Hochmut kommt vor dem Schmerz

Wer am Morgen aus niederen Eitelkeitsgründen Schuhe mit Absätzen wählt, obwohl er, bzw. sie, genauer gesagt ich, den Katakomben-Arbeitstag fast ausschließlich stehend absolvieren muss, hat wehe, schmerzende Füße mehr als verdient.
Aua, verdammt!

Euch einen fußgesunden Abend wünscht
moggadodde

Deus ex machina

Trüb war der Tag, wie sollte es sonst anders sein. Aber heute war alles anders, denn ich habe mich hemmungslos und ohne einen Funken von schlechtem Gewissen ab Mittag auf meinen favorisierten Landeplatz

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begeben und bin bis vor einigen Minuten abgetaucht in die extrem spannende, unglaublich fesselnde und trotz aller drastischen Beschreibungen unerhört witzige Mörderstory „Der Siebte Tod“ von Paul Cleave, ab sofort mein ganz persönlicher Novemberdepressionskiller.
Joe, Muttersöhnchen aus Christchurch ist ein serienmäßiger Frauenmörder, der im örtlichen Polizeipräsidium die geistig behinderte Putzhilfe mimt und so praktischerweise immer auf dem neuesten Stand der Ermittlungen ist. Er liebt seine Goldfische Pickle und Jehova und mordet so vor sich hin, bis er in Melissa an das falsche Opfer gerät, sie hat ihn durchschaut und unterzieht einen seiner Hoden einer qualvollen, finalen Zangenbehandlung, die ihm fortan Phantomschmerzen im linken, nicht mehr vorhandenen Sack beschert. Außerdem wird eine weitere Dame gekillt, was die Polizei dem „Schlächter von Christchurch“ zuschreibt, womit Joe aber tatsächlich gar nichts zu tun hat und jetzt will er unbedingt herausfinden, wer der Trittbrettfahrer ist, damit er ihm seine eigenen sechs Morde unterjubeln kann.

Die in der Ich-Form und in der Gegenwart erzählte Geschichte fesselt mich, wie das schon lange kein Buch mehr geschafft hat. Norman Bates meets Hannibal Lecter mit einem Schuss „Pulp Fiction“. Das ist ganz exakt meine Kragenweite und ein Buch, das ihr unbedingt auf eure Leseliste setzen solltet! Mit so einem Stoff geht mir der November am Arsch vorbei. Heureka!

Euch einen belesenen Abend wünscht
moggadodde

Schlachtmond

Den November würde ich sofort und liebend gern aus dem Kalender streichen. Jedem anderen Monat haftet irgendetwas Positives an. Januar und Februar versprechen, dass es aufwärts geht mit Stimmung und Wetter, März und April verhelfen den Pflanzen zu neuer Kraft und dem menschlichen Gemüt aus der möglicherweise stattgehabten Frühjahrsmüdigkeit, Mai und Juni verheißen den Beginn abendlicher Outdoor-Sessions bei Citronella-Kerzen und Chianti. Juli und August bedeuten Urlaub, chlorgerötete Augen, Grillfeten und Sonnenbrand, September und Oktober sind Synonyme für goldenes Licht, Weinlese, Spätsommer, Ausruhen und der Dezember führt endlich auf das aufregende, unweigerliche Jahresfinale zu.
Was hat der dazwischengequetschte, verfluchte November? Nichts außer fieser Tristesse, kaltem Dauergrau und deprimierenden Daten, die sich „Totensonntag“ „Buß- und Bettag“ oder „Volkstrauertag“ nennen. Den Beginn der schrecklichen Faschingszeit, der sich bestimmt nicht zufällig ebenfalls in diesen grauenhaften Monat gesellt. Kahle Bäume, kalte Füße und erhöhte Suizidgefahr. Nacktes Gebüsch, Nebelschwaden und Niedergeschlagenheitsgarantie. Es gibt nicht ein einziges, positives Wort, das ich mit „November“ assoziieren könnte.

Stillschweigend saugt der unsägliche November mich aus, macht mich alle, scheint zentnerschwer auf mir zu hocken, mich vollkommen zu lähmen als hätte mir ein Skorpion die schleichend aber endlich letale Dosis seines Gifts injiziert und ich liege hier platt wie ein Omelett und warte darauf, dass der Body Snatcher klingelt und mich auffrisst.
Der November stülpt sich dann totenstill, klammheimlich und unbemerkt über mich wie ein riesiges Kondom, während ich in dieser Plastikblase sitze und versuche, mit den Armen die Hülle zu weiten, um aus dieser verfluchten hypnotischen Lethargie zu entkommen, wo ich doch am Ende entkräftet und mit Muskelkater nachgebe und reglos und unbeteiligt durch die graue Hülle das weiterlaufende Leben beobachte und der allgegenwärtigen Müdigkeit nachgebe, wohl wissend, dass der Dezember alles besser machen wird.
Ausharren. Aushalten. Durchstehen.
Ich hasse den beschissenen, gottverdammten November.

Euch eine bessere Zeit wünscht
moggadodde

Mein Gewissen und ich

Eine Begebenheit von heute Vormittag lässt mich erneut darüber nachdenken, ob ich nicht doch zu nett für diese Welt bin. Folgende Situation:

Lolas Stall befindet sich draußen unter einem Vordach. Die Nachbarin, ebenfalls Kaninchenbesitzerin, hat den Stall ihres Tiers bereits mit Styropor gedämmt, was ich heute auch endlich machen wollte, nicht dass ich Lola eines Morgens als Tiefkühlware im Stroh finde. Die Nachbarin sagte heute früh, sie habe noch ein Stück Styropor übrig, das sie mir dafür überlassen könnte.
Ich fahre also zum Eichhörnchen, besorge Klebeband und so viel Styropor wie ich noch brauche und mache mich an die Arbeit. Sie kommt dazu und wir plaudern und ich erwähne beiläufig, dass ich beabsichtige, auch den Boden des Stalls von unten zu dämmen. „Ha“, sagt sie, „das ist eine gute Idee. Das mache ich auch. Jetzt kann ich dir aber das Stück Styropor nicht mehr geben, weil ich das dafür dann selbst brauche.“

Ich nahm das nickend zur Kenntnis und überlegte bei mir, wie ich gehandelt hätte, wenn die Situation andersherum gewesen wäre, ich ihr also zugesagt hätte sie könnte ein Stück Dämmung von mir haben und dann zwei Stunden später festgestellt hätte, dass ich es doch selbst brauche. Wahrscheinlich hätte ich ihr, wie zugesagt, die Styroporplatte überlassen und mir selbst eben ohne darüber ein Wort zu verlieren, noch ein neues Stück besorgt, weil mich das Geistwesen in meinem Kopf, gerne auch Gewissen genannt, dazu veranlasst hätte.

Es geht mir nicht um die Platte, so ein Ding kostet einsfuffzich, und es geht mir nicht mal darum, dass ich jetzt extra nochmal zum Eichhörnchen fahren muss, während sie gerade draußen die Platte an ihren Stallboden bastelt.
Möglicherweise ist es nicht ganz normal, dass ich mir über solche Sachen den Kopf zerbreche, während ich sehe, dass sich andere Leute über so etwas nicht einmal ansatzweise Gedanken machen.
Ich glaube beinahe, ich bin nicht nett. Ich bin einfach nur blöd.

Euch einen liebenswürdigen Tag wünscht
moggadodde

Brenzlig

Das kommt davon, wenn die Haushaltsvorstände zu bequem sind, den zentnerschweren Oleandertopf nach innen zu hieven ….

Minus 5 °C (gerade sehe ich,das „Minus“ ist auf dem Foto gar nicht zu erkennen, ist aber da gewesen) soll so ein Oleander ja aushalten, heißt es. Schon seltsam, in der Nacht pendelt die Temperaturanzeige zwischen – 1 und – 3 °C und erst jetzt, wo sich gerade die orange glühende, kraftlose Sonne über den Horizont erhebt, wird es so verdammt kalt.

Gleich, wenn der MamS heute Nachmittag kommt, werden wir ein warmes Plätzchen für den Oskar Oleander suchen, wenn er es denn überlebt hat, der Arme.

Euch einen warmen Tag wünscht
moggadodde