Tscha war da!

Wie berichtet wird in diesem Haushalt das schmutzige Geschirr gezwungenermaßen ökologisch bedenklich von Hand gespült. Hier hatte ich schon erwähnt, dass Tscha diesbezüglich der Ansprechpartner des Vertrauens ist und nachdem ich ihm schon einige Tage hinterher laufen musste, ließ er sich heute endlich blicken.
Nach dem Vorfall im letzten Jahr, als wir den wortkargen Tscha schon einmal konsultieren mussten und er lediglich mit seinen stahlblauen Augen auf die Maschine starrte und sie mit einigen groben Umdrehungen am Einstellknopf wieder zum Arbeiten brachte, kamen wir uns ja schon ziemlich blöd vor. Deshalb hatten wir diesmal täglich ebenfalls minutenlang versucht die Spülhilfe zu hypnotisieren und drehten ziellos an ihrem Knopf herum in der Hoffnung, sie selbst wieder zu heilen. Vielleicht liegt es an unseren alles andere als stahlblauen Augen, bei uns funktionierte dieser Trick jedenfalls nicht.

Tscha kam also und kniete nieder vor der Diva. Er betrachtete sie ruhig, drehte den Schalter in die übliche Position und wartete. Sie schnurrte und gluckerte und nach einer kurzen Weile, – ich konnte es nicht glauben -, lief plötzlich das Wasser und die Sprüharme wirbelten hörbar und wie gewohnt durchs edelstahlene Gehäuse. Mir schoss das Blut in den Kopf und ließ mich neben Tscha auf dem Boden nieder und konnte nicht glauben, dass es ihm mit diesem billigen Zauberheilergedöns schon wieder gelungen sein sollte, mich bis auf die bleichen Knochen zu blamieren. Ich ließ die Mitbewohner auflaufen und bestätigen, dass wir selbst sehr oft versucht hatten, sie zum Laufen zu bringen und Tscha, der große Schweiger, grinste nur und schüttelte fast unmerklich den Kopf. Er schaltete sie wieder aus, um den Knopf auf eine andere Position zu bewegen und in dieser schizophrenen Situation fing ich tatsächlich an zu hoffen, mir richtiggehend zu wünschen, die Maschine möge diesmal versagen. Sie sollte mit ihrer erneuten Arbeitsverweigerung dem grinsenden Mechaniker hier und jetzt beweisen, dass wir hier nicht alle vollkommen durchgeknallte, geistesgestörte Irre sind, die zu blöd sind, eine Spülmaschine zu bedienen. Könnt ihr euch das vorstellen? Ich kniete da, ich dumme Kuh, und hoffte auf einen erneuten Aussetzer, um nicht vollkommen und für alle Zeiten endgültig das Gesicht zu verlieren.

Was soll ich sagen? Sie tat mir den Gefallen, dieses zickige Miststück, erst summte sie leise vor sich hin und dann versagte sie auch vor Tscha den Dienst. Ha! Gewonnen! Ich bin nicht verrückt! Juhu! Die Spülmaschine ist hinüber!
Der Blick in die Eingeweide offenbarte allerdings, dass der Nachweis meiner geistigen Zurechnungsfähigkeit nicht ganz billig werden wird. Tscha murmelte etwas von „Umwälzpumpe“ und, soweit ich ihn verstehen konnte, versucht er, ein Ersatzteil aufzutreiben. Wenn ihm dies nicht gelingt, wären allein an Material um die 200 Flocken fällig und dann, ja dann würden wir wohl eine neue Spülhilfe einstellen.
Auch wenn wir jetzt bis auf weiteres unsere dreckiges Geschirr mühsam und zeitaufwändig im Schweiße unseres Angesichts selbst säubern und so oder so ein Sümmchen berappen müssen: Ich bin zufrieden. Zufrieden für den unbezahlbaren und unumstößlichen Beweis, dass ich a.) nicht geistesgestört bin und b.) der Möchtegern-Schamane Tscha auch nur mit Wasser kocht.

Euch einen sauberen Abend wünscht
moggadodde

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

8 commenti su “Tscha war da!

  1. Georg sagt:

    Wunderbar, liebe Mogga, einfach eine überraschende und wunderbare Nachtlektüre!
    Du verstehst es, Emotionen zu erzeugen; mit Kleinigkeiten ein Schmunzeln zu erwecken 🙂

  2. socki sagt:

    Ich schmeiß mich weg vor lachen! Alleine die Szene, in der Du vor der Diva kniest und gen Bosch, Miele oder sonstwas betest, damit sie den Dienst versagt, ist göttlich. Dieser Vorführeffekt ist so frustrierend und frau kommt sich so blöd dabei vor!
    Meie WaMa hat nun endgütlig den Dienst quittiert und wartet darauf, ersetzt zu werden.

  3. Uwe sagt:

    Es schein häufiger solche Zicken und die zugehörigen Wunderheiler zu geben.

    Und manche Leute halten sich für Wunderheiler.

    Und bei 200 Euronen für eine Ersatzteil für eine Zicke. Da bin ich nicht so sicher, ob nicht eine neue Maschine die bessere Enscheidung wäre.
    Die ist vieleicht nicht so zickig. 😉

  4. Anne sagt:

    Ich kann mir vorstellen, was du für ein Glücksgefühl hattest.

    Dann schaut euch mal schon mal nach ner neuen Diva um.

  5. bt sagt:

    Nichts gegen euren Fachmann, aber mein Vorschlag wäre, es mal mit dem Werksservice des Herstellers bzw. Händlers zu versuchen. Da gibt es dann auch eine Garantie bzw. recht zuverlässige Aussagen über die zu erwartende Lebensdauer nach einer teuren Serviceleistung. Wir sind damit bisher ganz gut gefahren. Ich hab so den Eindruck, dass ihr zumindest in der Lebenszeit deines Blogs, nicht besonders viel von eurer Spülmaschine profitieren konntet.

  6. moggadodde sagt:

    @ Georg: Schön, wenn ich dich in finsterer Nacht zum Schmunzeln bringen konnte!

    @ socki: Gen Ignis, Tochter von Bauknecht, habe ich gekniet. Wirklich, es war eine absolut skurrile Situation aber gnadenlos optimistisch, wie ich bin, versuche ich in allem Schlechten auch was Gutes zu sehen 😉

    @ uwe: Ich tendiere ja auch zur Neuanschaffung, falls es die teurere Variante sein müsste. Ja, bei unserer Diva ist stößt auch Tscha an seine Grenzen 🙂

    @ Anne: Naja, Glücksgefühle sehen normalerweise anders aus … Ich hoffe nur, er kommt diesmal schneller in die Gänge. Dieses Hinterherlaufen und immer wieder anrufen kann ich nämlich gar nicht leiden. Aber er ist vom Ort und Kleinunternehmer. Sowas unterstützt man ja auch ganz gern.

    @ bt: Hey, unsere Spülhilfe ist 10 Jahre alt und hat bis auf einige Schrullen keine Reparatur gehabt. Beim letzten, ernsthaften Einsatz konnte Tscha ja kein Geld verlangen, sodass wir bisher recht günstig gefahren sind. Allzuviel hineinstecken möchte ich nicht mehr … Und: man gewöhnt sich tatsächlich wieder daran, von Hand zu spülen! Tagsüber wird das Geschirr in der Maschine gesammelt und abends (ohne Murren!) abgespült. Habe ich schon gesagt, dass ich Optimistin bin?

  7. azahar sagt:

    Für 200 Euro kriegst du tatsächlich schon fast eine neue. Diva hin oder her, irgendwann sind sie alle weg vom Fenster und es lebt nur noch ihre Legende weiter. 😉

  8. moggadodde sagt:

    Stimmt, azahar, und ich würde der Diva auch keine Träne nachweinen. Energietechnisch ist sie ja wirklich steinzeitlich und bei den Wasser- und Strompreisen wäre eine Neuanschaffung sicher die wirtschaftlichere Alternative.

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