Fulltime Family-Friday

In die heiße Phase seiner Karriere als Katholik ist Hank heute eingetreten. Auf den Kreuzweg sollten wir ihn heute begleiten, wo die 6. von den 14 Stationen unter seiner Ägide stand. Dort wird beschrieben, wie Veronika mit einem Tuch dem auf der Via Dolorosa befindlichen Jesus Blut und Schweiß von der Stirn wischt und ich fand den Umstand, dass gerade Hank diese 6. Station übertragen bekam ein wenig paradox, weil unser Sohn in Hygienefragen etwas, hm, sagen wir verschroben schrullig bescheuert exzentrisch ist. Er isst z.B. keinen Joghurt, der auch nur einen Tag über dem MHD liegt, wenn er von meinem Eisbecher versuchen will, so benutzt er einen eigenen Löffel und nimmt nur von einer Stelle, die ich mit meinem offenbar kontaminierten Eislöffel noch nicht berührt habe. Er trinkt niemals aus einer Flasche, wenn sie schon geöffnet ist, weil er befürchtet, ein anderer könnte schon seine Lippen daran benetzt haben (von einem Glas, aus dem wir schon getrunken haben könnten ganz zu schweigen) und er benutzt beim Frühstück gerne separate Messer jeweils für Butter, Nutella und Leberwurst, weil eine Serviette zum Beseitigen von Resten nicht ausreicht. Selbst trockene Küsse der Familienmitglieder auf Körper oder Gesicht werden schon immer mit einem unauffälligen Wischer mit dem Handrücken von der Hautoberfläche getilgt und wenn ich Hank richtig fies piesacken will, kralle ich ihn mir und überziehe ihn mit einem Trommelfeuer an nassfeuchten Knutschern. Deshalb halte ich es für nahezu ausgeschlossen, dass Hank jemals irgendjemandem irgendwelche Körperflüssigkeiten, geschweige denn Schweiß oder Blut vom Gesicht tupfen würde, selbst wenn es sich dabei um einen blutüberströmten Luke Skywalker, seinem derzeitigen Hauptidol persönlich handeln würde.

Wohlweislich spielten wir unsere Minigolfpartie mit dem Ostergast Schatzi heute schon gegen Mittag und waren tatsächlich bis auf einige, vermeintliche Profis alleine mit allen 18 Löchern und ich bleibe dabei: Im Verein organisierte Minigolfspieler sind komische Käuze. Meist flitzen sie solo im Zick-Zack mit einem Holzköfferchen, das um die 50, für alle Beläge und Schikanen geeignete Bälle beherbergt, über den Platz und an jeder Bahn wiederholt sich das gleiche Schauspiel: Köfferchen abstellen, mit einer einzigen Handbewegung öffnen, in Sekundenschnelle den geeigneten Ball wählen, abschlagen, zack, einlochen, zack, Ball in die Schaumgummibehausung drücken und ab zum nächsten Loch, wobei die richtige Körperhaltung eine große Rolle zu spielen scheint. Vereinsspieler stehen beim Abschlag stets in einer Art Abfahrtshocke und ihre Haltung erinnert mich an mich selbst vor 30 Jahren, auf einer Raststättentoilette in Italien, als ich mir verzweifelt einzureden versuchte, dass es sich bei dem im Boden eingelassenen Loch wirklich um eine Toilette handelt. Sie tragen meist großflächig bedruckte Nike- oder Crane- Trainingsoutfits, blicken auch nach einem fantastisch eingelochten Ass nicht auf und genießen die Bewunderung des umstehenden Publikums, sondern hetzen sofort weiter zur nächsten Herausforderung, was entweder daran liegt, dass sie sich mit unwürdigem Geschmeiß wie Hobbyminigolfern nicht abgeben wollen oder aber daran, dass sie sich selbst etwas genieren, weil sie eine lapidar-kindische Freizeitbeschäftigung wie „Minigolf“ ernsthaft als Sportart deklarieren.

Im Rokokogarten Veitshöchheim beschlossen wir den Nachmittag, spazierten mit dem ersten Waffeleis durch die angenehm warme Sonne, flanierten auf staubigen Pfaden, auf denen schon so mancher Fürstbischof mit seinen Gespielinnen lustwandelte und hinterlistige Intrigen ersonn und hatten eine überaus heitere Zeit.

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Während der MamS am Mittag als erneuter Sieger aus der Minigolf-Partie hervorging, zeigte Schatzi bei der vorabendlichen Joggingrunde, dass die Jugend auf dem Gebiet des Ausdauersports eindeutig die Nase vorn hat.
Nun sind Dixie und Schatzi im Kino, Hank schläft bei seinem Kumpel und der MamS ist erschöpft in Morpheus‘ Armen gelandet. So werde ich mir jetzt mal wieder ungestört George Clooney in „From dusk till dawn“ zu Gemüte führen können.

Euch eine vampirfreie Nacht wünscht
moggadodde

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

5 commenti su “Fulltime Family-Friday

  1. Mephisto sagt:

    Zu dem Thema Hank: ich frage mich gerade, ob sich Hank bereits seelisch auf sein immerwährendes Junggesellendasein vorbereitet. Vielleicht will er ja keine Kinder, dann wäre das Problem noch etwas einfacher. Nach den mir bekannten katholischen Leitlinien darf er Sex eh nur für die Erzeugung der Nachbrut haben – jedenfalls müßte er seinen Luststengel dann nicht ungeschützt in die feucht-warme Höhle stecken, die jede noch so bedrückende Woche zumindest für den Moment vergessen läßt. Ob er überhaupt so weit kommt, wäre aber noch die Frage. Nach meinen bescheidenen Kenntnissen steht vor der Höhle meistens der Kuss und dies zum einem in Mehrzahl und zum anderen unter Zuhilfenahme eines feucht-pelzigen Organs im Mundraum. Solltest du in diesem Umfeld zufällig einmal Beobachterin des Geschehens werden, würde mich die Reaktion seiner küssenden Partnerin interessieren, wenn er ihren ersten Kuss mit dem Handrücken wieder wegfegt (ich bitte um ein Video, auf dem IHR Gesicht zu erkennen ist).

    „From Dusk Till Dawn“ … ein genialer Film. Ich hoffe, du kannst ihn dir in der ungeschnittenen Variante anschauen. In Deutschland kursiert ja auch noch eine verkrüppelte, in der runde 20 Minuten fehlen. Wenn du Quentin Tarantino dabei zuschauen kannst, wie er durch das Schußloch in seiner Hand schaut, hast du die „richtige“ 🙂

  2. Diane sagt:

    … 🙂 – die Anzeichen der Ablösung … und der Lauf der Welt … wenn es auch manchmal Ausnahmen zu geben scheint …

    Wünsche Dir schöne Ostertage!

    Liebe Gruesse
    Diane

    Easter Glitter Graphics

  3. markus sagt:

    @ mephisto: es war der gekürzte film. das original wirst du so schnell nicht im fernesehen sehen können…

    @mogga: das mit dem küssen ist weiter nicht bedenklich. warte mal ab, bis hank in die pubertät kommt. dauert ja nicht mehr lange…
    kann mich noch gut an mich in diesem alter erinnern. ich hasste es, geküsst zu werden. aber dann…

  4. moggadodde sagt:

    @ Mephisto: Tatsächlich nennen wir ihn unter uns manchmal bereits „Howard“ nach Herrn Hughes, der ähnlich spleenig war. Eben beim Fußball (8 : 8 Endstand, alle Tore für uns durch Hank), als die Mannschaft zwei Flaschen Wasser spendiert bekam, zog er sich in der Halbzeit mit einer Flasche zurück, stillte seinen Durst an einer neuen, unberührten, jungfräulichen Flasche und erst dann übergab er sie in den Kreis der Kameraden. Andererseits macht es ihm aber nichts aus, mit Schüsseln im Bett zu nächtigen, in denen z.B. die Reste von Sprühsahne hart eingetrocknet sind. Er ist schon sehr anders als andere Kinder …

    @ Diane: Ich klammere nicht an den Kindern, zumindest der Großen traue ich ein Leben in freier Wildbahn zu, trotz ihrer schusseligen Art, solche Menschen kommen immer durch … Aber Hank und seine Eigenarten, er wird es schwer haben, wenn er sich nicht ein bisschen locker macht … Dir auch schöne Ostertage!

    @ Markus: Die deutsche Synchronstimme von Harvey Keitel … ich könnte wegschmelzen … oder George, wenn er seinen Kopf nach einem Schlag oder Schuss zum Lockern zur Seite knickt oder der Lockenkopf mit der Knarre im Schritt, der dann später so witzig zu überspielen versucht, dass er selbst zum Sauger wird … und natürlich Santanico Pandemonium, die Augenweide. Nur Quentin ist einfach abstoßend.
    Bei Hank ist es nicht so, dass er Mädchen eklig findet, dann wäre mir nicht bange. Aber er zeigt schon gewisse Eigenarten, die mich daran zweifeln lassen, dass er überhaupt jemals einen Partner/in findet, der so viel Egozentrik verträgt. Das wird sich mit dem Alter ja noch steigern …

  5. Diane sagt:

    @ mogga
    das wollte ich damit sagen, diese Eigenarten … das ist so ungewöhnlich nicht. Ich spreche aus eigener Erfahrung! Und von „locker“ wollen die überhaupt nichts hören. 🙂 Ich glaube, man kann sie „lassen“ …
    Manches ändert sich – spätestens mit der ersten Freundin 🙂 wie Markus auch schreibt.

    Die sind – wie auch wir Erwachsenen – schon sehr individuell und man kann 10 Kinder haben, keines gleicht dem Anderen. vielleicht auch eine Lern-Aufgabe für uns als Eltern, die Individualität der Individuen zu beachten? – Ich kenne mehrere solcher Gross-Familys. Oft ist ein „schwarzes Scharf“ (nicht so negativ gemeint, wie es sich lesen mag) dabei, ein Angsthäschen, ein Macho, eine Diva … und ALLE, alle aus ein und der selben Family. Unglaublich, aber doch auch wahr! (flüster: Ich habe 3 „von der Sorte“ „m“ :-)) Jungen sind ohnehin noch „anders“ als Mädel … Und der Jüngste guckt sich oft viel von den Großen ab, was dazu führt, dass er auf andere Gleichaltrige, die aber keine grossen Brüder haben, oft auch ein wenig „seltsam“ wirkt 😉 Alles kein Problem – die machen ihren Weg schon! Wenn man/frau es ihnen trotzdem zutraut! Mit viel Liebe …
    Dir auch noch schöne Feiertage

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