Den heutigen Tag wollten wir am Nachmittag mit einem Kinobesuch krönen. „Born to be wild“, Kartenbestellung Nr. 268, 16.10 Uhr. Kurzfristig ändern musste ich diesen Plan nach dem Anruf meiner Mutter, wenn ich meine Oma noch einmal lebendig sehen wolle, müsste ich heute ins Krankenhaus.
Ich bin nur ein bisschen traurig, weil ich weiß, dass meine Oma mit ihren 85 Jahren ein in bescheidenem Rahmen erfülltes Leben hatte, drei gesunden Töchtern dasselbe schenkte und nicht lange leiden muss. Sie hatte ein immer sonniges Gemüt, obwohl in den letzten Jahren immer mehr die eigene Krankengeschichte in den Vordergrund ihrer Erzählungen trat, was mir an ihrer Stelle ganz sicher nicht anders ginge. Sie war eine begeisterte Sängerin und bekam mit einem Schoppen zuviel stets flammendrote Ohren, sie liebte Tiere und hatte bis zuletzt eine Kollektion von schreiend kitschigen Puppen auf dem Sofa sitzen, sie war eine miserable Bäckerin, kochte aber den besten Pichelsteiner Eintopf. Ihren Sinn fürs Dramatische hat sie meiner Mutter vererbt und den Tag zum Abschied nehmen hat sie sich so ganz konsequent richtig ausgesucht.
Den Nachmittag verbrachte ich also im Kreise meiner Tanten, Cousins und Cousinen, meines Bruders und meiner Mutter und abwechselnd streichelten wir ihren Arm, der immer kälter wurde, erzählten Geschichten von früher und begleiteten sie ein Stück auf dem Weg zu ihrer eigenen Himmelfahrt.
Euch einen wunderbaren Abend wünscht
moggadodde
*drückdich*
Schön, daß es sowas noch gibt. *umarmdich*
Mir kommen die Gänsehaut und die Tränen aus Rührung – fühle dich umarmt.
Ich danke euch ganz herzlich. Es war richtig und gut, dass wir alle zusammen bei ihr waren und auch wenn sie die Nachzügler nicht mehr anschaute bin ich sicher, sie hat gespürt, dass wir alle da waren.
Es ist doch wirklich schön, wenn eine Familie füreinander da ist, bis zum letzten Atemzug.
Wirklich, und so dumm sich das vielleicht anhört, ich freue mich für sie, dass es so schnell ging. Wenn eingetreten ist, wofür sie gebetet und woran sie ihr Leben lang geglaubt hat, sitzt sie jetzt auf einer Wolke und schaut auf uns hinunter. Vielleicht hat sie auch schon ihren Pichelsteiner gekocht und sitzt beim Klönschnack bei ihren Freundinnen. Mein Opa, der schon lange tot ist, hat gesagt: „Wenn ich mal sterbe, musst du nur in den Himmel schauen und der hellste Stern, den du siehst, bin ich“. Jetzt muss ich schon nach zwei Sternen suchen …
hallo mogga,
stressbedingt komme ich erst heute wieder dazu, meine runden zu drehen…
ich muss ehrlich sagen, dass dein eintrag mich sehr bewegt hat. nach einem erfülltem leben im kreis der familie sein leben auszuhauchen stelle ich mir als wahrhaftig erleichternd vor. ich finde großartig, dass es so etwas noch gibt.
einen ganz lieben drücker von mir an dich und allen beteiligten! ihr habt meinen respekt…
Danke markus. Ja, wir hatten Glück, dass sie sich den Feiertag ausgesucht hat, jeder erreichbar und niemand beruflich verhindert war. Ein Glücksfall, wirklich.