übergeben soll: „Hey! Bin leider im Schwimmbad und komme erst ca. um 20.30 Uhr wieder. Wenn du Zeit hast, kannst du morgen abend mal kommen. HDGSMDL Kathie“ Das hört sich ja nicht nach nassgeweinten Kopfkissen und vor Gram abgebissenen Fingernägeln an, finde ich. Gutes Mädchen! Das ging ja schnell … Puh!

Das Fremdwort des Tages, Amuse-Gueule (amüs göll)

ist die Antwort auf die Frage eurer/s Liebsten, was denn heute essenstechnisch so auf der Agenda steht, falls ihr dem neuen Trend des „nude cooking“ folgen wollt. Man kann es mit „Kleines Appetithäppchen“ übersetzen. Der Rest bleibt eurer Phantasie überlassen …Ich fang schon mal an!

elf_back.gif

moggadodde

pulvis et umbra sumus

Die herrschende Höchstwetterlage scheint bei uns allen, wenn auch schleichend, Gehirnzellen zu vernichten. Das dachte ich mir, als ich heute morgen der Presse eine Nachricht entnehmen musste, wonach eine Mutter in Lauda in einen Zug Richtung Würzburg stieg und ihr auf halber Strecke einfiel, dass sie ihren zweijährigen Sohn am Bahnhof im Auto vergessen hatte. Der Zug wurde „unbürokratisch“ angehalten (wie hält man einen Zug bürokratisch an?), das Hasenhirn von einer Mutter wurde zum Ausgangspunkt chauffiert und Söhnchen pennte noch immer im Auto. Also, ich meine, HALLO? War die Frau bekifft oder was? Ich meine, wer vergisst sein Kind im Auto? Dass es idiotische Tiefflieger gibt, die ihren Nachwuchs bei 45 Grädern im Auto zurücklassen, während sie in klimatisierten Malls zum shoppen gehen, ist ja bekannt und das tun sie ja in voller Absicht. Aber einfach vergessen? Das ist, finde ich, der Gipfel der Blödheit. Wenn sich die Frauen unbedingt ihrer Kinder entledigen wollen, dann sollen sie sie doch gleich an der A 3 an einen Baum binden, so wie Tausende Haustiere in der beginnenden Urlaubssaison derart entsorgt werden. Unglaublich ist das!

Allerdings muss ich zur Ehrenrettung der missratenen Monstermütter hier bemerken, dass es einem die Kurzen manchmal auch recht schwer machen, sie nicht ungespitzt in die fränkische Heimaterde zu rammen. So hat Hank nach seiner Zeltübernachtung, von der er mir voller Stolz erzählte, dass er und seine Sportskumpanen nicht eine Minute geschlafen hätten, gestern den Eindruck gemacht, bis unter die Halskrause mit Speed versorgt worden zu sein. Aufgedreht, unfähig, zur Ruhe zu finden, und am Abend immer noch unter Strom stehend, hätte ich ihn gerne gegeißelt. Schließlich fiel er irgendwann um wie ein gefällter Baum und schnarchte wie weiland Opa Walton. Nachdem ich ihn seit einer Woche mit einer stinkenden Tinktur behandelte, hat er sich seine zwei Warzen am Ellbogen auf die harte Tour bei einem Sturz selbst abrasiert. Aber: hard, harder, Hank!

Dixie hat mit dem 125er am Samstag auf einem Stoppelfeld genächtigt, hat sie mir erzählt. Ich hoffe hier mal primär, dass ihn dort nicht der Hafer gestochen hat … Als es in der Nacht zu kalt wurde, überließ er ihr generös sein Zimmer, während er in der Garage sein Lager aufschlug. Nach Dixies Erzählungen hatte er Dissonanzen mit seiner Mutti wegen des nächtlichen Vomierens in die Blumenrabatten zu befürchten und wollte nicht noch weitere Angriffsfläche bieten. Cleverle!

Heute Nachmittag werden wir zum Badesee fahren, ich bin jedoch ohne Hoffnung, noch einen Schattenplatz zu ergattern. Für mich behalten werde ich allerdings, dass in just jenem See vergangenen Freitag ein Mann verunglückte, der zwar noch reanimiert werden konnte, im Krankenhaus allerdings dann verstarb. Es gab jede Menge Gaffer, habe ich gelesen, die dann sogar schwimmenderweise bis auf wenige Meter an die im See befindlichen Rettungskräfte herankamen. Ist das der Kick, sagen zu können „Hey ich war hautnah dabei, als jemand krepiert ist“ Mein Gott, ist das krank! Verfluchte Gaffer!

Das Fremdwort des Tages muss aus Zeitgründen leider entfallen.

moggadodde

Gib mir mein Magnum!

Samstagmittag. Es weht ein Saharawind, heiß wie die Hölle, aber immerhin bewegt sich die Luft. Ich sehne mich nach Regen, wünsche mir das monotone Plätschern und. Stop. Es ist Sommer. Das muss so sein. Immerhin herrschten Ende Mai noch Tagestemperaturen unter 10 Grad und ganz Deutschland hat genauso laut gejammert, wie es das jetzt tut, nur andersherum.

Es verspricht ein grandioses Wochenende zu werden. Hank, der sich gerade bei einem Fußballturnier (!) die Seele aus dem dünnen Leib läuft (er pfeift aufs Ozonloch), darf heute Abend auf dem Sportplatz mit seinen Sportskumpanen zelten gehen und Dixie nächtigt beim 125er, ja, sie vertragen sich wieder. Sturmfreier Schuppen heute also. Der Martini steht schon kalt, der Ramazotti wird sowieso einer Dauerkühlung unterzogen. Zum Essen kommen heute allerhöchstens Nudeln in die Tüte, ich kann Gegrilltes so langsam nicht mehr sehen, wobei richtiger Hunger ja eh nicht aufkommt … Mmmh, aber auf so gegrillte Zucchini hätte ich schon Gelüste. Ich geh jetzt erstmal die Viktualien fürs WE klarfahren. Vielleicht gibt’s auch einfach nur Antipasti und Vino.

Das Fremdwort des Tages, dissolvieren

bedeutet „auflösen“, „schmelzen“. Falls ich mich nicht mehr melde, wendet euch mal an die Feuerwehr oder den BND. Ich bin dann klammheimlich dissolviert. Stellt sich nur die Frage, ob es irgendeinen überhaupt interessieren würde …

Schöntachnoch

moggadodde

Erstens kommt es anders …

Ihr kennt das sicher: man/frau freut sich unglaublich auf irgendeine Veranstaltung, Fete, Date Party, Schmetterlinge der Vorfreude im üppigen Bäuchlein (also ich zumindest) und dann geht die ganze Chose ziemlich in die Hose und man fragt sich, wieso man denn in dreiteufelsnamen überhaupt auf die gnadenlos idiotische Idee verfallen ist, zu kommen. Andere Anlässe, zu denen man/frau sich nur widerwillig und mit grausigen Gedanken im Kopf aufmacht wie Gynäkologe, Dinner mit Cheffe oder Finanzamt entwickeln sich gänzlich anders als gedacht? So ungefähr erging es mir am Mittwoch, der geneigte Leser weiß, Ausgehtag und Soul Sista mit Su. Recht pünktlich schlug ich gegen 20.00 Uhr auf dem Gelände auf, pünktlich fing auch Soul Sista an, in gewohnt perfekter Manier mit den Reißern der 70er und 80er und wie avisiert hielt ich mich vorzugsweise frontstage auf, um die hinreißende, schokoladenbraune Sängerin Michelle mit der kraftvollen Singstimme und den unvergleichlichen Nathan ans der Nähe zu erleben. Was soll ich sagen, proppevoll der Laden, gespickt allerdings mit der gelackten Bussi-Schickeria die unbestritten auch in Wü. ihr Unwesen treibt. Ein Durchkommen durch die wogende, parfümgeschwängerte Menge war schier aussichtslos und ich hatte mir in weiser Voraussicht mein Sprudelwasser schon rechtzeitig geholt. SchwäSu, sehnlichst erwartet, verspätete sich wegen eines Verkehrsstaus und wurde wegen Überfüllung der Location schließlich gar nicht mehr eingelassen. So verbrachte ich den Abend da solo zwischen pappigen, feuchten Oberarmen, beabsichtigtes oder nicht beabsichtigtes Fummeln war unumgänglich und musste wegen der Masse Menschen zwangsweise geduldet werden. Es ging einfach nicht anders. Nicht der Hauch einer Brise ließ sich zur kleinsten Kühlung herab. Die Luft stand wie ein massives Brett, wir hüpften und sangen mit Mustang Sally und schwitzten und spätestens bei der James-Brown-Runde waren alle in phantastischer Stimmung. Alle? Nein nicht alle, zumindest ich nicht mehr! Einige Bussi-Schickis fanden es angebracht, sich mit gefüllten Weingläsern den Weg in die dancing area vor der Bühne zu bahnen. Besonders eine Dame Ende 40, mit einer Gesichtshaut wie ein alter Lederlappen und die dürren Gestalt in einen beigefarbenen Overall gewandet, fand es offensichtlich tres chic mit Weinglas und ausladenden Armbewegungen zu tanzen. Selbstverständlich wurde die Schnepfe im Eifer des Gefechts des öfteren angerempelt, selbiges ließ sich ja nicht vermeiden, und der Silvaner spritzte üppig durch die Gegend. Das kühle Nass, das mich und mein weißes (!) Leinen(!)top benetzte, war glücklicherweise nur Roséwein. Ich sah auch geistestgestörte Gestalten mit gefüllten Rotweingläsern in der Menge und das hätte böse enden können … Ich verließ die Veranstaltung vor dem Ende, auch angesichts der Tatsache, dass am nächsten Tag die Nacht um 5.00 Uhr vorbei war und ja ein Tag in den Katakomben vor mir lag. Ich bin ja auch nicht mehr die Jüngste! Mein Fazit: Weinfeste, in Franken ja eine feste Einrichtung in den Veranstaltungskalendern, sind klasse und werden von mir gerne frequentiert. Konzerte sind noch besser, besonders SoulSista oder DePhazz (AB, Su, weißte noch?) o.ä. Aber Weinausschank UND Live-Musik auf überfülltem Gelände, naja. Nächstes Jahr gehe ich einer anderen Einstellung an die Sache heran. Ich werde mich nur schwerfällig dazu durchringen können, den Hintern von der Terrasse zu lupfen, widerstrebend irgendeine alte Kutte aus dem Schrank zerren, werde unlustig und mit hängenden Mundwinkeln zum Weingut fahren und dann wird der Abend sicher unvergesslich …

In den Katakomben wurde ich gestern fotografiert. Für die Betriebsgazette. Natürlich war ich vollkommen unvorbereitet und zierte mich, hatte aber keine Chance. Außerdem hat mir die ausgetrocknete Dauerwelle gesteckt, dass B., der Permanenttranspirator mit der gehackten Leber, sich mit ihr über meine Oberweite unterhalten hat. Sie ist da vom Fach, stand früher mal bei Frau Uhse in Lohn und Brot und ich bin also jetzt offenbar im inner circle angekommen, dort, wo ich gerade nicht hinwollte. Welcome to the dollhouse, my dear!

Das Fremdwort des Tages, Heliosis

passt zu meinem Empfinden, als ich nach den gekühlten Katakomben den Weg zum Parkplatz antrat, ist es doch der medizinische Ausdruck für den volksmundigen Sonnenstich oder Hitzschlag. Gestern wurde mir richtig bewusst, was die Literaten mit dem blumigen Ausdruck, „brüllende Hitze“, meinen. Wie ein Faustschlag trifft dich die Hitze, Atemholen wird zum Kraftakt und die Ohren sausen mit den Grillen um die Wette. Der pure Sommerwahnsinn halt, dennoch werde ich so langsam „heliophob“, meide die Sonne, wenn ich kann und bewässere mich von außen und innen wie einen frisch gesäten Rasen.

Euch eine gute und kühle Nacht

moggadodde