Hank hat sich gestern wohl etwas verkühlt, von seinem Schnorcheln und den schweren Atemzügen aufgrund verstopfter Nase wurde ich heute früh wach. Außerdem ist ihm immer noch schlecht, weshalb ich ihn mit einigen ordentlichen Hüben aus der immer im Vorrat befindlichen Nasivin-Flasche wieder ins Bett gesteckt habe, wo er noch immer schläft bis eben schlief. Er meint wie sein Vater mit einer übermenschlichen Kälteresistenz ausgestattet zu sein (der MamS geht bis Mitte Dezember im Kurzarmhemd), doch hat ihm dieser auch seine überaus produktiven Schweißdrüsen vererbt und die Abneigung gegen Unterhemden. An unserer gestrigen Wanderung nahm Hank mit seinem Kumpel J.C. mit dem Fahrrad teil und Fahrtwind auf schweißnassem Körper, auf den ich ihm nur unter Strafandrohung eine Jacke aufzwingen konnte, streckte ihn nun darnieder.
Heute habe ich nun gelesen, dass der hessische Ministerpräsident unserem Herrn Stoiber hinsichtlich innovativer Integrationsideen den Rang abzulaufen scheint. Herr Koch begrüßt den Vorstoß der Stadt Dietzenbach bei Frankfurt, Deutsch zur Pflichtsprache in Kindergärten zu machen, sowie die Nationalflagge und ein Foto des Bundespräsidenten anzubringen. Er meint, dass bei den Kindern „keine psychosozialen Schäden auftreten, wenn in Schulen und Kindergärten Symbole unseres Staates ausgestellt“ würden. Dass die deutsche Sprache in Kindergärten Sprache der Wahl sein sollte, steht für mich eigentlich außer Frage. Wo sonst, wenn schon nicht im Elternhaus, können Kinder das Idiom ihres Gastlandes lernen, wenngleich die Durchführbarkeit mir etwas schwierig erscheint. Was sagt Fräulein Ilse zu Ayshe und Gökcan, wenn sich die beiden in der Puppenecke auf türkisch ums einzige Schlummerle kloppen? „Streitet bitte auf deutsch. Ihr beide wurdet gestern schon verwarnt. Wenn ihr noch mal auf türkisch streitet, muss ich eure Eltern benachrichtigen!“, was wegen der dort bestehenden Sprachbarriere nochmals ein schwieriges Unterfangen wäre und in so einigen Kindergärten entweder sprachlose Ruhe oder die Renaissance der Gebärdensprache bringen dürfte.
Mit den „Symbolen unseres Staates“ hingegen habe ich so meine Probleme. Politische Bildung in allen Ehren aber ich denke nicht, dass ein hübsches Brustbild von Herrn Köhler oder die Allgegenwart der deutschen Flagge Ausländerkinder dazu veranlasst, zu einer verbesserten Identifikation mit diesem Land zu gelangen.
Ohnehin haben sich die „Symbole des Staates“ wenn man schon mit solch gewichtigen Worten um sich werfen möchte, verändert. In wöchentlichem Wechsel könnten die Symbole variieren, eine Woche könnte ein Schweini-Trikot die Wände zieren, in der nächsten vielleicht ein Shirt von Klose oder Asamoah plus eine Abbildung von Goethe, Yvonne Catterfeld, „Lollipops“ oder dem unsäglichen Rolf Zuckowski. Abstimmungen per Handzeichen über das „Symbol der Woche“ würden den Kleinen auch gleich einen Vorgeschmack auf die Demokratie im Alltag geben.
Als ich Hank, der wieder erstarkt ist, eben danach fragte, was für ihn ein Symbol für Deutschland wäre, was er malen würde, damit ein anderer das als deutsch erkennt, nannte er wie aus der berühmten Pistole geschossen: ein Fußballtrikot. Und danach befragt, welche Person er mit Deutschland verbinde, nannte er „Angela Merkel“.
Euch einen sonnigen Tag wünscht
Symbol
(The artist formally known as moggadodde)