Feuer unterm Dach

Als hätte ich’s letzte Woche nicht geahnt. Dixie war gestern Abend zwei Stunden überfällig und weil weder sie noch ihr mir namentlich nicht näher bekannter Kavalier per Mobiltelefon zu erreichen waren, rief ich direttemang die Polizei an, die über das von mir in Miss-Marple-Manier notierte Autokennzeichen den Halter ausfindig machte, bei ihm anrief und „Matt“ dazu veranlasste, seine minderjährige Besucherin umgehend ihren Eltern zuzuführen.

Dixie erklärt halbherzig, sie habe die Zeit vergessen und ist wegen meiner Polizeiaktion um „Matt“ und sein wahrscheinlich noch unbeflecktes Strafregister besorgt. Dass sie mir aus meiner Pflicht und meiner Angst heraus keine andere Wahl als die 110 gelassen hat, sieht sie nicht ein, sondern wirft mir vor, ich zerstöre ihre Freundschaften. Keine Rechte ohne Pflichten. Solange sie das nicht kapiert und sich daran hält, wird sie bezüglich aushäusiger Vergnügungen mit dem Ofenrohr ins Gebirge schauen, soviel ist sicher.

Ach, es ist müßig, noch weiter darüber zu schreiben und ich habe auch keinen Bock mehr dazu. Apropos: „Matt“ hatte offenbar nicht genügend Eier in der Hose, seiner Puppe in der ersten, deftigen Reaktion, die sie hier erwartete, beizustehen, sondern ließ sie an der Ecke aussteigen.
An der Suppe, die sie sich da eingebrockt hat, wird sie lange zu kauen haben.

Einen guten Appetit wünscht
moggadodde

Vererbung

Dixies neu erworbene Kenntnisse, was die körperbetonte, rhythmische Bewegung zu akustischen Reizen angeht (ja, sie besucht einen Tanzkurs, so etwas gibt es tatsächlich noch), wurden gestern gleich am familiären Trainingsmaterial ausprobiert.
Der Walzer war die Ausbeute der ersten Stunde und Hank war ganz scharf darauf, mit seiner Schwester (!) und mir die ersten Dreivierteltakt-Schritte zu tun, zu fiktiver Musik, denn wir haben keinen einzigen Walzer im Musikrepertoire.
Ich nehme an, er hat die elterlicherseits vorbestimmten, ausdrücklichen Qualitäten eines Nichttänzers geerbt. Obwohl auf dem Fußballfeld schnell wie ein Pfeil und geschmeidig wie ein schwarzer Panther, wird er mit seiner ambossähnlichen Beweglichkeit auf dem konventionellen Tanzparkett nicht viele Blumentöpfe gewinnen, soviel ist schon jetzt ganz sicher …
Können gute Fußballer eigentlich auch gute Tänzer sein oder schließt das eine das andere aus?

Euch einen beweglichen Tag wünscht
moggadodde

Do you remember the 23rd of September?

Erst durch eine Glückwunsch-SMS meines herzallerliebsten Brüderchens von gestern, die ich aber erst heute früh gelesen habe, wurde ich an den Umstand erinnert, dass der MamS und ich gestern den 18. Hochzeitstag hatten.
Weder der mir Angetraute noch ich haben daran gedacht.

Jetzt könnte man bei oberflächlicher Betrachtung zwischen mehreren Annahmen wählen:

Entweder

a.) ist unsere Ehe ist so gut, dass wir jeden Tag als eine Art „Hochzeitstag“ zelebrieren und solchen Formalien keine weitere Bedeutung beimessen

oder

b.) ist unsere Ehe ist so weit abgehakt, dass uns das Jubiläum vollkommen egal ist

oder

c.) ist mein kleiner Bruder als Einziger mit einem funktionstüchtigen Gedächtnis ausgestattet.

Keine Sorge, ich werde dem MamS sein Versäumnis heute Nachmittag nur ein ganz kleines bisschen aufs Schnitzel schmieren, denn ich habe

d.) in der Stadt einen schnuckeligen, anthrazitfarbenen Pullover gesehen, den er mir zur Kompensierung des, hm, sagen wir erlittenen, seelischen Schmerzes aufgrund des gestrigen Versäumnisses gerne schenken darf, weil er

e.) mich nach eigener Aussage und dem Stand von letzter Woche von ganzem Herzen liebt noch immer ganz gut leiden kann und ich mit ihm ja bisher auch nicht schlecht gefahren bin. Nur damit keine Missverständnisse aufkommen: Aus dem Mund einer Fränkin kommend ist das fei ein ziemlich dickes Lob!

Danke, liebes Brüderchen!

Euch einen gewitzten Tag wünscht
moggadodde

Kurz gesagt:

• Brauereibesichtigung mit latentem imgp2798.JPG Klaustrophobiealarm durchgeführt

• Chilligen Biergartenbesuch mit einer Radler-Maß absolviert

• Der unbändigen Lust auf Falafel nachgegeben und

• umgehend hier imgp2050.JPG eingekehrt

• Natürlich nicht nur aber auch lecker Falafel und Couscous mit Lamm gespeist

• Baklawah hinterhergeschoben

• Spontanes Bauchgrummeln mit ersten Anzeichen für Montezumas Mullahs Rache verspürt

• Getestet, ob W-LAN auch auf der Gästetoilette funktioniert

• Seit 15 Monaten verfallene Perenterol-Kapseln weggeschmissen

• Grenzenlose Dankbarkeit dem glorreichen Erfinder vierlagigen Toilettenpapiers gezollt

Euch einen behaglichen Abend wünscht
moggadodde

Code Coiffeur

Ruhig liegt seine feingliedrige Hand auf ihrem Oberschenkel. „Komm“, sagt er leise, „jetzt sag mir nicht, dass du es nicht auch willst“. Durch die schmierigen Fensterscheiben schaut sie hinaus. Die Laternen der Hauptstraße tauchen das alte Gebäude gegenüber in ein komisch gelbliches Licht.
Anfangs fand sie es aufregend, mit ihm ziellos durch die Gegend zu fahren. Keine andere hatte einen Freund, der schon einen Führerschein und ein eigenes Auto hatte und als sie vorhin am Marktplatz unter den neidischen Blicken ihrer Schulfreundinnen eingestiegen war, hatte sie sich so überlegen gefühlt! Sie hatte sofort das Fenster hinuntergekurbelt, den Arm lässig in die kühle Luft gehalten und den Fahrtwind genossen, der durch ihr langes, blondes Haar wehte. Sie hatte ihn angelächelt und er schüttelte lachend den Kopf, was sie als Hinweis deutete, dass er sein Glück, so eine Sahneschnitte wie sie durch die Stadt kutschieren zu dürfen, kaum fassen konnte. Ihre Mutter war immer so zickig, wenn es um Jungs ging; sie hatte sicher gut daran getan, ihren neuen Freund daheim noch mit keiner Silbe erwähnt zu haben. Nur ihre Freundinnen wussten Bescheid. Weiterlesen