Thursty Work

Der Broterwerb in den Katakomben ist, zugegeben, keine Tätigkeit, die ein allzu großes Hirnvolumen erfordert.
Eine der Kollegeusen trägt üblicherweise abgescheuerte „KISS“– und „Rock am Ring“-Shirts, bzw. Merchandising-Ware irgendwelcher obskuren Bands wie Status Quo mit den aufgedruckten Tourdaten von 1982.

Heute trug sie aber eine Neuerwerbung, die der Eiche allerdings die Krone abgeschlagen hat: Leuchtend gelb mit rotem Kasten auf der Brust, in dem folgender Spruch stand:

„Der Kopf tut weh, die Füße stinken, höchste Zeit ein Bier zu trinken!“

Ich schwöre, bei allem, was mir heilig oder nicht heilig ist, das ist der bittere Wahrheit, um mit Bruce zu sprechen! Wenn mir nicht schon letzte Woche etwas ähnliches untergekommen wäre …
„Heiliges Kanonenrohr, was hast du denn da für ein Shirt an!“ sagte ich zu ihr und sie antwortete: „Ja, geil gell? Ich hab des gestern schonemal anghabt und der Paul ist ganz rot geworden!“
Nun muss man erwähnen, dass Kollege Paul selbst ein rechter Suffkopf ist (aber ein netter, selten derber aber nie dummer Suffkopf, man munkelt, er habe einst ein Theologiestudium abgebrochen) und wenn der mal errötet, dann ist entweder höchster Hochsommer oder er aber schämt sich, was nicht oft passiert, aber gestern wohl der Fall war, was ihm niemand verdenken kann, denn auch beim fremdschämen wird man rot.

Ich habe nicht weiter darüber gesprochen, weil sie psychisch ein wenig labil ist und wenn ich meine Meinung zu dieser bekleidungtechnischen Bankrotterklärung kundgetan hätte, wäre sie vielleicht schon wieder drei Wochen aufs Krankenlager geworfen worden. Dass ich so ein Shirt nicht als passende Kleidung für den Arbeitsplatz, außer er befände sich in einem Bierzelt ansehe, habe ich ihr – nicht wörtlich aber sinngemäß – verklickert. Immerhin hatte sie am Nachmittag ein Herrenhemd übergezogen, das ein bisschen von der Schrift verdeckte, aber trotzdem war ich froh, dass sich niemand aus der Teppichetage oder gar ein Fremder zu uns verirrte.

Wenn man, wie wir in den Katakomben, in der firmeninternen Nahrungskette das allerletzte Glied ist und einen nicht zu dicken Geldbeutel hat, heißt das doch nicht, dass man auch seiner Würde verlustig gehen muss und sich anzieht, als lebte man dauerblau in einem Kleidercontainer in den Slums von Mexico-City!

Euch einen trockenen Abend wünscht
moggadodde

Malaise

Damit

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erübrigt sich vermutlich jegliche Nachfrage nach meinem beschissenen Befinden.

Die meisten Leute lesen die Waschzettel zu Wechsel- und Nebenwirkungen der verdrückten Medikamente ja gar nicht. Ich schon. Und ich nehme sie trotzdem.
Allein das Geräusch, wenn der Blister platzt, wenn das Granulat mit leisem Zischeln im Leitungswasser schäumt, wenn der Brausepuck ins Glas fällt – in schwierigeren Fällen wie dem vorliegenden zähle ich auf die segensreichen Forschungsergebnisse aus den Hexenküchen der Pharmaunternehmen dieser Welt. Amen.

Euch eine gesunde Nacht wünscht
moggadodde

Addicted to youth

Mit Parolen bedruckte Shirts sind in der Regel ein Konglomerat aus der Geisteshaltung und dem Intelligenzquotienten des Trägers.

Die Aufschriften können

• selbstreflexiv („ICH WAR ALS KIND SCHON SCHEISSE“)
• größenwahnsinnig („Als Gott mich schuf, wollte er angeben“)
• resigniert („Sex habe ich genug – das Leben fickt mich jeden Tag“)
• politisch („EAT THE RICH!“)
• sexuell motiviert („Bitte sag’ deinen Brüsten, sie sollen aufhören, meine Augen anzustarren!“)

sein.
In der Regel sind die Träger und -innen zwischen 12 und 19, haben pickelige Haut und verströmen ein strenges Odeur, das zwischen Alkoholfahne und erkalteter Körperausdünstung anzusiedeln ist.

Beim Einkaufen im Prolo-Markt entdeckte ich heute eine Dame meines Alters, was bedeutet, dass die Gute nicht mehr ganz taufrisch war. Ihr Einkaufsverhalten war unauffällig und ihr Habitus wäre es, abgesehen von der ungepflegten Hairstyling-Katastrophe auch gewesen, hätte sie nicht dieses schreiend rote T-Shirt getragen, auf dem in großen, weißen Lettern stand:

„If you think I’m a bitch, you should see my mother.“

Was treibt eine g’standene Frau dazu, ein Shirt zu tragen, das sie selbst und ihre Mutter zu Schlampen degradiert?
Möglicherweise hat sie das T-Shirt zum Geburtstag von ihrer missratenen Tussi-Tocher geschenkt bekommen oder sie ist der englischen Sprache nicht mächtig, was ich aber nicht annehme.
Ich hoffe im Stillen, dass sie mit dieser Bekleidung bei ihrer Mutter zum Sonntagskaffee aufkreuzt und die eine pensionierte Englisch-Lehrerin ist, die ihrer jugendgeilen, nymphetaminabhängigen Tochter die Blackforest-Cherry-Torte mitten ins Gesicht schmeißt. Mit richtig Schmackes!

Euch einen spruchreifen Abend wünscht
moggadodde

Kläfferglück

Na? Was geht am Wochenende? Hat der Kumpel zum Besäufnis Umtrunk geladen? Und ihr habt keinen Schimmer, was ihr als Gastgeschenk mitbringen könnt? Wie wär’s denn mit netten Bonbonniere oder einem feinen Fresskorb? Was? Pralinen findet ihr langweilig und einen Fresskorb zu spießig? Ich auch, aber hier ist die Lösung: Der beste Freund steht garantiert auf Hundebier

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Das edle Tröpfchen aus dem Hause „Schwanzwedler“ (das ist kein Scherz, klickt auf das Foto!) wird dem besten Freund das Wasser in die Augen treiben. Und seinem Hund natürlich auch, wenn er einen hat.
Ich war so perplex, dass ich im Fressi-Fachgeschäft gar nicht auf den Preis für dieses tierische Nahrungsergänzungsmittel geschaut habe. Tierliebe in allen Ehren, wir essen schließlich in letzter Zeit auch viel mehr Gemüse, weil Karnickel Lola auf Kohlrabiblätter steht, aber ein Gesöff, das als Hundebier deklariert ist und doch nur aus Rinderextrakt besteht, ist wohl nicht unbedingt ein Witz, sondern vielmehr ein must-have für den anspruchsvollen Hundebesitzer. Wohl bekomms!

Euch eine nüchterne Nacht wünscht
moggadodde