Ausgang

Mit SchwäSu und SchwaMa gehe ich heute ins Lichtspielhaus (kennt den Begriff überhaupt noch jemand?) Ich komme auf dieses Wort, weil der Film nicht in einem von den Cine-Multiplexxen vorgeführt wird, sondern in einem kleinen, altmodischen Kino, wo ich schon seit vielen Jahren nicht mehr war. Ich bin gespannt, ob dort immer noch die gleiche, damals schon angestaubte und antiquierte, trotzdem angenehm altmodische Stimmung herrscht, inklusive redunantem Rüschen-Vorhang …
Ach, der Film! Naturalmente La Cruz in Almodovars „Volver“.
Sie ist doch hinreißend und beinahe zu schön für diese Welt, finde ich.

Viel Spaß bei allem, was ihr heute noch zu tun gedenkt ..
moggadodde

Warten auf Tscha 2

Wie der geneigte Leser vielleicht feststellen konnte, wurde ich gestern Opfer eines Phänomens, das man wohl „downtime“ nennt. Die Vokabel, die ich gestern noch witzig fand, lehrte mich in der Nacht das Fürchten.
Ich hatte eine lange, in meinen Augen recht gelungene Geschichte verfasst, hatte sie auch schon in trockenen Tüchern, d.h. der MamS durfte hier bereits lesen, aber auf dem Weg zum Server hat sich der größte Teil der Story leider aus dem Staub gemacht. Ich musste mich rest- und sinnlos dem Bardolino hingeben, der vorher meine Gyrus so trefflich geschmiert hatte, um nicht in einen hysterischen Schreikrampf zu verfallen, denn das hätte sich in einem Mehrfamilienhaus nachts um 2 vielleicht nicht so gut gemacht.

Seit Samstag ist die hiesige Meschpoche in die finstere Vergangenheit zurückkatapultiert. Die bereits seit geraumer Zeit kränkelnde Spülmaschine versagte ihren Dienst vollends, nachdem ich ihre Innereien mit einem, seitens der Werbebranche gepriesenen Pülverchens pflegen wollte. Es mag sein, dass sie die plötzlich zuteil gewordene Aufmerksamkeit falsch verstanden hat. Jedoch mit kompletter Arbeitsverweigerung zu reagieren, halte ich für etwas überzogen. Miststück, italienisches! Nachdem das hauswirtschaftliche Engagement der minderjährigen Mitbewohner hier eher defensiver Natur ist, bietet der Ausfall der Diva für mich eine treffliche Gelegenheit, Geschichtsunterricht („SO haben wir früher IMMER gespült“) mit Küchenmaloche zu verbinden. Dass Dixie hier keinen gesteigerten Elan an den Tag legt, muss sicher nicht betont werden. Dank meiner scharfzüngigen Überredungstechnik („Wenn du nicht …, dann …) lässt sie uns jedoch ihre Hilfe zumindest halbherzig zuteil werden. Hank muss nicht zweimal an den Spültisch zitiert werden. Er steht seinem peinlich peniblen Polierpapst-Papi beinahe ebenbürtig gegenüber. Trotzdem ist das manuelle Spülen zeitraubend und unangenehm. Deshalb habe ich bereits gestern früh den hiesigen Reparaturguru angefunkt und ein Besuch wurde mir für den gestrigen Abend avisiert. Ich war lange auf, aber Tscha, so heißt der Gute, kam natürlich nicht.
Während ich so wartete dachte ich nach, wie der Mann zu dem Spitznamen gekommen ist. Auf „Tscha“ konnte ich mir gar keinen Reim machen, vielleicht schreibt er sich ja auch „Cha“, dann ist er vielleicht ein etwas begabter Tänzer. Wenn er „Che“ heißen würde, könnte ich mit der Sache ja was anfangen, verfügt er doch über einen ebenso monströsen Klempnerbalken wie ihn der legendäre Freiheitskämpfer Guevara zeitweise trug. Ich werde ihn bei seinem hoffentlich heute stattfindenden Besuch diesbezüglich einer Befragung unterziehen und berichten.
Wikipedia meint, ein Spitzname (im 17. JH spitz = verletzend), auch Übername, Abname, Utzname, Ulkname, Neckname, Scheltname oder Spottname, sei ein kurzer Ersatzname für den realen Namen einer Person oder Sache. Über die Ableitung vom Spottnamen ist ein Spitzname ursprünglich mit einer negativen Assoziation besetzt, sei jedoch zunehmend neutral im Sinne eines Nicknamens. Im familiären Umfeld könnten spitze Beinamen auch eine positive Wirkung haben und seien dann einem Kosenamen ähnlich oder gleichgestellt.
Nun darf ich nicht ohne gewissen Stolz hier verkünden, dass der Welt größter Spitznamen-Vergeber unter dem hiesigen Dach zu finden ist. Der MamS ist der ungeschlagene Nickname-King aller Klassen.
Schon in früher Jugend zeigte sich die Affinität zur Vergabe von grenzinjurierenden Bezeichnungen. So rief der MamS seine kleine Schwester dauerhaft und gegen deren Widerstand ausdauernd „Brettschneider“, was mich, entre nous nur an das Spinnentier namens „Weberknecht“ erinnert und nicht sehr schmeichelhaft ist. Die Mutter des MamS wurde „Bouf“ gerufen, der Vater „Gück“.

Seit beinahe zwei Dekaden bin ich mit dem MamS nun nah bis sehr nah bekannt. Das ist eine lange Zeit, in der allerlei Spitz-, Nick- oder Kosenamen zusammenkommen. So war ich schon:
– Siegblatt
– Stückchen
– Liebessieg
– Lumpl
– Herzlauser
– Sweety
– Doggy (Bezeichnung für den Bauch der Unterzeichnenden)
– Schwängli
– Wendy
– Dr. Renz
– Idl
– Tümmler
– Marone

um nur einige der neckischen Nicknames zu nennen.

Auch unsere Kinder wurden von den Namensvergabe-Aktivitäten nicht verschont:

Tochter war:

– Bläggi
– Dopisch
– Kontraduxe
– Bischi
– Beübl
– Hixe

Sohn war:

– Huschi
– Henkelmann
– Schrotti
– Henkelpott
– Huschenko
– Pöttchen
– Pottmann

Dauerhaft scheinen sie jedoch „Dixie“ und „Hank“ zu heißen. Meine Wenigkeit wird momentan „Ollie“ oder „Holli“ gerufen. Nur selten höre ich meinen echten Namen, im Grunde nur wenn die Stimmung hier in Richtung Nullpunkt sinkt.
Der MamS bekleidet einen sehr trockenen Beruf. Mag sein, dass er seine staubige Arbeit durch diese lockere Namensvergabe zu kanalisieren sucht. Auf fränkisch sagt man dazu: „Jedem Dappn sei Kappn“.

Wie gehabt, das Posting von gestern war sicherlich unterhaltsamer. Leider hat mir eine höhere Macht hier ganz ordentlich in die Suppe gespuckt.

Einen angenehmen und stresslosen Tag wünscht
moggadodde

Warten auf Tscha

Seit Samstag ist die hiesige Meschpoche in die finstere Vergangenheit zurückkatapultiert. Die bereits seit geraumer Zeit kränkelnde Spülmaschine versagte ihren Dienst vollends, nachdem ich ihre Innereien mit einem, seitens der Werbebranche gepriesenen Pülverchen pflegen wollte. Es mag sein%2

Life in a fast lane

Mit einem unguten Gefühl steige ich die ausgetretenen Steinstufen zu einem alten Kellergewölbe hinab. Vielleicht wurden früher dort die hausgemachten Würste oder Schinken gelagert. Die dicke, schwere Eichenholztüre mit einem großen, runden Metallring lässt sich nur mit großer Kraft öffnen und sofort schlägt mir der harte, wummernde Bass einer mir beinahe unerträglichen, unter die Haut gehenden Musik entgegen. Meine Augen gewöhnen sich nur langsam an die Dunkelheit und langsam bahne ich mir den Weg durch zappelnde Leiber. Ab und zu werde ich von umher geworfenen Armen oder Händen getroffen und die schweißgeschwängerte Luft raubt mir den Atem. Manchmal klatschen mir im Vorbeigehen auch nasse, stinkende Haare ins Gesicht. An einer behelfsmäßig aus Glasbausteinen errichteten Theke frage ich einen Mann mit nacktem Oberkörper und einem monströsen Tattoo auf der rechten Brust nach K. Mit glasigen Augen schaut er mich an und ich sehe, dass er meine Frage nicht verstanden hat. Ich frage ihn nochmals, ob er K. gesehen hat und seine ebenfalls tätowierte Hand zeigt nun mit einer schlaffen Bewegung nach links, wo ein mit einem Teppich verhängter Torbogen in ein durch einige Kerzen nur fahl illuminiertes Nebenzimmer führt. Ungefähr ein Dutzend Menschen liegt auf vier schmutzigen Sofas, die einen strengen Geruch verströmen, eine grauenhafte Melange aus altem Urin, feuchtem Schmutz und Erbrochenem. War die Luft in dem vorherigen Raum schon beinahe nicht mehr atembar, Sauerstoff ist in diesem stinkenden Kabuff sicherlich kaum mehr nachweisbar. Schwaden von dickem, grauem Rauch steigen aus Mündern mit rissigen Lippen und es dauert einen Moment, bis ich K. in den dicken, schweißglänzenden Armen eines fast kahl geschorenen Mittzwanzigers entdecke. Er trägt ein schwarzes Muskelshirt mit dem Aufdruck „Piss off“ und seine Jeans ist fransig und durch die Löcher sehe ich seine fleischigen, weißen Knie. Ich trete ganz nah an K. heran und sie schaut mich langsam blinzelnd an, während sie sich aus den fetten Armen des Mannes neben ihr schält, der leise grunzt und seinen Blick nicht von der auf dem niedrigen Couchtisch liegenden, nackten Brünetten entfernt, die in embryionaler Haltung in einer Pfütze liegend schläft. K. steht erstaunlich schnell neben mir aber nach einigen Schritten sackt sie zusammen und es gelingt mir gerade noch, ihren federleichten Körper unter den Achseln zu packen. Ich richte sie wieder auf und sie übergibt sich in einen Blumenkübel, in dem längst verblühte Veilchen vor sich hin kümmern. Mit langsamen Schritten gehen wir zum Auto und mit kaum verständlicher Stimme flüstert K.
„Ich bin müde“.

NEIN. So war es nicht. Als ich Dixie im namenlosen Kaff im Gewölbekeller abholte, saßen vier milchbärtige Grünschnäbel vor einer blubbernden Shisha und erzählten sich schlüpfrige Jokes. Dixie hing ziemlich entspannt auf einem Sessel herum und erwartete mich bereits. Sie hat erzählt, sie habe viermal an der Wasserpfeife gezogen. Dann sei ihr schlecht geworden und sie habe aufgehört. Sie hielt mir auf dem Heimweg einen Vortrag, sie wisse, wann sie aufhören müsse und sprach mit einer der pubertierenden Generation anhaftenden, grauenhaften Überheblichkeit von Selbstkontrolle und der Fähigkeit, die eigenen Grenzen genau zu kennen. Sehr gerne hätte ich sie aus dem fahrenden Auto auf die vorbeiziehenden, abgeernteten Äcker geworfen. Ich blieb jedoch sehr ruhig und bat sie lediglich, meine Bedenken im Hinterkopf zu behalten und sich bei Gelegenheit daran zu erinnern.

Manchmal denke ich, ich hätte mir vor 14 Jahren lieber einen netten Bernhardiner kaufen sollen, wäre durch Gassigehen bei Wind und Wetter kerngesund und hätte ohne jegliche Erziehungszeiten möglicherweise ein chices Büro mit teuerer Auslegware in einem weltumspannenden Großkonzern. Doch ich entschied mich dafür, mein Leben auf die harte Tour zu verbringen, mit Kindern, Teilzeit, Haustier, Küche und Kehrwoche (demnächst wieder, also Haustier, meine ich). Und irgendwie ist das ja auch gut. Ich bin ja schon still.

Eine geruhsame Nacht wünscht

moggadodde

Ich guck jetzt noch Charles Bronson. Einer DER schauspielernden Männer meiner Jugend, auch Yul Brynner als Gunslinger in Westworld habe ich geliebt …

Alles wird gut

Mein Arzt hat gesagt, ich soll mich nicht aufregen. Leicht gesagt, verehrter Herr Medicus, haben Sie schon mal eine Webadresse gewechselt? Nein? Na, dann erübrigt sich jedes weitere Wort und Sie wissen überhaupt nicht, welche widrigen Winde mir im worldwide Webspace entgegenwehen! Bereits wiederholt muss ich die mich bewegenden Aperçus, die schon heute morgen meine Gehirnwindungen durchsegelten, der geneigten Leserschaft vorenthalten. Wenn ich unter Stress stehe, platzen die aufkeimenden Gedankengänge wie zu groß gewordene Seifenblasen und die Tatsache, dass die mich mit der Welt verbindende, virtuelle Nabelschnur wiederholt unsanft gekappt wurde, bringt mich so ganz allmählich an den Rand der Raserei.

Nun, ich kann nichts daran ändern, einzig mein der geliebte MamS und der wunderbare Weggefährte bt spenden Trost in diesen schlechten Zeiten und noch harre ich relativ gelassen der Dinge.

Um mich auf andere Gedanken zu bringen, beschloss ich, kurzfristig beim Friseur um einen Termin zu betteln. Nach nur kurzer Wartezeit schlug ich im Nachbarort bei einem der klassischen Coiffeurs auf, wo mich gleich das wohl vertraute Odeur von Ammoniak und Sauerstoffperoxyd in kongenialer Kombination mit der Kakophonie von brüllenden Föns und brummelnden Trockenhauben empfing. Gewickelte Ömchens (Lockenwickler meine ich hier) schlummerten auf den gepolsterten Stühlen, engagiertes, wuseliges Personal eilte zwischen der schläfrigen Kundschaft hin und her. Unter den Angestellten fand sich auch ein eineiiges Zwillingspärchen, das mich und meine verwirrte Psyche heute auf eine harte Probe stellte … Bei meinem allerliebsten, geliebten und verehrten Friseur meines Vertrauens hätte ich zum einen wohl erfolglos um einen solch kurzfristiges Date gebuhlt, zum anderen sind seine unbestritten erstklassigen Schneideleistungen trotzdem schlicht und ergreifend zu teuer. Ich darf hier verkünden, dass auch der Salon zum doppelten Lottchen sein Handwerk versteht, das Ergebnis auf dem wohlgeformten Haupt der moggadodde kann sich durchaus sehen lassen. Und über 20 Euronen billiger ist es dortselbst ebenfalls.

Dixie befindet sich schon wieder im namenlosen Kaff, wo Muddi mogga sie später freilich wieder abholen darf. Dem Vernehmen nach verlustiert man sich dort vornehmlich an gut bestückten Shishas und Suchtprävention ist nur eine meiner mütterlichen Spezialitäten, immerhin gehe ich hier mit wohl wirkendem, abschreckendem Beispiel glänzend voran.

Unserem Hank haben wir versprochen, dass er heute endlich den letzten Teil der Ringe anschauen darf. Nein, nicht Nibelungen, Tolkien liegt ihm eher.

Ich verabscheue mich für heute und wünsche einen schönen Abend

moggadodde