Nicht nur der gewohnheitsmäßige RTL 2-Zuschauer weiß, dass es immer mehr deutsche Arbeitssuchende ins Ausland verschlägt. „Wohin es uns treibt“ oder wie diese Formate auch immer heißen mögen, berichten von Marie-Luise aus Erfurt, die in der Abgeschiedenheit des australischen Outback eine Thüringer Würstelbude eröffnet oder Ronny aus Lichtenfels, der versucht, in der Wildnis Kanadas eine Meefischli-Braterei zu etablieren und, wie dumm, ganz vergessen hat, dass es in Kanada gar keine Meefischli gibt.
Auch das Arbeitsamt oder wie sich dieses Format heutzutage nennt, schickt arbeitssuchende Personen inzwischen gerne ganz offiziell über die deutschen Grenzen, zur Zimmermädchenfront nach Österreich beispielsweise, wohin es jetzt auch Frau Holle verschlagen hat und das finde ich schon reichlich dreist. Die ösitanischen Werbestrategen haben unsere gute, alte, deutsche Frau Holle nämlich vor den Propagandakarren gespannt und werben mit dieser treulosen Tomate für die Schneesicherheit in ihren Kitzbüheler Alpen!
Nun ist es nicht so, dass ich Frau Holles Arbeit sonderlich schätzen würde; im Gegenteil, das weiße, nasse Zeug, das sie über die Lande zu verstreuen pflegt, brauche ich persönlich so dringend wie einen Pickel am Po. Altruistisch wie es meine Natur ist, denke ich aber an die vielen rotnasigen Kinder, die ihren Erzeugern einen Schlittenausflug in die deutschen Mittelgebirge, z.B. in die Rhön, aufnötigen. Wegen der Arbeitsverweigerweigerungshaltung, die Frau Holle hier fast dauerhaft an den Tag legt, rutschen die schneehungrigen Tagestouristen mit ihren karbonfaserverstärkten High-Tech-Lenkschlitten verzweifelt und deprimiert die immergrünen Hügel der Wasserkuppe hinab und frohlocken über jede vereinsamte Flocke, die sich aus dem grauen Himmel schält. Für die Gegend, in der ich wohne, hat Frau Holle sowieso keine Kapazitäten mehr und wirft im Zweifel nur ihre schmutziggraue, matschige Nachgeburt auf die Erde, während sie es in Österreich so dick treibt, dass mit etwas Glück auch der deutsche Teil der Alpen noch ein Stück vom kalten Kuchen abbekommt.
Dem deutschen Arbeitsamt ist hier offenbar ein böser Schnitzer unterlaufen, Frau Holle gehört nämlich originär nach Deutschland und ist keinesfalls entsendungsfähig, weshalb die Einstellung von Frau Piefke-Holle schnellstmöglich rückgängig zu machen ist, weil ihre Dienste in den deutschen Mittelgebirgen und hier speziell der Rhön, höchst dringend benötigt werden, hier liegt ein typischer Fall von Eigenbedarf vor, würde ich sagen. Zum Ausgleich könnten wir ja sofort einige Schneegeister, Glatteisgnome und Hagelhexen über die rot-weiße Grenze schicken, für die haben wir hier nämlich wirklich keine Verwendung.
Ich vermute allerdings, dass die mittleren Höhenzüge auch heuer wieder schneetechnisch mit dem Ofenrohr ins Gebirge schauen, weil Frau Holle in Kitzbühel einen Saisonvertrag unterschrieben hat. Bestimmt wird sie in Österreich auch schlicht und ergreifend besser bezahlt. Jeder ist käuflich, sogar eine Frau Holle.
Euch einen trockenen Tag wünscht
moggadodde