Wegen vermehrten Toilettenbesuchs aufgrund gesteigerter Nervosität verließ Hank als letzter um 7.40 Uhr das Haus. Sofort kehrte wohltuende Stille ein, dann und wann unterbrochen von johlenden Schulkindern, die sich offenbar genauso auf das Ferienende freuten wie ich. Während die Waschmaschine fleißig das tat, was sie sollte gab ich mich hemmungslos dem Luxus hin: Ausgiebige, ungestörte Zeitungslektüre in Gesellschaft heißen, schwarzen Kaffees, was ich nur dann und wann unterbrach, um auf der mittlerweile sonnigen Terrasse mein rauchiges Frühstück einzunehmen.
Der Umstand, dass ein Frühstück im herkömmlichen Sinn, mit Weckli oder Müsli oder sonstiger, fester Nahrung meine Sache nicht ist, kam mir heute sehr zupass. Die Müllabfuhr leerte die Tonnen heute von ihrer biologischen Abfallpracht und aufgrund der warmen Temperaturen und der Tatsache, dass in unserem 6-Parteien-Haus die Tonne nur sehr sporadisch einer eingehenderen Säuberung unterzogen wird plus einige Arschlöcher, die den den Müll ohne jede Papierverpackung lose einwerfen, erfreuten sich mehlweiße, quirlige Gesellen, zahlreich und hartnäckig überall in der Tonne, um dann und wann in der dunklen Brühe, die sich als stinkender Überrest in der 120 l-Tonne befand, ein erfrischendes Bad zu nehmen. Mit Gummihandschuhen, Gießkanne, Feudel und Lappen machte ich der ekelhaften Brut den Garaus, die angedachte Nasenklammer hätte sich auf eine Wäscheklammer reduziert, die a.) reichlich affig ausgesehen hätte und b.) nicht richtig auf meine Nase passte und c.) deshalb ziemlich drückte, weshalb ich darauf verzichtete.
In Ermangelung einer konkreten Hausordnung des Vermieters, der zuerst einmal das Gute im Menschen sieht, leider aber fälschlicherweise annimmt, dass das hier schon läuft, ziehen sich hier 4 Parteien auf den bequemen Standpunkt zurück: Wenn keiner was sagt, mach ich hier erstmal gar nix. Da wäre erstmal der Gitarre spielende Sektierer unten rechts, der zugegebenermaßen musikmäßig mit mir auf einer Wellenlänge schwimmt (was ihm aber bezüglich dieser Problematik keine Sonderpunkte einbringt) und der seine Schuhe auch immer vor der Wohnung auszieht um sie geordnet in den Hausflur zu stellen, der vor Spinnweben und Dreck strotzt, weil er ihn nicht putzt. Sein Argument einer zeitraubenden beruflichen Tätigkeit kann nicht greifen, denn, hallo, wer hat die nicht? Dann gibt es die alleinerziehende Mutti, neben uns, die ich immerhin nach einem Jahr dazu brachte, unser Stockwerk zu putzen und die mich mit ihrer „Ich bin ja nur eine schwache, arme Frau, ich brauche bei allem Hilfe“-Masche nicht einwickeln kann, die neu eingezogene Aische mit Kind, eine lackierte Münzwechselkraft in einem Sonnenstudio, die ebenfalls mit diesem Trick reist, den Zwerg östlicher Prägung über uns, der hier aber wirklich was tut (was ihn in meiner Achtungsskala aber trotzdem nur unwesentlich klettern läßt), und den BMW-Boy mit der großen Fresse, aus der allerdings nur schwammige, unkonkrete und nicht verlässliche Ansagen blubbern. Er und seine neue Flamme Babuschka sind unter uns häufig am Putzen, allerdings nur in ihren vier Wänden und nicht für alle. Da muss ich mir mal was überlegen. So geht das hier nicht weiter …
Ziemlich ermattet und nach ausgedehnter Dusche musste ich mich bei meiner Lieblings-Nachbarin erstmal mit einem neuen Kaffee und mehr stärken. Jetzt bin ich hier noch weiter am Wuseln, bevor Hank sicher gleich wieder hungrig auf der Matte steht.
Bis denne
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