Skandal: Ein Stock im Nutella!

Mit Speck fängt man Mäuse und mich mit Nutella. Unwiderstehlich natürlich der ausgelegte Köder des listigen Herrn Mephisto, der ohne Rücksicht auf meine sich ausbreitende Figur mit Nuss-Nougat-Stöcken lockt. Er scheint meine wankelmütige Selbstbeherrschung gut zu kennen und so nehme ich das Stöckchen und vervollständige drei Satzanfänge zu hoffentlich verständlichen Ultramegakurz-Geschichten:

Der Wagen raste gegen einen Baum. Ein Haufen Schrott lag nun rauchend auf der Allee, mit ausgelöstem Airbag und nagelneuen Sommerreifen. Versonnen ließ der Mechaniker zwei blanke Radmuttern in den Handflächen klackern und nahm einen tüchtigen Schluck aus der Bierflasche.

Die Frau setzte ihren Hut zurecht und kratzte sich unauffällig am Kopf. Sie hasste diese Kopfbedeckung, die sie schon seit Wochen trug. Der beschränkte Pfuscher, der sich großmundig „Coiffeur“ nannte, würde sich noch wünschen, dass sie seinen Salon nie betreten hätte.

Der Mann zündete sich eine Zigarette an. „Gib’s zu“, sagte er selbstgerecht grinsend, „das war die beste Nacht deines Lebens, nicht wahr?“ Das leise Zischen entweichender Luft, als er an ihrem Stöpsel zog, beruhigte ihn.

Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit reiche ich dieses gründlich sauber geleckte Stück Holz, an dem garantiert kein Nutella mehr klebt, weiter an Frau socki und die Zuckerschnute.

Mmmh, das war lecker!

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Heute kommt Horst!

Während vorher kühle Analytik den Ermittlerhorizont bestimmte („In welcher Beziehung standen Sie zum Opfer?“) oder eindeutig hierarchische Strukturen die kollegiale Zusammenarbeit bestimmten („Harry, fahr‘ schon mal den Wagen vor!“) – der schmuddelige, grobschlächtige, fluchende Säufer aus dem Ruhrpott brachte die bürgerliche tatort-Gemeinde auf die Barrikaden. Er, der den „Scheiße“-Ausruf salonfähig machte, brachte mich auf den Geschmack des Sonntagabend-Krimis. Meine Aufmerksamkeit geweckt hatte einst der legendäre Tatort mit Klaus Schwarzkopf, in dem Christian Quadflieg als Lehrer mit seiner Schülerin Nastassja Kinski ein unzüchtiges Verhältnis pflegte. Fritz Eckhard, Hansjörg Felmy und Gustl Bayrhammer konnten mein aufkeimendes Interesse allerdings nicht befruchten. Alles war langweiliger Kokolores, bis Horst prügelnd auf den Plan trat. Die Anfangsszene, als der prollige Bulle in verdreckter Unterhose zwischen Bierpullen aufwacht und in Ermangelung einer sauberen Pfanne zwei Frühstückseier einfach roh aus dem Glas schnabuliert, hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Ich liebte Schimanski heiß und innig. Seine zerfledderte Jacke, sein nassforsches Auftreten, seine Art, mit einer Kombination aus Instinkt, lockerer Faust und losem Mundwerk den Ãœbeltäter zu ermitteln gefiel mir. Sein Pendent Eberhard Feik, der Schimmi stets bremsen musste aber trotz dessen oft unmöglichen Gehabes sein treuer, bodenständiger Freund war, wurde für mich unverzichtbarer Bestandteil des Gesamtkunstwerks Schimanski. Aber Thanner starb irgendwann und das holländische Hänschen konnte meine Gunst nie erringen. Der Hype um Horst ermöglichte eine eigene Reihe, einfallslos „Schimanski“ getauft, in der er als freiwilliger Mitarbeiter die Duisburger Polizei bei prekären Ermittlungen unterstützt und hier stieg ich aus. Zu düster waren die Schauplätze, zu exhibitionistisch wurde das kompromisslose Draufgängertum von dem Chef-Narzissten Götz George interpretiert.
Trotzdem werde ich mir heute Abend ein eigenes Bild machen, vielleicht ist Schimanski, der inzwischen schon stramm auf die 70 zugeht, reifer geworden, altersweise, besonnener, vielleicht hat er sich ja ein bisschen beruhigt. Man kann der Aufforderung von Günter Eich

»Nein, schlaft nicht, während die Ordner der Welt geschäftig sind!
Seid misstrauisch gegen ihre Macht, die sie vorgeben für euch
erwerben zu müssen!
Wacht darüber, dass eure Herzen nicht leer sind, wenn mit der
Leere eurer Herzen gerechnet wird!
Tut das Unnütze, singt die Lieder, die man aus eurem Mund nicht
erwartet!
Seid unbequem, seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt!«

sicher auch folgen, ohne Leber- und Kinnhaken zu verteilen, ab einem gewissen Alter sind heißblütige Prügeleien einfach albern und unglaubwürdig; Sand im Getriebe der Welt kann man auch ohne die Beimischung von Schwarzpulver sein. Eindruck kann Horst Schimanski heute Abend bei mir jedenfalls nur mit einer gereiften Leistung schinden, wobei mir die Anzahl der getätigten „Scheiße“-Ausrufe ehrlicherweise am Arsch vorbeigeht egal ist.

Euch einen sanften Tag wünscht
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Sauber, Mann!

Mein Kater von gestern hält sich in Grenzen. Natürlich sprachen ich und unsere Vermieterin dem Merlot kräftig zu und versuchten anschließend, uns die Nachzahlung (die sich doch noch in Grenzen hielt) mit Ramazzotti schönzusaufen. Unser Wasserverbrauch hatte sich nicht nennenswert erhöht, allerdings der Preis desselben und nachdem der Winter im letzten Jahr bis Mitte Mai andauerte, sind die Heizkosten die größte Position. Sie kam gegen 20.00 und ging gegen 1.00 Uhr. Zeit genug also, Unterlagen zu prüfen – für den MamS, während ich und die Vermieterin den Anekdoten unseres Lebens frönten. Dass der anschließende Schlaf nicht der ruhigste war, muss ich nicht erwähnen.
An unserer mit Platten ausgelegten Terrasse wird in jedem Frühjahr aufs Neue offenbar, welcher Dreck sich mit Regen und Schnee auf die Erde niederschlägt. Zu den liebsten Übungen des MamS gehört deshalb der Arbeitseinsatz mit dem Hochdruckreiniger. Nach einigen Problemen mit der Schlauchverlegung kärchert er draußen hingebungsvoll, während ich ein bisschen backe und die Aussicht genieße.

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Euch einen sauberen Tag wünscht
moggadodde

Ein Strich und eine Rechnung

Gestern habe ich unseren Wohnzimmerschrank „Zulu“ gesehen, wie er erst langsam und ruhig dahinschwamm und wegen der Front aus Vollholz einige Zeit an der Oberfläche dahintrieb. Daneben dümpelte unser Eßzimmertisch „Figo“ 160 x 90 cm, Kernbuche natur und die passende Bank sowie die Stühle „Momo“, die sich bemerkenswert lange an der Oberfläche hielten. Irgendwann hörte ich ein geräuschvolles Blubbern und etwas später als „Zulu“ gingen „Figo“ und „Momo“ in trüben Fluten unter.

So ist es, wenn das Gerücht umgeht, die Vermieterin „Karin“ mache die Runde durchs Haus und brächte böse Kunde mit Namen „Nebenkostenabrechnung“. Jede Partei müsse diesmal blechen, nicht zu knapp, nur das Modell „Hanns“, genügsamer Ruheständler, erhielte süßen Lohn durch teilweise Rückerstattung seiner Vorauszahlungen.
Der Nachbar oberhalb erzählte, er habe von „Karins“ eigener Zunge gehört, dass er selbst über 400,00 € nachzahlen müsste, weshalb er in diesem Sommer gar keinen Urlaub bräuchte und sich lieber in sein Gemüsebeet legen und die Tomaten streicheln wollte.
Nachdem dieser Nachbar, Ausführung „Gimli“ nicht zuletzt wegen seiner und der geringen Größe der Mitglieder seiner Familie schon immer weniger nachzahlen musste als wir (immerhin braucht so ein kurzer Körper z.B. weniger Waschwasser, die Kleidung ist kleiner und die Waschmaschine kann mit mehr Hemden gefüllt werden, weshalb sich die Anzahl der Durchgänge erniedrigt), hege ich die Befürchtung, dass uns „Karin“ heute Abend eine teure Ãœberraschung bringt.

Wir brauchen gar keinen neuen Wohnzimmerschrank. Wenn wir noch ein paar Jahre warten, können wir ihn lukrativ an ein Museum verkaufen. Er ist im Grunde noch gut in Schuss und, ja, wenn ich ihn mir so anschaue, gefällt er mir plötzlich wieder! Der schöne schwarze Korpus, die silbergraue Front, Modell „Trendy“ hat uns ja in den letzten 19 Jahren treu gedient. Auch der Esszimmertisch, Ausführung „altbacken“ und die unruhig gemusterten Polsterstühle „Adenauer“ sind kein Fremdkörper im Auge meiner Betrachtung und stehen hier seit fast 10 Jahren. Hier sitzt man richtig bequem, auch über Stunden und es ist fraglich, ob „Momo“ und seine Geschwister gleiche Qualitäten gehabt hätten.

Weil ich aber meine Pläne nur ungern in schmutzigen Fluten versinken sehe, regt der MamS an, die Abrechnung diesmal von kundiger Stelle prüfen zu lassen, ich habe unerklärlicherweise kleine Skrupel vor diesem Vorgehen, immerhin hatten wir mit „Karin“ und ihrem Gatten in manch lauschiger Sommernacht einen schönen Rausch, Modell „Ramazzotti“ und auch sonst ein ungetrübtes Verhältnis.
Egal. Michael Ende hat mich nie interessiert, Zulus sind mir suspekt und Figo ist nur ein alter Fußballer. Die hohe Kunst der nachhaltigen Zufriedenheit besteht darin, sich mit dem zu bescheiden, was einem bereits zugeteilt wurde, sagt der Volksmund und das dachte ich bisher auch.
In diesem Bericht im Focus allerdings steht die „Bescheidenheit“ an letzter Stelle der Eigenschaften, die ein hohes Maß an Lebenszufriedenheit garantieren sollen, während ganz oben die „Hoffnung“ zu finden ist.
Wenn ich nicht irre, bin ich mit meiner eingeredeten Bescheidenheit also auf dem Holzweg, packe meinen unerschütterlichen Optimismus an den Hörnern und hoffe, dass sich zumindest „Zulu“ realisieren lässt.

Das

Fremdwort des Tages,
Frugalität

bedeutet „Einfachheit“ und „Genügsamkeit“ und nachdem ich zwar viel bin aber keineswegs frugal, stelle ich für alle Fälle den Ramazzotti schon mal auf Eis. Vielleicht kann ich ja ein bisschen handeln mit der teuren Karin, dann reicht es vielleicht noch zu einer Anbauwand Marke „Jaffa“.

Euch einen zufriedenen Tag wünscht
moggadodde

Wechselhaft

Nachdem mich die Arbeit in den Katakomben gestern einmal mehr kolossal angenervt hat, kommt die Stellenausschreibung, die der MamS mir eben gemailt hat, gerade richtig. Es ist nicht die körperliche Arbeit, die mir missfällt, diese könnte manches mal durchaus befriedigend sein. Aber weil seit Wochen die Technik nur höchst unzureichend funktioniert und ein stetes Vorankommen beim Abbau des Arbeitsberges zeitweise unmöglich wird, macht die ohnehin nicht erheiternde Tätigkeit überhaupt keinen Spaß mehr.
Ein Krankenhaus sucht eine Mitarbeiterin für das Sekretariat des dortigen, ärztlichen Direktors und meine Bewerbung bringe ich gleich auf den Weg. Die geforderten Kenntnisse medizinischer Nomenklatur meine ich aufweisen zu können (vor noch 2 Jahren lag der Pschyrembel stets neben mir auf dem Schreibtisch), die verlangten, sehr guten Deutsch- und Englischkenntnisse bereiten mir sowieso keine Kopfschmerzen und das Maß der erforderlichen PC-Kenntnisse wird meinen Horizont sicher nicht übersteigen.
Nur mal schauen. Austesten. Vielleicht endlich wieder eine Arbeit verrichten, die nicht nur den muskulären Apparat trainiert, sondern auch das Gehirn.

Einen hoffnungsvollen Tag wünscht
moggadodde