Die spontane Einladung zum Sektfrühstück bei der Lieblingsnachbarin konnte ich natürlich unmöglich ausschlagen, auch aufgrund des traurigen Umstandes, dass Ende dieses Jahres derlei dekadente Events wegen ihres Umzugs der Vergangenheit angehören werden. Bei meiner Rückkehr gegen Mittag musste ich feststellen, dass der magentafarbene Prämonopolist hinterlistig die Nabelschnur zum WWW gekappt hatte, weshalb ich sofort die Störungsstelle kontaktierte, wo ein netter Herr einen „Großschaden“ diagnostizierte, vom dem 145 Anschlüsse betroffen seien und dessen Behebung noch länger auf sich warten ließe. Hm. Wenn ich zuhause bin, habe ich hier in der Regel eine Standleitung ins Netz und so von Hundert auf Null ausgebremst war ich etwas konsterniert. Was sollte ich mit meiner Zeit nun anfangen? Ich besann mich auf die guten, alten, hausfraulichen Tugenden, unterzog die Räumlichkeiten der Mitesserchen zunächst einer gründlichen Okularinspektion und machte sodann mal wieder gründlich klar Schiff. Nachdem erst am späten Abend die Leitungen geflickt waren, sieht es dort jetzt wieder recht manierlich aus.
Hank fragte mich heute, warum es denn nur Putzfrauen gebe. Ich antwortete, dass es sehr wohl auch „Putzmänner“ gebe, nur nicht so viele und er meinte, dass es ja wohl eklig wäre, den „Dreck von anderen Leuten“ wegmachen zu müssen. Nun erwiderte ich, dass die Putzfrauen das sicher nicht aus Jux und Dollerei tun, sondern auf das Geld aus dieser Arbeit angewiesen sind, weil sie keine andere Arbeit finden können, was an den Umständen liege und manchmal auch an der mangelnden Ausbildung. Er konterte recht flapsig: „Das heißt ja dann, dass Mädchen in der Schule nicht so schlau sind wie Jungs“ und da verschlug es mir die Sprache. Nun hat es wenig Sinn, mit einem Achtjährigen die komplexe Problematik der immer noch restriktiven Einstellungspraxis der deutschen Arbeitgeber zu diskutieren, doch musste ich ihn abschließend auf die unumstößliche Tatsache hinweisen, dass Frauen deshalb, weil sie so einen wie ihn in die Welt setzen wollen, jobmäßig nachher oft einfach die Gelackmeierten sind und keine andere Wahl haben, als den „Dreck von anderen Leuten“ wegzumachen, damit die Prinzen und Prinzessinnen daheim das neue Lego Starwars für Nintendo DS kriegen oder auch nur einfach was zu beißen zwischen die Kiemen. Ich denke, das hat er jetzt kapiert.
Und das
passt in diesem Zusammenhang ganz gut, finde ich.
Euch eine ungebremste Nacht wünscht
moggadodde
Da keiner schreibt, tobe ich mich mal wieder aus.
Den ersten Teil mit dem Bagger in eurer Straße und dem durchbissenen Telekomkabel kenne ich nur allzugut.
Im zweiten Teil, dem mit den geschlechtsspezifischen Vor- und Nachteilen, fällt mir einfach keine Lösung ein. Nicht dass ich der Herman recht gebe, aber Kinder kriegen und sie gut behütet durchs Leben bringen, ist eben kein Nebenjob. In einem Leben reicht es vermutlich nur für die Karriere oder die Brutpflege. Wer welchen Part in der Partnerschaft übernimmt ist Verhandlungssache der betreffenden Personen. An die Superfrauen glaube ich nicht. Das sind Ausnahmen, bei denen es unter Preisgabe jeglicher Individualität der Lebensgestaltung nur so scheint, als würden sie alles perfekt unter einen Hut bekommen.
Zudem könnte man Hank verdeutlichen, dass auch ein Zahnarzt oder Chirurg nicht unbedingt angenehme Aussichten am Arbeitsplatz genießt. Er bekommt zwar viel mehr Geld für seinen Job. Dafür nimmt er aber auch eine deutlich längere Ausbildungszeit inkauf. Außerdem ist das alles ein Problem von Angebot und Nachfrage. Wer in einen Job geht, in den sehr viele wollen und können, muss mit Lohndumping durch die Konkurrenz der Bewerber rechnen. Die ‚Nachfrager‘ nutzen das natürlich eiskalt aus. Und jetzt wäre wieder das Regulativ die Politik an der Reihe. Wer aber nicht wählen geht, muss sich nicht wundern, wenn er für 5 € die Stunde ausgebeutet wird.
Hank wird noch viel kapieren müssen. Bei dieser Mutter mach ich mir darüber keine Sorgen.
Denkweisen wie die von Frau Herman liegen auch mir ziemlich fern, zumal ich nicht zur dankbaren Untertanin tauge. Allerdings ist der Spagat, den in Vollzeit berufstätige Mütter vollführen müssen, tatsächlich nicht zu schaffen, ohne dass, wie du ganz richtig bemerkst, etwas auf der Strecke bleibt. Dafür, dass mir persönlich die volle Doppelbelastung nie abverlangt wurde und ich dank der Unterstützung meiner Mutter trotzdem sofort wieder teilzeitmäßig unterwegs sein konnte, bin ich sehr dankbar. Nur mit bleischwerem Herzen hätte ich die Kinder im Babyalter in fremde Betreuungshände geben können und die Vorstellung, beide nur noch zum abendlichen Zähneputzen oder hektischen Frühstück zu sehen, mit der einen oder anderen Stunde „quality time“ wäre mir ein Graus. Ich habe mich bewusst für die Mutterschaft entschieden und fühle mich verpflichtet, diese halbes-Leben-Aufgabe bestmöglich zu meistern. Natürlich sind die Sichtweisen hier verschieden aber an dem Grundsatz der Rollenverteilung Mutter + Kind neben dem Vater wird sich niemals etwas ändern. Deshalb sind alle Anstrengungen, den Müttern pro forma die Möglichkeit anzubieten, alles unter einen Hut zu bringen, nur eine Mogelpackung und nicht ernsthaft dazu geeignet, das Dilemma der berufstätigen Mutter zu lösen.