Don’t be my valentine!

Die gewinnträchtige Erfindung „Valentinstag“ inspiriert jährlich die Liebenden in aller Welt zu allerlei mehr oder weniger einfallsreichen Ergüssen und Zuneigungsbekundungen und die zahlreichen Zeitungsannoncen für „Teufelchen“, „Bussibär“ und „Männle“ ziehen immer meine Aufmerksamkeit auf sich. Dass ich diesem zweifelhaften Konsumhype anlässlich dieses bescheuerten Blödsinns ablehnend gegenüber stehe, muss ich nicht betonen und ich halte es für mehr als passend, dass dieser Tag in den zeitlichen Zusammenhang mit der sogenannten „5. Jahreszeit“, der Wochen des verordneten Frohsinns, fällt.
Aber diese Anzeige

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hat mich schon schockiert. Wenn die Schreiberin sagt, „Bärchen“ sei „seit 30 Jahren“ ihr „Lieblingsbär“, so impliziert diese Aussage nach meiner Meinung, dass sie noch andere Bären am laufen hat, jener aber eben ihr liebster Bär sei. Also mich als betroffenen, monogamen Bären würde das ziemlich aufhorchen lassen und außerdem, wer seine Herzdame „Hausmuh“ nennt ist ja wohl ein „Mastochse“ und kein Bärchen und wenn sich die Herzdame selbst auch noch so tituliert, dann ist ja wohl Hopfen und Malz verloren.
„Hausmuh“ – ich fasse es nicht.

Euch einen fröhlichen Tag wünscht
moggadodde

Mental-Marathon

Ich möchte jetzt niemanden neidisch machen, aber ich sage es jetzt trotzdem: Ich habe Urlaub! Zwei Wochen! Nach dem heutigen Tag in den Katakomben habe ich diesen allerdings auch redlich verdient. Schon eine Viertelstunde nach Anpfiff streikte die Bahn, was unnützes Herumstehen ergab, weil irgendwann Ohne in uninteressante Details zu verfallen sei nur bemerkt, dass ich angesichts meines heutigen, unerklärlicherweise recht desolaten Gemütszustandes herzlich gerne alle, bis auf drei der anwesenden Damen mit einem Dauerfeuer aus meiner imaginären Kalaschnikow niedergestreckt hätte! Zu allem Ãœberfluss hatte ich es direkt mit Frau Walfisch gegenüber zu tun, die sich mehrmals über ein am nächsten Platz von Frau Sprechmaschine eingesetztes, zugegebenermaßen penetrantes Deodorant mokierte. Gerade sie, die oft stinkt wie ein Harzer Roller! Ich hatte es satt, als sie gegen 11.00 Uhr einen Palettenschubser zum tausendsten Mal „Paulchen“ ruft, obwohl er nicht so heißt, ich hatte es satt, ca. zwanzig Mal, wenn jemand versehentlich den Lichtschalter ausknipst: „Feierabend, jetzt gemmer heim!“ zu hören, ich hatte das postpubertäre Geschwafel des mir zugeteilten Azubis satt, der mir von seinen „voll geilen“ Sauforgien am Mainufer berichtete, ich hatte das zänkische Gekeife zwischen den Kittelschürzen satt und irgendwann hatte ich mich selbst satt, weil ich ständig darüber nachdachte, wie sehr ich alle anderen satt hatte …

Endlich, endlich war Feierabend und ich besuchte meinen Vater, der die Intensivstation heute verlassen hat, was mich aber alles andere als beruhigt. In einem Zimmer JWD lag er lediglich mit der Halskanüle und einem Nasenschlauch, unfähig zu sprechen zwar, aber sehr wach. Schlimm wurde es, als er husten musste, panisch wurde, der Schwester klingelte, die ihm den Schleim absaugte. Er las die Zeitung und ich freute mich, als er etwas aufschrieb, aber als er mir den Zettel gab, verging mir das Lachen gründlich. Er sei „montags, dienstags und mittwochs als Kameramann in München gewesen“, schrieb er. Dort sei er „Darsteller eines kranken Mannes“ gewesen, „24 Stunden je Tag“. Das käme „auch als Film raus“ – und er meinte es ernst. Noch mehr verängstigt bin ich jetzt, da er auf der „normalen“ Station liegt, wo er nicht exklusiv gepflegt wird, sondern eine Pflegekraft für sehr viele Kranke zuständig ist und ich habe gesehen, wie er panisch reagiert, wenn nicht sofort jemand kommt … Am meisten beunruhigen mich allerdings die immer noch gegebenen Hirnleistungsstörungen. In einem Krebsforum habe ich mich jetzt auch angemeldet und versuche dort brauchbare Angaben zu erhalten

Am Abend musste ich dann zu allem Überfluss noch ein Frauengespräch mit Dixie führen, die in Verhütungsfragen jetzt endlich zugänglich geworden ist und das ist ein Thema, das mir schon länger unter den Nägeln brennt und jetzt endlich angegriffen wird, sowie ein Grundsatzgespräch mit Hank bezüglich der mangelnden Hausaufgabenerledigung an meinen Arbeitstagen.

Die Meteorologen sprechen gern von „gefühlter Temperatur“. So kann diese, wenn es bei knappen Minusgraden windig ist, schnell auf „gefühlte Minus 15 Grad“ kommen. Kann es wirklich sein, dass auch dieser Tag nur 24 Stunden hatte? Die „gefühlte Tageslänge“ betrug bei mir heute mindestens 34 Stunden …

Euch eine lange Nacht wünscht
moggadodde

Gezähmt!

Hier fand gestern eine Krisensitzung wegen des immer noch nicht gebuchten Urlaubs statt. Mit Su. kämpften wir uns durch den undurchdringlichen Angebotsdschungel und sind schließlich nun auf einmal in der Normandie gelandet. Weder Su. noch ich waren bisher in Frankreich und dort lässt man sich die Ferienhäuser ab der letzten Augustwoche nicht ähnlich vergolden wie in Spanien oder Italien, allerdings ist das Wetter um diese Zeit möglicherweise nicht sehr beständig und ob wir die gewünschten 10 Tage buchen können, ist auch noch nicht geklärt. Heute habe ich nun an der Ligurischen Küste, meiner zweiten Urlaubsheimat aus Kindertagen, zwei nette Wohnungen gefunden, aber fix ist auch hier noch nix …

Des weiteren hatte ich gestern einmal wieder kleinere Unstimmigkeiten mit dem MamS, der einen seiner unbeherrschteren Tage hatte, um nicht zu sagen, er zeigte sich von seiner hässlichen eher unschönen Seite und während er sich bei Fremden ganz gut zu beherrschen weiß, ist bei Su., die ja seine Schwester ist, diese Barriere recht niedrig. Su. trägt das mit Fassung, kennt sie ihren Bruder ja schließlich noch länger als ich. Überdies lag mir ein Felsbrocken im Magen, weil ich am Morgen entdeckt hatte, dass Hank, der am Vortag mit seinem Kumpel im angrenzenden Wald unterwegs war und dort schöne, handliche Brocken verkohlten Holzes entdeckt hatte, damit die hintere Hauswand bekritzelt verziert hatte. Wieder einmal stand ich vor der Frage, wie ich das dem MamS beibiegen konnte, ohne den Kopf meines Kindes zu riskieren mir stundenlange Tiraden über die Blödheit der Frucht seiner Lenden anzuhören. Aus ähnlichen Versuchen von anderen Kindern am Nachbarhaus ist mir bekannt, dass eine Entfernung der Wandmalereien mittels Holzkohle auf lindgrünem Außenputz nur mit Spezialequipment möglich ist. Angesichts des Tiefdruckgebiets verschob ich die Veröffentlichung der brisanten Information und hoffte auf günstige Winde.
Nun hat der MamS heute ganz spontan einen Tag Urlaub genommen und viel später am Morgen hoffte ich, aus den Tiefen meiner Kaffeetasse eine Eingebung zu bekommen. Schließlich fing ich an mit dem Satz: „Jungs machen manchmal doch ziemliche Dummheiten, gell? Und wenn ich dir jetzt gleich sage, was Hank sich hat einfallen lassen, dann versprich mir, dass du nicht an die Decke gehst oder rumschreist. Wir sind schließlich versichert und mir ist es lieber, er macht jetzt Quatsch als mit 16 und Schmackes in seinen Fäusten.“ Damit hatte ich ihm schon ziemlich den Wind aus den Segeln genommen und wirklich, er reagierte absolut vorbildlich, verzog natürlich das Gesicht und meckerte ein wenig, aber das ist ja vollkommen legitim. Als Hank von der Schule kam, schickte ich ihn mit dem MamS nach draußen, damit er ihm selbst die unschöne Bescherung zeigt. Er war kleinlaut und reuig, genauso, wie sich das gehört. Der MamS sprach ruhig mit ihm und verzichtete auf Sanktionen und genauso hatte ich mir das vorgestellt. Was ein bisschen traute Zweisamkeit Was mit ein wenig Einsatz der weiblichen Waffen Dank meines physischen und psychischen Einsatzes habe ich Hank so heute aus den spitzen Klauen des Tyrannosaurus MamS gerettet. Ist es nicht schön, dass Männer manchmal ganz schön berechenbar sind?

Euch einen liebevollen Abend wünscht
moggadodde

Ausgeliefert

Mein positive-thinking-pool ist wieder halbwegs gefüllt, obwohl der heutige Besuch bei meinem Vater im Grunde nicht bedeutend besser war als der Gestrige. Von einigen wenigen, wachen, hilflos-stummen Momenten abgesehen ist sein Zustand unverändert, wenngleich ich das Gefühl habe, dass er ganz leicht nickte, als wir mit ihm sprachen und ich meine mir sogar einzubilden, dass er versuchte, seinen Mund zum Kuss zu formen, als meine Mutter ihn auf die bleichen, eingefallenen Wangen küsste.
Mein Bruder, der eher vor Ort war, berichtete vom Kurzbesuch eines Arztes. Dieser wehte kurz ins Zimmer und Brüderchen wollte gerne genaueres über die Operation erfahren und über das weitere Procedere. Der Dottore hob an und erklärte „Na, und die Lymphe sind ja auch raus“ und Brüderchen meinte „Wie? Ich dachte die sind noch drin. Die Operation musste meines Wissens doch abgebrochen werden …“ Der Kittel blätterte blasiert in der Akte und sagte dann lapidar: „Ach, die sind ja doch noch drin.“ Die Frage nach der Medikation und dem schleppenden Fortgang der Genesung beantwortete er kurz und knapp mit dem Satz, den der angehende Humanmediziner sicher im ersten Semester eingebläut bekommt: „Das ist alles ganz normal„. „Ganz normal“ ist es für ihn sicher auch, dass der Arzt ganz offenbar keine Ahnung hat von dem Patienten, den er besucht und ich fände es sinnvoll, dass der Weißkittel vielleicht mal in den Akten auch eines Kassenpatienten guckt, bevor er die Angehörigen verkohlt. Depp, der! Außerdem hat sich Brüderchen noch einen bösen Rüffel eingefangen, weil er die im Zimmer liegenden Krankenunterlagen las. „Nur mit Genehmigung des Stationsarztes!“ sei der Einblick in die Akten möglich und die kesse Frage, ob denn jemand von uns Angehörigen eine Einwilligung zur Fixierung des Patienten gegeben hätte, berief man sich auf ein „Notwendigkeitsgesetz“ o.ä. schwammiges Zeug. Die Krankenschwestern sind allerdings dafür umso umgänglicher. Freundlich, ruhig-resolut und vollkommen ungehetzt, was mit Sicherheit daran liegt, dass auf der Intensivstation eher die massiv sedierte und damit ruhigere Kundschaft zu finden ist, die naturgemäß nicht pausenlos wegen Zugluft, unbequemer Liegeposition, schnarchender Zimmergenossen oder zu kalter Bettpfannen aufmuckt. Die Medizin läuft bequem durch zahllose Schläuche und selbst die zeitaufwändige Essensverteilung entfällt, weil die Mahlzeiten ganz stresslos allein durch die Sonde tröpfeln. An besorgte, hilflose und weinende Angehörige muss man sich allerdings gewöhnen und hier wäre ich als mitfühlende Heulsuse Numero Uno sowieso eine absolute Fehlbesetzung. Krankenschwester ist für meine Begriffe ohnehin nicht nur ein Beruf sondern eher eine Berufung.

Gegen ihren Widerstand schleppten wir meine Mutter, die heute Geburtstag hat, in die Trattoria meiner Tante (= ihre kleine Schwester) die uns und insbesondere unsere Mutter mit ihrer wunderbar einfühlsamen Art und einigen unterhaltsamen Anekdoten und lustigen Geschichten aufmunterte und uns bei Prosecco und Pizza sogar herzhaft lachen ließ. Das hat uns wirklich gut getan und hat meiner Mutter einen nicht gänzlich trostlosen Geburtstag zwischen Bangen und Hoffen beschert …

Euch einen ganz schönen Abend wünscht
moggadodde

Bloggade

Alle, die hier erwartungsfroh hereinklicken, muss ich ein wenig vertrösten. Heute nachmittag besuche ich meinen Vater im Krankenhaus und hoffe, dass die Nachrichten nicht so schlimm sind, wie sie sich noch gestern angehört haben. Muße zur Niederschrift irgendwelcher Vorkommnisse habe ich derzeit nicht, weil wegen seines Befindens andere Gedanken in meinem Kopf derzeit nicht viel Platz haben.
Vielleicht gibt es so etwas wie ein Bassin, das statt mit Wasser mit der Fähigkeit zum „positive thinking“ gefüllt ist. Gerne, oft und ausdauernd schwamm ich darin, sog die positive Energie aus diesem Becken und erleichterte mir so den Umgang mit den großen und kleinen Widrigkeiten, die das Leben bereithält. Der Pegel in diesem Pool ist in den letzten Tagen allerdings ziemlich gefallen und heute versuche ich, um das zu überstehen, die letzten kümmerlichen Reste vom Boden aufzulecken.

Euch einen gesunden Tag wünscht
moggadodde