Im bayerischen Raum wird heute der Feiertag „Maria Himmelfahrt“ begangen. Zu den größten Ungerechtigkeiten unserer Zeit gehört allerdings, dass nur in überwiegend von Katholen bevölkerten Gemeinden dieser freie Tag genossen werden kann. Das hiesige Fleckchen Erde, landesgrenzentechnisch zu Bayern gehörig und im äußersten nordwestlichen Zipfel des Freistaats versteckt, hat ganz einfach Schwein gehabt und feiert heute, während 30 Kilometer weiter in einigen Evangelen-Enklaven Frankens die ganz normale Dienstags-Betriebsamkeit herrscht. Die Bedeutung von M.H. habe ich erstmal nachschauen müssen, bisher war mir das eigentlich vollkommen schnuppe, Hauptsache frei, aber immerhin habe ich jetzt hier ja einen Bildungsauftrag … Bei „Ein Jahreskreis voll Leben“ heißt es hierzu:
„Bei diesem Fest geht es um den Köper und die Seele. Es ist ein sehr leibliches Fest, denn es besagt, dass Maria, die Mutter Jesu, am Ende ihres irdischen Lebens mit Leib (!) und Seele in den Himmel aufgenommen worden ist. Ein Zustand, den viele Menschen heute mit aller Anstrengung zu erhalten suchen: fit, jung und schön bis ins hohe Alter. Um dann doch überrascht zu sein, dass das Leben irgendwann zu Ende ist!
Das Fest ‚Mariä Himmelfahrt’ fordert auf, sich mit dem eigenen Leib und der eigenen Seele zu befassen. Aber nicht, um jung, schön und unsterblich zu werden, sondern um immer mehr zu dem Menschen zu werden, an den Gott bei seinem Ruf ins Leben gedacht hat. ‚Werde, der du bist’, so sagt es ein alter Sinnspruch. Schönheit ist in jedem Menschen angelegt …“
Bildung Ende.
Dummerweise scheint der guten Mary heute eine Laus über die Leber gelaufen zu sein, ließ sie es doch zwinkernd zu, dass ich heute schon wieder vom plätschernden Geräusch dicker Regentropfen auf durchweichtem Kies geweckt wurde. Noch dümmer, dass wir ausgerechnet heute die Bude voll mit Leuten haben, die wir unvorsichtigerweise mitten im Sommer zum Grillen eingeladen haben. Welcher Depp kommt auch auf sowas! Nun verspürte ich kein gesteigertes Bedürfnis, mit 12 Leuten, davon 6 Kindern, den ganzen Nachmittag auf gut 90 Quadratmetern eingesperrt zu sein, ohne Option, unsere eigens hergerichteten Terrassen nutzen zu können, damit sich die Posse etwas verteilt. Nun fordert das Fest „M.H.“ ja auf, sich mit dem „eigenen Leib“ zu befassen, was nun ja auch recht zweideutig daherkommt. Ich interpretiere das für den Tag nun mal dahin, dass körperliche Ertüchtigung nicht das schlechteste ist und deshalb habe ich für heute Nachmittag die örtliche Kegelbahn klargefahren, wo sich alle austoben können. Gegrillt wird danach selbstverständlich trotzdem, wenn es sein muss mit Sonnen- als Regenschirm. Punkt. Bei Sonne kann schließlich jeder …