THINK!

Weil ich heute aussah wie Horst „Tränensack“ Tappert, beschränkte ich notwendige Einkäufe auf ein Minimum und ging, wenn überhaupt, auch nur mit überdimensionierter Sonnenbrille aus dem Haus. Die Boulevardnachrichten interessieren mich nur am Rande; mir ist es egal, dass sich Frau Pauli beim Schichtl wegen des verschärften Werbeverbots auf dem Oktoberfest auch nicht „aus Spaß“ enthaupten lassen darf. Dass Howie Karpfenteich ein Comeback wagt, weil er sich nur auf der Bühne „richtig wohl und sicher“ fühlt, geht mir ebenfalls nicht unter die Haut und auch Herr Schäuble, der vor schmutzigen Waffen warnt, erinnert mich nur daran, dass in den hiesigen Hallen mal wieder richtig durchgefeudelt werden müsste.
Dass ich mich erst wieder an den richtigen, lebensorientierten Einsatz der behaarten Kugel, die oben auf meinem Hals thront, gewöhnen muss, hätte ich nicht erwartet. Dass mein Kopf gerade noch woanders zu sein scheint, bewahrt euch allerdings nicht davor, den Euren heftig anzustrengen:

Welches Wort suche ich mit dieser, wie ich finde stümperhaften Montage Collage gelungenen Bildbearbeitung?

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Damit ihr nicht gleich entmutigt aufgebt verrate ich mit der mir inne wohnenden Güte, dass der gesuchte Begriff dem Bereich „Technik“ zugeordnet werden kann.

Eure geschätzten Lösungsvorschläge bitte ich ab

morgen, 15.00 Uhr

einzureichen.
So, jetzt ist es sowieso zu spät zum Feudeln. Ich schaue jetzt den Bayern ein bisschen beim Kicken zu und rupfe dann mit Dixie noch ein Hühnchen.

Hautnei!
moggadodde

Elegie

In die Liste der widerwärtigsten Worte dieser Woche ist „Heimgang“ mein Favorit. Wäre mein Vater heimgegangen, säße er nämlich jetzt in seinem Sessel im Wohnzimmer meiner Eltern. Soviel zum Thema „Floskeln und welche wir vermeiden sollten“, aber das nur am Rande.

Jetzt bin ich nämlich klein, ganz klein, winzig beinahe, muss aber über mich hinauswachsen, um nicht ganz die Fassung zu verlieren. Um mich abzulenken und auf die Gefühle, die mich gleich überschwemmen werden einlassen zu können, habe ich für ihn noch eine Kleinigkeit als Geschenk geschrieben:

Ganz fest in meiner warmen Hand
Halt ich von dir das letzte Bild
Es hat sich in mein Herz gebrannt
So wie ein Speer durchbohrt ein Schild

Mein feuchter Blick ist keine Schand‘
Dein Bild ist alles was mir blieb.
So lös‘ ich nun das traute Band
Lass ziehen, was mir war so lieb.

Call me kitschig, I don’t care …

Euch einen friedlichen Tag wünscht
moggadodde

Die Qual der Wahl

Es gibt Entscheidungen, bei denen man zwischen größerem oder kleinerem Übel wählen kann, zwischen schwarz oder weiß, groß oder klein, richtig oder falsch. Entscheidungen können auch leicht oder schwer fallen. Es gibt aber außerdem Entscheidungen, die einem vorkommen, als müsste man zwischen Krebs und Lepra wählen und so ähnlich war das für uns heute auch:

– Fichten- oder Eichensarg
– Ave Maria mit Gesang von Andrea Bocelli oder ohne
– Aufbahren oder nicht
– Requiem ja oder nein
– Decke und Kissen in grau, beige oder weiß
– Kremieren in Schmalkalden oder Schweinfurt
– Urne über die Urne oder schwarzes Tuch

Ein kleines Stück ist geschafft. Der Herr Pfarrer ist gebrieft, die Kränze bestellt und das Kondolenzbuch ausgesucht. Mutter und Bruder halten sich ganz wacker und ich bemühe mich, es ihnen nachzutun.
Mein Bruder hat eine sehr besondere Annonce gebastelt, wegen deren Preis es uns beinahe die Sprache verschlug. Er hat das Layout selbst erstellt und den Druckauftrag online übersandt, der Space in der Tageszeitung scheint wertvoller zu sein als ein Grundstück mit Elbblick in Blankenese.
Der MamS hat vorhin gesagt, wenn er vor mir sterben würde, wovon er ja ganz fest ausginge weil ich ihn dauernd ärgere, bräuchte ich keine Annonce in die Zeitung zu setzen. Ich sollte seine Todesanzeige ganz leger über Photoshop fertigen, ein paar Hundert mal durch den Drucker jagen und diese dann an Laternenpfähle und in frage kommende, schwarze Bretter hängen und vielleicht könnten die Kinder über sein Ableben per Flyer in der Fußgängerzone informieren.

Über so viel schwarzen Humor und während wir die Idee ausschmückten, musste ich schon beinahe Tränen lachen, aber wenn mir am Mittwoch die Tränen übers Gesicht laufen, wird mir ganz sicher nicht nach Lachen zumute sein.
Es wird ein fürchterlicher, aber vollendet fürchterlicher Abschied werden.

Euch einen paradiesischen Abend wünscht
moggadodde

Bierernst

Kaum ein bisschen zur Ruhe gekommen, musste ich mich heute schon wieder aufregen.
Die Erledigung der Einkäufe beim Discounter ist Normalität geworden. Die Produktpalette hat sich in den Jahrzehnten stetig erweitert, Markenprodukte wurden integriert und dem Bio-Boom durch Aufnahme ökologischer Lebensmittel ins Warensortiment Rechnung getragen. Klamme Haushaltskassen in den meisten Einkommensschichten haben mit den Jahren zum sukzessiven Verlust des vorher bestehenden Assi-Image der Discounter beigetragen. Noch vor 10 Jahren hätte sich ohne Not niemand mit einer Aldi-Tüte auf die Straße getraut.
Ich kaufe inzwischen auch bei Aldi und Lidl, nicht ausschließlich, und ich bin meist zufrieden mit dem Angebot an Lebensmitteln und vielen Non-Food-Artikeln.
Nicht erklären kann ich allerdings, warum ich um MARILYN stets einen großen Bogen schlage. Ob es an der oft schmuddeligen Obstkisten-Ambiente liegt, am „wir sind noch billiger als die Billigen“-Bild, das ich von diesem Discounter habe oder an den engen, vollgestopften Gängen der Geschäfte, die ich früher ab und an besucht habe? Immerhin ist „die MARILYN“ ein ursprünglich fränkisches Unternehmen und ich redete mir damals ein, dass das mit ein wenig Lokalpatriotismus unterstützt werden sollte. Ich kann mich nur im Notfall dazu durchringen, ich fühle mich unwohl dort, kann dieses Gefühl aber rational nicht erklären. Vielleicht liegt es auch daran, dass die dortigen Kunden oft noch deprimierter aus der Wäsche schauen als in den anderen Discount-Läden.

Darauf wollte ich aber eigentlich gar nicht hinaus. Der MamS nervt mich ja noch immer mit der Anschaffung neuer „Radzierblenden“ für mein Schnuckelchen und erzählte, MARILYN habe da in der nächsten Woche ein günstiges Angebot. Ich schaute mal auf die Site und mir springt sofort ein Gewinnspiel ins Auge, das als Preis den Gewinn einer „Bier-Rente“ auslobt. Ein Jahr lang jede Woche einen Kasten Bier sollen die „glücklichen“ Gewinner (wieviele es davon geben wird, konnte ich nicht herausfinden) erhalten und das finde ich, gelinde gesagt, vollkommen daneben.
Um diesen Gewinn gänzlich auskosten zu können und weil ja nichts umkommen darf, muss der so Beglückte täglich an die drei Flaschen Bier trinken, ein langes Jahr lang. Wenn er einigermaßen schlau ist, verschenkt er zumindest einen Teil des Gewinns an Freunde und Nachbarn, wenn nicht liegt es zumindest im Bereich der Möglichkeiten, dass er nach einem Jahr Bier-Renten-Bezug zum Alkoholiker geworden ist, ein Dauerabonnement bei den AA bekommt oder ins soziale Abseits gerät. Das Thema „Alkoholismus“ ist nach meinem Dafürhalten viel zu brisant, als dass es mit einer solchen verunglückten Marketing-Idee als „Glücksfall“ bezeichnet wird, sich ein Jahr lang kostenlos und täglich die Kante geben zu können.
Warum keine einjährige „Milchprodukte-Rente“ oder „Säfte-Rente“, einen einjährigen „Home-Service“ für die Besorgungen oder gleich einen wöchentlichen Einkaufsgutschein? Muss es denn wirklich unbedingt Bier sein?

Wenn ich schon vorher, wie oben erwähnt, kein „Normalist“ war, mit dieser unsinnigen Aktion hat sich mein bereits vorher bestehendes Gefühl diese Kette betreffend, nochmals verstärkt.
Und meine Radzierblenden kaufe ich, wenn überhaupt, ganz bestimmt woanders.

Euch einen normalen Abend wünscht
moggadodde