Viel steht in unserem ziemlich großen Wohnzimmer jetzt nicht mehr. Alle Mitbewohner streiten sich des Abends um die einzig verbliebene, bequeme Sitzmöglichkeit „POÄNG“ und weil darin leider nur ein „Po“ Platz findet und für zwei bereits zu „äng“ ist, müssen die Verlierer bei unserer Version der Reise nach Jerusalem am Esstisch Platz nehmen, zwar ganz gemütlich, aber nicht den ganzen Abend über. Gerne würde ich mich mal wieder auf eine Couch legen. Nachdem allerdings die bestellten Sitzmöbel wegen plötzlicher Insolvenz der Polsterfabrik nun nicht geliefert werden können und jetzt eine neue Suche mit daran folgender 8 -10wöchiger Lieferzeit erfolgt, dürfte es noch dauern, bis ich mich wieder angemessen auf einem Polstermöbel drapieren kann. Unheimlich tricky, wie wir sind, versuchten wir heute, das verbliebene Ausstellungsstück in einer Filiale 100 km weiter zu ergattern, hätten es auch genommen, wenn sich nicht an der einen Couch bereits eine Naht geöffnet hätte und an der anderen ein Stück des Leders abgeschrammt wäre. Auch 500,00 € Nachlass für die ausgestellten Sofas vermögen nicht die Gefahr, dass sich die Naht weiter öffnet und wir dann selbst zusehen können, wie wir das wieder gerichtet bekommen, aufzuwiegen. Unser Salon gleicht also momentan eher einem Kirchenschiff, denn bei jedem Schritt hallt es wie im Kölner Dom, der geflieste Boden und die kahlen Wände verursachen eine unangenehm laute Akustik. Es ist unwirtlich und ungemütlich und auch deshalb verfällt der MamS, der für sein persönliches Wohlbefinden zuhause ein perfekt gestyltes Umfeld benötigt, in eine leichte Depression. Ursächlich dürfte dazu auch der Umstand sein, dass Dixie mit ein bisschen Pech dieses Schuljahr wiederholen darf und er sich selbst ab Montag beruflich in ein absolut neues Aufgabengebiet verbeißen muss.
Wir leben im Moment also auf einer mentalen wie reellen Baustelle und jetzt stelle ich wieder fest, wie wichtig wir füreinander sind. Wenn meine Wenigkeit aus irgendeinem wichtigen oder auch nichtigen Grund einige Tage unbrauchbar ist, bemüht sich der MamS, mir alle Belastungen abzunehmen, damit ich bald wieder auf der Höhe bin. Nun, da er semidepressiv und bildlich gesprochen in die Kissen weint, entwickle ich ungeahnte Energien und Ideen um ihn aus dem Tal der Tränen zu hieven. Hier eine kleine Extra-Umarmung und ein hingehauchtes „Das wird schon!“, dort ein „unbestellt“ servierter Kaffee oder auch eine anderer, kleiner Liebesdienst und in einigen Tagen ist er wieder hergestellt.
In gewisser Weise ist die Institution „Ehe“, sofern sie halbwegs intakt ist, also auch eine Art Sanatoriumsaufenthalt auf Abruf, ganz ohne Heil- und Kostenplan und Zuzahlungsverpflichtung, wobei Mutti Natur oder Onkel Zufall es bislang glücklicherweise so eingerichtet haben, dass nicht beide potenziellen Patienten gleichzeitig von einer periodischen Unpässlichkeit befallen sind. Wenn dieser Umstand nämlich eintreten sollte, hätten wir hier unseren ganz persönlichen Pflegenotstand und somit ein ziemliches Problem: „One flew east and one flew west and one flew over the cuckoo’s nest“. Wunderbarer Film übrigens und Jack Nicholson ist ja sowieso ein Gott, aber das wisst ihr ja selbst …
Euch einen liebevollen Abend wünscht
moggadodde