Ich hab’s schon wieder getan …

… und der oft so faulen Franziska Fantasie ordentlich in den Hintern getreten. Wegen akuter Saurergurkenzeit wurden in der Schreibwerkstatt die Monate Juni und Juli zusammengefasst aber für vier eingereichte Geschichten wurden leider nur fünf Stimmen abgegeben. Das Sommerloch ist offenbar tiefer als angenommen. Die Abstimmungsfrist ist nun abgelaufen und meine Geschichte, bei der der erste Satz ja vorgegeben war, will ich euch natürlich nicht vorenthalten.

Soufflé Surprise
Man hatte schon wieder Ratten im Soufflé gefunden. „Merde alore“, wetterte der Maitre, „Paco, was haben die Gäste gesagt? Werden sie uns melden bei die Gesundheitsamt?“. „Ach was, Maitre, alles im Grünen. Ich hab’ den Leuten was von ‚asiatischer Zubereitungsart’, ‚Nouvelle Cuisine’ und ‚experimenteller Kochkunst’ erzählt“, berichtete Paco, stellte die Reste der beiden unfreiwillig fleischhaltigen Soufflés auf die Arbeitsfläche aus blankem Edelstahl und biss herzhaft in sein Leberkäsbrötchen. „Die haben gestrahlt wie ein Satz neuer Alufelgen“ kicherte er.
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Lamento mori

Dass ich keine 20 mehr bin, weiß ich selbst. Aber zwei Nächte binnen eines Monats, die den Wach-Schlaf-Rhythmus derart durcheinanderbringen, sind eindeutig zuviel. Zu viele Zigaretten, zuviel rauschige Getränke, zu laute Musik und zuviel körperliche Bewegung führen dazu, dass ich mich mindestens noch einen Tag danach fühle, als würde ich auf einem Daunenbett gehen, ich schwebe zwischen Tagträumen und langen Nickerchen.

Ich habe Schädelficken Kopfschmerzen der übelsten Sorte und meine Augen sind durchzogen von roten Äderchen, als hätte ich die Nacht in einer Räucherkammer zugebracht. Mein linkes Hüftgelenk sendet bei jedem Schritt eine schmerzhafte Botschaft in die Schmerzzentren der Großhirnrinde, meine Nasolabial- und GloGlabellafalten springen mir im Spiegel äußerst prominent entgegen und würden sich hervorragend als Halfpipes für die Snowboardwettbewerbe bei den nächsten, olympischen Winterspielen eignen. Ich büße solche Ausschweifungen mittlerweile sehr viel schwerer, als es die Vergnügungen einer Sommernacht je wert sein könnten.

Schon wieder sehe ich die Notwendigkeit, meinen liederlichen Lebenswandel einer Haltbarkeitsprüfung zu unterziehen und die Tatsache, das ich mich ernsthaft mit dem Gedanken beschäftige, mit dem Rauchen aufzuhören, lässt ermessen, wie schlecht es noch immer um mich bestellt ist.
Eigentlich möchte ich auch gar keine 20 mehr sein. Nochmal 22 zu sein, würde mir schon reichen …

Euch einen glatten Tag wünscht
moggadodde

Sugarbabe

Die Ruhe vor dem Sturm im Glas: Noch darf ich ein bisschen chillen, bevor meine Anwesenheit beim diesjährigen Top-Ereignis des Sportvereins erwartet wird. Wie in den letzten Jahren werde ich bei der Beach-Party, bei dem das Gelände liebevoll mit tonnenweise feinem Sand, unzähligen Palmen, aufblasbaren Gummibooten und stoffbespannten Liegestühlen dekoriert ist, für die Versorgung der zahlreichen Pichelbrüder und -schwestern mit hervorragend gemixten Caipirinhas verantwortlich zeichnen.
Die Zubereitung ist nicht sehr anspruchsvoll, allein das Ausquetschen der geachtelten Limetten erfordert einen gewissen Kraftaufwand und ich erinnere mich noch lebhaft an die schmerzhafte Druckstelle auf meinem rechten Handteller, dort, wo der Stößel sich fortwährend in den unbeschwielten Teil meiner Flosse bohrt.
Jammern gilt nicht. Ich werde die Zähne zusammenbeißen und der gierigen Meute meist sehr jugendlicher Partybesucher lächelnd Drink um Drink über die Theke reichen, in der Hoffnung, dass bald der Morgen anbricht und langsam sämtliche trinkfreudigen Schnapsdrosseln rabensatt gen Ausgang wanken. Der Name „Caipirinha“ stammt übrigens vom portugiesischen Wort „caipira“, was übersetzt soviel wie „Bauer“, „plump“ oder „ungehobelt“ heißt und wiederum darauf hinweist, dass dieses Getränk vornehmlich von hinterwäldlerischen Bauerntölpeln verzehrt wird. Das werde ich den Gästen aber ganz bestimmt nicht erzählen, sondern vielmehr von der außerordentlichen Qualität des verwendeten Zuckerrohrschnapses schwärmen und mir klebrig süß lächelnd meinen Teil denken, damit der Laden läuft und der Umsatz stimmt.
Es gibt nur eine einzige Schicht, von 19.30 Uhr bis Ende Gelände, aber das Barpersonal ist insgesamt eine höchst eingespielte Truppe und ich verspreche mir eine kurzweilige Nacht mit zahlreichen, unterhaltsamen Anekdoten, die ich dann vielleicht morgen hier zum Besten geben kann …

Euch einen schmackhaften Abend wünscht
moggadodde

Stichprobe

Scheiße. So ein wunderbar, wohlriechender Körper. Ich würde sagen, drei Tage ungeduscht. Lecker. Ich stehe auf verschwitzte Haut, mit einem leichten Film alten, wieder getrockneten Schweißes, Milchsäurebakterien machen sich breit und … ach, ich könnte schon wieder …
Gerade kommt meine Tochter Suzi fast unhörbar angeschwirrt: „Hey Muddi, was geht ab heute?“ Ganz kurzatmig vor lauter Verlangen antworte ich: „Der Alte hat sich eben hingelegt. Da hast du erstmal keine Chance auf einen Stich, Baby. Schau doch mal ein Zimmer weiter! Da liegt noch so ein süßer Typ …“. Suzi kichert und macht sich sofort auf den Weg in den Nebenraum. „Viel Glück, Kleine!“, rufe ich ihr noch leise hinterher, aber sie ist schon um die Ecke. Seit Harry, mein Mann, im letzten Monat einem Attentat zum Opfer fiel, kümmere ich mich allein um Suzi und bringe ihr alles bei, was ein richtig durchtriebener Vamp wissen muss. Das klammheimliche Eindringen in fremde Schlafzimmer hat sie richtig gut drauf! „Zwiebeln!“ tönt es plötzlich neben mir, „der muss Unmengen Zwiebeln gefressen haben. Da kann ich ja gar nicht drauf …“ nölt Suzi neben mir. „Lass’ uns doch den hier nehmen, biddeee …“ bettelt sie. Ruhig atmet das ungeduschte Sahneschnittchen jetzt im Bett. Die Augen sind geschlossen und unter der dünnen Haut unterhalb des kantigen Kinns sehe ich die pulsierende Halsschlagader im Mondlicht, das malerisch auf den muskulösen Körper fällt. Er scheint förmlich darauf zu warten, dass Suzi und ich ihm in den bunten Bassetti-Bezügen Gesellschaft leisten. „O.k., Kleine. Du hast Recht. Pass auf: Du nimmst ihn an den Füßen und ich geh’ ihm gleich an die Kehle. Aber sei vorsichtig! Der Bursche hier ist ein ganz Wilder …“ Suzi grinst: „Hehe, das wird ein Spaß, Alte. Zusammen haben wir’s ja schon lange nicht mehr gemacht!“ und schwirrt ab in den Süden, während ich mich langsam dem drallen Hals nähere. Als ich auf ihm sitze und es dem Süßen gleich richtig geben werde, denke ich noch kurz darüber nach, dass das Leben viel zu kurz ist, um nicht alle Gelegenheiten auf ein bisschen Amusement zu nutzen. Als ich aus den vielen Winkeln meiner Facettenaugen den Schatten der massigen Hand sehe, die sich plötzlich ganz langsam erhebt und gleich mit Schmackes und tödlich auf mich niedersausen wird, steche ich dem Mistkerl mit meinem dicken Saugrüssel noch ein letztes Mal richtig tief in den stinkenden, ungewaschenen Hals. Niemand soll sagen können, dass ich mein Leben als Moskito nicht bis zuletzt in Ausübung meiner Pflichten gelebt habe …

Euch einen insektenfreien Tag wünscht
moggadodde

Faux-pas

Für jede Person mit optimierungsfähiger Verteilung des körpereigenen Fettgewebes ist die Nutzung des Instruments „Mode“ zur Selbstinszenierung ohnehin ein schwieriges Unterfangen. Aber das

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ist ja wohl Diskriminierung auf allerniedrigstem Niveau. Die hungerhakigen 36/38-Chicks dürfen die modischen Negligés abgreifen, während Damen mit gerundeten Formen sich mit den letzten Liebestöter-Lappen begnügen müssen, oder wie darf ich das denn sonst verstehen?

Euch einen wohlgeformten Abend wünscht
moggadodde