Bisher ist der Tag ja ziemlich blöd. Es kann gut sein, dass ich da ein bisschen eigen bin, aber die weit verbreitete Sitte, sich sein Geburtstagsgeschenk selbst auszusuchen, finde ich doof. Die Ansage war recht einfach: Ich wünsche mir eine Armbanduhr. Silber, bzw. dieses leichte Titanmaterial, ähnlich der, die ich bereits seit Jahren trage, die aber inzwischen ziemlich abgestoßen aussieht. Gestern drängte mich der MamS in die Stadt, damit ich mir selbst eine Uhr aussuche, dazu verspürte ich jedoch gar keine Lust. Ich weiß aber, dass er sich vehement dagegen sträubt, mir auf eigene Faust etwas zu kaufen, wohl aus Furcht, es könnte mir nicht gefallen aber, ich meine, wir sind jetzt so viele Jahre zusammen, dass mein Geschmack ihm unmöglich verborgen geblieben sein dürfte. Wenn es mir wider Erwarten nicht gefallen hätte, hätten wir es einfach umgetauscht aber vielleicht wäre es ja genau das Richtige gewesen, zumal ich nicht auf irgendeine Marke festgelegt bin. Egal. Ich hatte also keine Lust und sagte ihm wahrheitsgemäß, dass er sich keine Sorgen machen solle; er wisse, dass ich keine geschenkegeile Tussi bin und wenn das nicht klappen würde, wäre ich nicht böse drum.
So hatte der MamS dem kleinen Hank, noch bevor ich heute meine müden Äuglein öffnete, den Floh ins Ohr gesetzt, dass sie mich zum Frühstück ins nächste Bäckerei-Café abschleppen und kaum trat ich aus dem Schlafgemach, eröffneten sie mir dies. Ich weiß, dass ich manchmal blöd sein kann, aber dazu hatte ich jetzt auch keine Böcke. Ich wollte mich ungewaschen und im Pyjama mit der Zeitung auf die Couch lümmeln, mit einen doppelten Espresso in der Hand und das sagte ich auch. Jetzt hatte ich beide beleidigt, aber warum in dreiteufelsnamen soll ich mich zum Frühstücken ins Café setzen, wenn ich lieber daheim abhänge, meinen Geburtstag langsam angehen lasse damit ich später mit der Zubereitung von 10 l Chili con Carne für die üblichen Verdächtigen heute Abend nicht in zeitliche Schwulitäten komme?
Hank war beleidigt, weil er zum Frühstücken wollte, der MamS war beleidigt, weil ich nicht zum Frühstücken wollte und ich war beleidigt, weil mich keiner verstehen wollte!
Später wies ich ihn darauf hin, dass ICH schließlich nichts dafür könne, dass er nicht in der Lage wäre, mir allein ein Geschenk zu kaufen und da ich das ja wisse, sei ich ihm ja auch nicht böse. Wenn er und sein Sohn mir den heutigen Tag versauen wollten, seien sie damit schon ganz schön weit gekommen und sollte er mir noch ein Geschenk machen wollen, dürfe er sich gerne des Chilis annehmen und mir die Arbeit in der Küche schenken.
So ist es jetzt auch gekommen. Der MamS hat mir die Zubereitung von 10 l Chili con Carne geschenkt, während ich mich aufs Abschmecken beschränkte. Das ist also ein Geschenk, das garantiert nicht umgetauscht wird und jetzt ist er zufrieden.
Warum ist alles so kompliziert? Oder bin nur ich so kompliziert? Ich bin doch nicht kompliziert, oder?
Euch einen einfachen Tag wünscht
moggadodde