Die heute herrschende, wunderbare Ruhe nutzte ich zu einer Reihe von Telefonaten.
Das Erste versprach explosiv zu werden. Tscha, der dem Wort „Lahmarsch“ eine neue Dimension eröffnet, musste ich ja etwas härter anpacken. Was denn nun wäre, fragte ich. Ob ich denn noch in diesem Jahr mit seinem Kommen rechnen dürfe. Dass ich nicht auf einem selbst geschnitzten Ersatzteil bestehen würde. Dass ich die Faxen langsam aber sicher dicke hätte und ob er zum Spülen kommen wolle. Dass ich es satt hätte, ihm dauernd hinterherlaufen zu müssen, dass er ja wohl verstehen müsste, dass ich mittlerweile nicht mehr gut auf ihn zu sprechen bin und deutlich bereue, ihn beauftragt zu haben. Mein Gerede prallte an ihm ab wie Geschosse an einem kugelsicheren Auto. Er blieb ruhig, zu ruhig. Gerne hätte ich mich richtig mit ihm gestritten, aber mit seinen kleinlauten und überaus fadenscheinigen Entschuldigungen nahm er mir den Wind aus den Segeln. Und ich könnte schwören, dass er dreckig gegrinst hat, als er mir sagte, dass er morgen oder übermorgen kommen will.
Bei „lahmarschig“ fiel mir ein, dass auch die Damen und Herren vom Finanzamt sich mit der Erteilung des Steuerbescheids mehr als deutlich in Verzug befinden. Ein allzu offensives Vorgehen erschien mir hier allerdings nicht ratsam, deshalb erkundigte ich mich höflich nach der noch zu erwartenden Dauer und ich finde, dass eine Bearbeitung der bereits Anfang März eingereichten Unterlagen in den letzten Maitagen eine ziemliche Sauerei schon als recht flott bezeichnet werden kann.
Danach erkundigte ich mich über den Gesundheitszustand einer guten Bekannten, die über zunehmende Schwerhörigkeit klagte. Sie erzählte, dass sie in den letzten Tagen voll Sorge bei einem Arzt vorstellig wurde, der das Übel schnell erkannte: Jahrelang angesammeltes Ohrenschmalz verstopfte Christels Gehörgänge, was ich zum Schreien komisch fand und außerdem war ich froh, dass Ursache für gesundheitliche Beschwerden nicht immer eine hinterlistige Krankheit sein muss.
Das Stichwort „Gesundheit“ erinnerte mich an den Anruf bei der Krankenkasse, den ich schon oft vergessen hatte. Die Kostenübernahme für die ziemlich kostspielige, vierteilige Impfung gegen die „Humanen Papillomaviren“ wurde mir dort sogleich zugesichert, obwohl ich mich auf eine Diskussion eingestellt hatte. HPV gelten u.a. als Auslöser für Gebärmutterhalskrebs und eine Impfung erfolgt zweckmäßigerweise vor dem ersten Sexualkontakt, weshalb ich für Dixie gleich noch einen Termin beim Arzt erholte.
Ich erinnerte Brüderchen fernmündlich an die Erstellung der Danksagungskarten, erkundigte mich nach meinem Vater und wimmelte unerwünschte Losverkäufer ab.
Ganz nebenbei befestigte ich die Fliegennetze an den Fenstern und forschte im Netz nach einem „Schummelmodul“ für Hank. Nicht dass er das nötig hätte, denn schummeln kann er auch ohne Modul ganz gut. Es handelt sich um einen Zusatz für den Gameboy, mit dem er auf irgendwelchen verborgenen Inseln mit irgendwelchen Geheimcodes irgendwelche bunten Pokèmon fangen kann.
Wundert es irgendjemanden, dass ich gegen meine erigierenden Kopfschmerzen jetzt ein Ibuprofen einwerfen muss?
Euch einen schmerzfreien Abend wünscht
moggadodde