Um den Konsumklimaindex zu pushen und nebenbei meine arg heruntergekommene Garderobe ein wenig zu ersetzen, unternahmen wir einen ausgedehnten Nachmittag in der Innenstadt und gönnten uns abschließend einen Besuch beim Inder-Pakistani. Zwischen Tandoori-Chicken und Mango-Lassi beobachtete ich eine Unart, der ich schon lange nicht mehr begegnet bin: Zwei Tische weiter bearbeitete ein Enddreißiger die Speisereste zwischen seinen Zähnen. Mit seiner riesigen, linken Pranke als Sichtschutz schirmte er die rechte Hand ab, die mit einem Zahnstocher hingebungsvoll und in allen möglichen Winkeln sein Gebiss reinigte. Er bearbeitete hingebungsvoll seine Kauwerkzeuge und verfolgte das Tischgespräch, unbeeindruckt von meinen entgeisterten Blicken, die er gar nicht wahrzunehmen schien. Hin und wieder senkte er die Sichtschutzpranke und besah sich das Ergebnis seiner Höhlenforschungen auf der Spitze seines Zahnstochers, führte denselben dann wieder in den Mund, um die erbeuteten Nahrungsrückstände dann ganz selbstverständlich wieder abzuschlecken. Es dauerte eine Weile, bis die Reinigung abgeschlossen war und meine Blicke saugten sich fest an diesem Mann, dem ich gerne die Arbeit abgenommen und ihm penibelst, metaphorisch gesprochen, die Fresse poliert hätte … Ich meine, wenn Kinder am Tisch kleckern oder mit den Füßen zappeln, wenn sie aus Unachtsamkeit das Saftglas umkippen oder verträumt in der Nase bohren, bekommen sie in der Regel einen Anpfiff, vielleicht sogar einen Klaps auf den Hinterkopf. Und beim Inder sitzt zwei Tische weiter ein ausgewachsener Kerl, der ungeniert und ungestraft in seiner Gesichtsgrotte herumkratzt. Ich hatte gehofft, diese Unsitte sei endlich ausgestorben …
Satt und müde werde ich jetzt ins Bett gehen, denn morgen ist um fünfe die Nacht gelaufen. Überstunden schrubben in den Katakomben von 7.00 bis 12.00 Uhr ist angesagt und natürlich bereue ich jetzt, am Donnerstag leichtfertig meinen Samstagseinsatz avisiert zu haben und einzig tröstet mich der Umstand, mit einer Menge Plusstunden bei den kommenden schönen Tagen vorzeitig in den Feierabend starten zu können.
Euch eine ruhige Nacht wünscht
moggadodde
Dass dir das so auffiel und dass es dich störte, zeigt auf eindrucksvoller Weise: Du bist durch und durch eine Ästhetin.
Schönes Wochenende.
Och nööö, Georg, ich kann über verdammt viel hinwegsehen. Aber wenn einer bei Tisch in den eigenen Körperöffnungen herumhantiert, finde ich das hmmmm … zumindest befremdlich.
Dir auch schönes Wochenende!