Kultur und Körpereinsatz

Auch auf der Aftershow-Party eben hat sich Justus nicht blicken lassen, wenngleich ihm wegen unserer bösartigen Lästereien gesprächsweisen Aufarbeitung der vergangenen Nacht in seinem Lager bestimmt die Ohren geläutet haben müssen. Jetzt ist zumindest an Essbarem alles vernichtet und nach ausschweifenden Alkoholsausen steht jetzt erstmal niemandem mehr der Sinn.
Von der rustikal-prolligen Grillfete wenden wir uns für den heutigen Abend eher der kulturellen Vergnügung zu. Einer meiner herzallerliebsten Lieblingsfavoritenfilme, „Ganz oder gar nicht“ mit dem wundervollen Robert Carlyle kennt ihr bestimmt. Eine Gruppe englischer Allerweltsarbeitsloser verfällt anlässlich des Besuchs der legendären Strippergruppe „Chippendales“ in ihrer Stadt Sheffield auf die Idee, selbst ein Programm auszuarbeiten um als einheimische Ausziehattraktion zu Geld zu kommen. Genau diese, mal urkomische, mal sehr tragische, mal nachdenklich machende Geschichte wird bei den Scherenburgfestspielen unter dem Titel „Ladies Night“ heute aufgeführt. Wir sind in den vorderen Reihen unter einem todsicher sternenklaren Himmel mit dabei und werden hautnah erleben, ob die fränkischen Schauspieler genauso viel Traute besitzen wie ihre englischen Kollegen.
Aus Zeitungskritiken durften wir erfahren, dass es zumindest verbal recht derb zur Sache gehen wird, aber dank der gestrigen Nacht sind wir in dirty talking dank Justus‘ Einsatz ja wieder voll up to date!

Euch einen nackigen Abend wünscht
moggadodde

Sechs Uhr sechs

Wir hatten eine wirklich famose Nacht! Futter bis zum Abwinken, Kaltgetränke aller Couleur und das Schärfste war, dass bei aufziehender Feuchtigkeit am frühen Morgen der großartige, herzlich-charmante Nachbar H. jeder anwesenden Dame einen angewärmten Sack in den Schoß legte, mit Dinkel gefüllt, was habt ihr denn gedacht?

Allerdings habe ich ja gleich gewusst, dass ich dieses

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von Ruhrpottheini nicht ausstehen kann. Distinguiert und leicht überheblich unter normalen, nüchternen Umständen, ist der 42jährige Mann einer 26jährigen, hübschen Frau in alkoholisiertem Zustand eine Pest. Letztere zog sich bereits kurz nach Mitternacht zurück, wahrscheinlich weiß sie, in welchen Abschaum sich ihr Angetrauter in betrunkenem Zustand verwandelt. Er ähnelt frappant dem schmierigen Darsteller in dem Film „Das Experiment“, dem blonden, fiesgesichtigen Aufseher Berus, gespielt von Justus von Dohnányi, schon immer heißt der Ruhrpottheini deshalb für mich nur „Justus“. Mir ist klar, dass sich unterschiedliche Charaktere unter Alkoholeinfluss auch unterschiedlich entwickeln und der Ruhrpottheini gehört zu der Sorte von Menschen, die besoffen dumme („Ich steh auf fette Beine“), bescheuerte („Du bist jetzt 56 und hast dich gut gehalten. Wie schaffst du es, immer so hässlich auszusehen?“) oder anzügliche Sprüche („Darf ich deine Brüste massieren?“) absondern. Billig, ordinär und peinlich – das ist Justus. Ãœber vieles kann ich hinwegsehen, wirklich, ich bin da nur ein kleines bisschen nachtragend, weil diese Äußerungen immerhin mit einem gewissen Pegel getätigt wurden. Aber wenn sich diese Sau aus dem Ruhrpott zum Pinkeln zweimal auf die Terrasse der Nachbarin stellt, werde ich wild. Ich hasse diese Wildpisser, besoffen oder nicht, die mirnichtsdirnichts Umwelt, Öffentlichkeit oder Eigentum ignorierend, ihren gottverdammten, verkeimten Schwengel auspacken und jegliche Kinderstube vergessend in die Flur oder, in diesem Fall, auf den Waschbeton urinieren. Ich hassehassehasse das, zumal 10 m weiter eine Wohnung sowie mindestens eine Toilette zu finden sind! Ich trinke auch gern einen, auch über den Durst hinaus, dann werde ich spritzig, quietschfidel und noch lockerer, aber ich verliere nie, nie, nie die Kontrolle über mich und mein Gehirn. Dasselbe beim MamS (zu Bett gegangen gegen 3.30 Uhr): Nach schätzungsweise 10 Cuba Libre und vielen wirklich charmanten und erheiternden Beiträgen steht er auf und geht schlafen. Ohne jemandem blöd zu kommen oder auf den Tisch zu vomieren. Er geht und gut.
Der Ruhrpottheini Justus saß bis eben, als die Vögeli zu zwitschern anfingen, halb pennend und sturzbetrunken beim harten Kern von durchhaltefähigen drei Frauen. Wir konnten ihn einfach nicht loswerden! Beim letzten Versuch, auf die Terrasse der Nachbarin zu pinkeln, ging ich, Gutmensch, der ich bin, ihm hinterher und versuchte, ihn Richtung Heimat zu bugsieren. Man weiß ja nie! Vielleicht knallt der Vollpfosten, besoffen wie er ist, noch auf eine Beeteinfassung und verblutet! Zunächst ging er auch mit, um mir kurz vor seiner Tür das Angebot einer ausgiebigen Massage zu unterbreiten, was ich dankend und mit aufkeimendem Würgereiz ablehnte, ihn aber zur erneuten Rückkehr an den noch immer gefüllten Tisch bewegte, wo er anfing, höchst intime Details abzufragen („Seid ihr glücklich? Besorgen’s euch eure Männer noch richtig?“), was uns drei Mädels zu einem allerletzten Absacker veranlasste, bevor die Vermieterin übers Feld gen Heimat, die Nachbarin ins Bett und ich hier an den Computer gingen.
Wir hatten heute einige Leute, die ebenfalls mächtig gebechert hatten, von Ramazzotti über Cuba Libre (Rum aus Vermieters letztem Urlaub + passende Musikuntermalung) bis hin zu Campari Orange und Sekt aber niemand, niemand wurde ausfällig („Halt doch die Klappe“), anmaßend („Die Schürzenjäger sind eine Schwulentruppe“ zu einem eingefleischten Fan) oder anzüglich („Ihr seid so geile Weiber! Ich will mal eure Muschi kraulen“) wie dieses riesengroße Hypermegasuperarschloch.
Froh bin ich, dass ich mich meine Menschenkenntnis auch diesmal nicht im Stich gelassen hat. Nüchtern ein kleines und betrunken ein ziemlich großes Arschloch – das ist Justus, dem ich wünsche, dass es ihm nachher und den ganzen Tag so dreckig geht, dass er denkt, er müsse sterben und fortan nie mehr einen Tropfen anrührt.
Morgen Nachher um 13.00 Uhr ist das sogenannte „Bröggelesfest“ angesetzt, bei dem die Reste des gestrigen Abends vertilgt werden. Während wir locker flockig die restlichen Steaks auf den Grill werfen, darf Justus mit der grünen Gießkanne auf der Terrasse der Nachbarin seinen Urinspuren beseitigen. Ich bete, dass es ihm richtig, richtig mies geht …
Ich habe eben beschlossen, mich nicht mehr hinzulegen, ist ja eh schon so spät früh gelaufen. Ich mache mir jetzt einen schönen Kaffee und hole meinen Lieben nachher vielleicht frische Brötli vom Bäcker.

Euch einen aufgeweckten Tag wünscht
moggadodde

BBQ

Perfekt! Das Wetter hat sich einigermaßen eingependelt und einem erfolgreichen und feuchtfröhlichen Verlauf der heute anstehenden Grillfeier steht nichts mehr im Wege.

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Die Vermieter laden zum 10jährigen Bestand des Hauses und sorgen für Grillage und Sauferei das leibliche Wohl. Ich erinnere mich noch an die letzte, gesponsorte Fete zum 5jährigen: Einige, allerdings reichlich eklige, alkoholbedingte Ausfälle, Tische, auf denen getanzt wurde und als die Vermieter gegen halb 6 in der früh heimwärts schaukelten, entschieden wir, dass es besser wäre, überhaupt nicht ins Bett und statt dessen gleich zum Frühstück überzugehen.
Ich glaube allerdings nicht, dass es dieses mal genauso passieren wird. Die besten Nachbarn sind weg gezogen und mit den Nachfolgern, speziell mit einem besserwisserischen Reisebusfahrer aus dem Ruhrpott, werde ich nicht richtig warm. Auf Tischen tanze ich eigentlich nur, wenn das Surrounding passt. Schließlich mache ich mich nicht vor jedem zum Affen …

Euch einen sonnigen Tag wünscht
moggadodde

Der mit der Stange tanzt

Feststellung Nr. 1 des heutigen Tages:
Auch wenn ich heute seit kurz nach 5.00 Uhr auf den Beinen bin – und damit meine ich wirklich aufrecht stehend und gehend, mit Ausnahme von 30 Minuten Mittagspause und Fahrzeiten von 1 Stunde: Wirklich erstaunlich, was ein Paar (noch) gesunder Beine aushalten kann. In keinen Schuh käme ich zwar mehr, aber immerhin sind die angeschwollenen Anhängsel mit ein wenig Phantasie noch als Füße erkennbar.

Feststellung Nr. 2 des heutigen Tages:
Um eine perfekt geweißte Decke zu erhalten, ist es zweckdienlich, einen Fachmann zurate zu ziehen. Dieser verfügt nämlich über den perfekten, watschelnden Hüftschwung, ohne den eine renovierungsbedürftige Zimmerdecke nur schwer hinzubekommen sein dürfte. Der MamS, etwas hüftsteif und vollkommen verkrampft, übergab den Teleskopstiel am Abend an den von mir so getauften „King of Coating“, der mit unnachahmlicher Leichtigkeit die richtige Haltung demonstrierte und die Decke in fleckenfreiem Reinweiß zurückließ.

Der erste Teil ist geschafft. Und. Ich. Auch.

Euch eine schwungvolle Nacht wünscht
moggadodde

Mr. Perfect muss passen

Der MamS ist richtig gewieft, wenn es um das Herausfinden der preiswertesten Krankenversicherung geht, er ist Könner was das Jugendhilfe- und Kostenerstattungsrecht angeht, er ist Spezialist was die „häusliche Pflege“ angeht, wo kein Staubkorn und keine Schliere den Hauch einer Chance haben und immer über die aktuelle Höhe des DAX informiert. Aber auch ein Perfektionist hat eine Achillesferse und das ist bei ihm die Verrichtung von Arbeiten handwerklicher Natur im allgemeinen und den Anstrich von Zimmerdecken im speziellen. Er hat schon viel probiert, feste Farbe, Latexfarbe, matt, glänzend, Dispersionsfarbe, alles was der Baumarkt hergibt, befindet sich auf unseren Zimmerdecken und zwar durchaus nicht in befriedigender Optik. Auch heute, unter Einsatz eines Urlaubstages, versuchte er sich, angefüllt mit Optimismus bis an die Oberkante der Unterlippe, an der Wohnzimmerdecke. Schon mittendrin war klar: Das wird nichts. Fleckig der Anstrich, jede gezogene Bahn mit der alten Teleskoprolle deutlich sichtbar. Der entsetzte MamS war erst dem Tobsuchtsanfall, dann den Tränen nahe und eine glückliche Fügung zwang ihn zur Wahrnehmung eines aushäusigen Termins. So konnte er sein erhitztes Gemüt beruhigen und ich versuchte inzwischen, die schlimmsten, sichtbaren Ãœbergänge mittels Kreuzanstrich zu beseitigen, was nur bedingt gelang. Jetzt sah die Decke nämlich aus wie ein Schachbrett. Ich kann aber nicht Schach spielen und der MamS auch nicht und außerdem ist das an der Decke reichlich unpraktisch. Das Sozialnetzwerk „Sportverein“ half mal wieder weiter: Ich sendete ein „SOS“ an einen ansässigen bekannten Maler, der sich das Dilemma auch gleich anschaute und befand, dass die Farbe (gebrauchsfertig!) zu dick sei und der Untergrund die Farbe zu schnell aufsauge, weshalb er das Untermischen eines „Tiefgrundes“ empfahl, der das schnelle Trocknen verzögere und dann ein besseres Ergebnis zu erwarten stünde.
Morgen, nach Feierabend, also nochmal derselbe Mist: Ausräumen des verbliebenen Inventars, Auslegen der Fliesen mit Folie oder Karton, Farbspritzer in jeder Pore zuzügl. Haare, Augen und Füße, Sauerei ohne Ende und Nachtschicht, weil ja alles perfekt sein soll.
Ich wusste, dass das Projekt „Ein schicker living room und wie ich ihn bewohnbar mache“ zu einem Fiasko ausartet. Und noch ist nicht eine einzige Bahn tapeziert …
Habe ich eigentlich schon erwähnt, wie sehr ich Renovierungsarbeiten verabscheue? Auf dem Heimweg muss ich morgen auf alle Fälle noch beim Getränkemarkt vorbei. Ich glaube nämlich nicht, dass der Weinvorrat für die morgige Aktion ausreichend ist …

Euch einen gestrichen vollen Abend wünscht
moggadodde