Kopulierende Nacktschnecken

Während einer Regenpause entdeckte ich draußen etwas Bemerkenswertes. Schnecken lieben die Feuchtigkeit und aufgrund der herrschenden Großwetterlage fühlen sich Schnecken in Franken derzeit wie Menschen am Waikiki Beach. Zu Dutzenden tummeln sie sich vorwitzig und ungeniert auf der heimischen Terrasse, doch erregte meine Aufmerksamkeit heute ein besonders schleimiges, dunkelbraunes Duo. Auf den ersten Blick dachte ich, die kringelige Hinterlassenschaft einer kleinen Katze mit Verdauungsproblemen entdeckt zu haben, aber es handelte sich um zwei ineinander verschlungene Nacktschnecken, fest verbunden durch eine glibbrige, weiße Masse. Derart ungenierten Sex auf unserer Terrasse kann ich nun unmöglich zulassen, weil a.) ich nicht involviert bin und b.) sich die Produkte dieser unseligen Liebschaft im nächsten Jahr fröhlich pfeifend über den Salat hermachen würden. Dixie meint, ich sei gemein, doch konnte ich nicht umhin, die Liebenden mit der Gartenschaufel zu trennen und in gegensätzliche Richtungen zu katapultieren. Hier vermehrt sich derlei Gesocks jedenfalls nicht. Ich verabscheue Nacktschnecken und es ist mir auch vollkommen schleierhaft, dass nicht nur die in dieser Hinsicht barbarischen Franzosen, die ja auch gerne Gänse- oder Entenstopfleber verzehren, Weinbergschnecken als Delicatesse bezeichnen. Ãœber das Zustandekommen dieses, auch Fois Gras genannten, zweifelhaften, kulinarischen Genusses schweige ich mich hier angesichts des vielleicht aufkommenden Brechreizes aus. Möglich, dass in der beinharten Brust des steirischen Diktators Terminators doch ein, entfernt dem Herzen ähnelndes, Organ beheimatet ist, hat Herr Gouverneur Schwarzenegger doch schon 2004 die Produktion und den Verkauf von Enten- oder Gänsestopfleber untersagt (siehe „Sieg für die Tiere“). Das ist ja bereits ein guter Anfang, Arnie. Wenn du es jetzt noch schaffst, das aufkeimende Mitgefühl auf die Delinquenten in deinen kalifornischen Todeszellen zu übertragen und diese nicht weiter mittels Giftspritze ins Jenseits befördern lässt, bist du endlich ein Mensch geworden. Für notgeile Nacktschnecken bleibt unsere Terrasse aber trotzdem off limits …

Bis in bälde
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Heute wegen Lethargie geschlossen

Mir ist kalt. Aktuelle Außentemperatur: 14,6 °C. Tief Bärbel geht mir auf die Eierstöcke. Dixie hat Liebeskummer. Der MamS löst Kreuzworträtsel. Es gießt wie aus Eimern. Zumindest Hank ist vergnügt. Er liegt in seinem Bett und singt.

Für alle Werktätigen, die sich aufs Wochenende freuen:

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Der böse Blick hat versagt

Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Tscha ist kein Hexer, Magier oder Heiler. Er ist ein Blender, der mit seinem Basiliskenblick alle zu täuschen versteht. Nicht mal den Probelauf hat die Diva gestern anständig zu Ende gebracht und jetzt verweigert sie sich wieder vollends. Erneut ist Handarbeit erforderlich um leichtfertig und gedankenlos benutztes Geschirr zu reinigen. Ich HASSE das … und warte wieder auf Tscha.

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Varianten von Tief

Gestern sind wir in Imperia ausgelaufen. Franco hat mich auf seine 15 m lange Yacht eingeladen. Ich kenne Franco erst seit gestern, in einer angesagten Diskothek sprach er mich an, als ich mir einen Mojito bestellte. „Hier verwenden sie keine Hemingway-Minze“, raunte er mir zu. „Die Italiener sind schrecklich ungebildet, was Cocktails angeht“, flüsterte er. Seine Einladung kam mir gerade recht. Mit Karl hatte ich mich gestritten, war Hals über Kopf mit meinem bereits gepackten Rucksack vom Campingplatz getürmt. Ich hätte wissen müssen, dass es nicht klappen kann.
Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als Franco die Angel zusammenschraubte und den Haken mit Würmern präparierte. Nun sitzt er backbord, ruhig, die Gauloises hängt in seinem Mundwinkel und er schaut auf die Silhuette der gerade noch erkennbaren Küste. Ich liege auf dem Vorderdeck und die Sonne brennt so heiß, dass sich in meinem Bauchnabel schon ein kleiner, schweißiger See gebildet hat. Das Meer ist ruhig, wie eine Bleiplatte liegt es neben mir und es ist absolut windstill. Vorhin hat Franco in der Kombüse etwas Brot geschnitten und nach süßen Trauben und dunklem Wein zog er einen kleinen Plastikbeutel mit einem weißen Pulver aus der hohlen Buddha-Statue auf dem Sideboard. Er hackte uns mit ernster Miene einige Linien auf dem blank polierten Glastisch und ich versuchte mühsam, mir die lodernde Gier nicht anmerken zu lassen. Jetzt bin ich vollkommen entspannt und sage Franco, dass ich schwimmen gehen will. Er nickt mir zu und lächelt. Das Schiff schaukelt nur leicht, als ich langsam die kleine, blaue Strickleiter hinabsteige. Das Wasser unter mir ist kalt und unendlich erfrischend. Es spült die trägen Gedanken aus meinem Kopf und ich bin plötzlich nicht sicher, ob ich mich in die Realität zurücktreiben lassen möchte. Ich gewöhne meinen erhitzten Körper langsam an das kalte Wasser und stehe lange auf der fünften Sprosse, während das Wasser an meine Brust schwappt. Als ich mich loslasse und die ersten Züge hinter mich bringe, muss ich trotzdem nach Luft schnappen. Mit kurzen, festen Zügen habe ich das Schiff schnell umrundet. Vermutlich habe ich die Fische verscheucht aber das ist mir jetzt egal. Jetzt entferne ich mich schnell vom Schiff und als ich mich umdrehe, ist Franco nur noch so groß wie mein Daumennagel. Toter Mann. Das haben wir im Friesenbad immer gemacht, bis unsere Zehen und Finger schrumpelig waren wie kleine Dörrpflaumen. Ich lasse mich treiben und denke darüber nach, dass es zwei Variationen von „Ich gehe ins Wasser“ gibt, eine mit dem Hintergrund einer angenehmen Erfrischung und eine mit dem Wunsch eines Suizids. Ich spüre eine leichte Berührung an meinem linken Fuß und möchte zurückschwimmen, als etwas meine Fessel (warum heißt das so, denke ich noch) umschlingt und nach unten reißt. Ich strample und schlage mit den Armen aber wie eine eiserne Hand hält mich etwas gefangen. Ich spüre Panik aufsteigen und kann noch einmal Luft holen, bevor ich abermals nach unten gerissen werde. Immer tiefer gleitet mein Körper durch die wechselwarmen Wasserschichten hinunter und schnell wird es dunkler. Schon nach einigen Sekunden sinkt meine Herzfrequenz und die Arterien in meinen Armen und Beinen verengen sich, um das verbleibende, noch mit Sauerstoff angereicherte Blut dem Gehirn, dem Herzen und den anderen, lebenswichtigen Organen zu überlassen. „Tauchreflex“ wird das genannt, habe ich gelesen.Ich spüre bereits den Druck in der Lunge, durch meinen unsteten Lebenswandel in der Vergangenheit ist mein Körper in einem nicht sehr durchtrainierten Zustand. Atme, atme, schreit etwas in mir und ich will zurück auf das Sonnendeck und Francos braungebrannten Rücken sehen und mir ein Bier aus dem Kühlschrank holen … Ganz langsam bemerke ich, wie mein Bewusstsein schwindet und da ist er tatsächlich, der viel genannte Film, der kurz vor Eintritt des Todes abläuft. Ich sehe mich mit meiner großen Schwester durch tiefe, taunasse Wiesen stapfen, ich sehe mich an der Seite meiner ersten Liebe in der Gondel der Zugspitzbahn. „Schau, wie tief das ist“ sagte er und schubste mich zum Spaß. Am Ende des Films sehe ich auch Karl, wie er mit ungläubigem Gesicht auf dem blutgetränkten, einstmals sonnengelben Schlafsack liegt und das tief in seinen rechten Lungenflügel eingetretene Brotzeitmesser umklammert. Ich konnte nicht anders, denke ich noch. Ich wusste nicht, wie tief das Meer wirklich ist. Dann umfängt mich Schwärze.

It’s only magic …

Aus Termingründen besuchten wir die Seniorenvorstellung am späten Nachmittag. Das kleine Verkaufs-Kabuff, der Vorraum und der Süsswarenkiosk, nichts hat sich verändert. Lediglich die neuen Filmplakate von „Emmas Glück“ oder „Battle in Heaven“ verhinderten, dass ich mich mir bewusst wurde, nicht auf einer Zeitreise unterwegs zu sein. Nicht nur aus Recherchegründen besuchte ich die Toilette im Kellergeschoss und war eigentlich mitnichten erstaunt, immer noch dieselben, morgenuringelb-orange-farbenen Kacheln an den Wänden zu finden. Auch die Toilettenschüsseln selbst haben sicher aus Hygienegründen immer noch keine Klobrillen, lediglich schwarze Gummi- oder Plastikstreifen auf dem oberen Rand. Die olfaktorische Prüfung konnte allerdings lediglich mit 1 Punkt auf meiner nach oben offenen „Das-stinkt-hier-Nix-wie-raus-Skala“ abgeschlossen werden. Auch das hat sich also nicht geändert.
Während in den Multi-Cineplexxen der Republik meist milchgesichtige Magerhaken an den Einlasskontrollen zu finden sind, inspizieren hier festlich gekleidete, rundliche Mittsechzigerinnen die Billets. Auch im Vorführraum selbst ist die Perspektive auf die Leinwand eine völlig andere. Nicht von oben nach unten, sondern ziemlich gerade fällt der Blick auch von den hinteren Rängen auf die Leinwand, die ihres gerüschten Vorhangs inzwischen beraubt wurde. Diese Sitzkonstellation birgt allerdings das Risiko eines eingeschränkten Sichtfeldes, falls sich ein Sitzriese in die immer noch komfortablen Klappsessel vor den Betrachter placiert. Werbung gab es keine (sehr wohltuend), es waren kaum Besucher anwesend (noch wohltuender) und es gab auch kein Eis, was verschmerzt werden konnte. Dass bei kleinen Lichtspielhäusern die Uhren noch anders gehen ticken, beweist auch der Internet-Auftritt. Dort ist auf der Programmseite zu lesen:
„Bitte bedenken Sie, dass diese Daten von Menschen eingepflegt werden. Es kann daher keine Gewähr für die Richtigkeit und/oder Vollständigkeit der Daten übernommen werden. Um sicher zu gehen, dass eine Filmvorstellung stattfindet, setzen Sie sich bitte mit dem Kino telefonisch zu Verbindung.“
Der Film? Na, da erübrigt sich jeder Kommentar. Wunderbar anrührend und bei aller Tragik mit viel schwarzem Humor. Genau mein Stil.

Der heutige Tag stand für den MamS und mich unter dem Motto: Luxus und Lotterleben. Frühstück im Cafehaus. Luxuriös hier auch der Preis: 15,00 Euronen für zwei nicht unmäßig üppige petit-déjeuner und 2,20 Euro pro Extra-Pott Bohnentee. Ein ausgedehnter Joyride durch diverse Einrichtungshäuser folgte, in dessen Rahmen wir uns endlich die heiß ersehnten, XXL-Pastateller gönnten sowie schnuckelige Brüderchen für unsere quantitativ dezimierten Espressolöffel.

Seit nunmehr geschlagenen drei Stunden bastle ich nun hier herum. Nachbarin 1 besuchte uns, um über ihren Steuerbescheid zu klagen. Nachbar 2 erschien, um mich um einen Entwurf für seine Geburtstagseinladung zu bitten. Und: Tscha war da. Was soll ich sagen? Statt Totalschaden trat der berühmt-berüchtigte Vorführeffekt auf. Tscha richtete seine stechenden, stahlblauen Augen auf die Diva, drehte mit beängstigender Rohheit derb an ihren Knöpfen (gegen den Uhrzeigersinn, das nur als Tipp, liebe Herren) und sie schnurrte und blubberte und war ihm zu Willen. Mit roten Ohren und Zuspruch heischenden Beteuerungen, doch selbst alles versucht zu haben, begleitete ich Tscha zur Tür und ballte die Becker-Faust, als Tscha wieder in seinen Mercedes-Bus stieg. Man sagt, er habe magische Kräfte …

Deshalb das Fremdwort des Tages: Nigromantie

und es bedeutet „Zauberei“, „schwarze Kunst“. Selbst wenn Tscha beim nächsten Besuch mit zwei Hörnern auf dem Kopf und einem Besen unter dem Hintern angeritten kommt, das wäre mir einerlei. Lieber blamieren als blechen …

Ich hätte zwar noch einen aktuellen Verbrauchertipp in petto, aber aus aktuellem Anlass muss dieser Beitrag verschoben werden. Der MamS holt die Kinder von meiner SchwieMu ab, die sich heute todesmutig mir 4 Enkeln in den Freizeitpark begab. Schluss mit Luxus.

Behaltet euch wohl
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