Schnell-ich-keit!

Jawohl! Diesen faszinierenden Test habe ich bei Barbara entdeckt, genau das habe ich heute zum Abreagieren gebraucht.

Eigentlich war nämlich geplant, dass wir heute Abend einem süßen Mix beiwohnen, im Theater am Neunerplatz, aber weil unsere Bekannte mal wieder geschlampert hat, ist nicht ganz sicher, ob wir in die ansonsten ausverkaufte Vorstellung überhaupt reinkommen. Manche Sachen sollte man einfach selbst in die Hand nehmen, oder?

Euch einen unterhaltsamen Abend wünscht
moggadodde

Phonetus interruptus

Wenn zwei mit dem linken Fuß aufgestanden sind, hört sich das so an:

Er: Guten Tag, hier Quork. Spreche ich mit Frau Mogga Dodde?
Ich: Worum geht es denn?
Er: Ich möchte erstmal wissen, wer Sie sind.
Ich: Ich möchte wissen, wer SIE sind. Ich sehe keine Nummer auf dem Display.
Er: So wie Sie sich melden, habe ich gar keine Lust mich mit Ihnen zu unterhalten.
Ich: Das trifft sich gut, ich nämlich auch nicht. Und Tschüss.

In der Regel bin ich freundlich bei solchen Anrufen, freundlich aber bestimmt ablehnend, denn die armen Schweine an der anderen Seite der Leitung müssen ja auch irgendwie leben würden ihr Geld sicher gern anders verdienen. Aber der Typ mit seinem arroganten Timbre, da war war nach einem Wort die Antipathie förmlich greifbar. Arschloch!

Euch einen schlagfertigen Tag wünscht
moggadodde

Newsbreak

Berlin

Neueste Informationen aus Regierungskreisen untermauern die Gerüchte, wonach in Berlin die Erweiterung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes auf die deutschen Privathaushalte schon beschlossene Sache ist. Was für die Industrie im Rahmen der Klimaschutzbemühungen bereits jahrelang praktiziert wird, soll bereits zum nächsten Quartal in kraft treten.

Auslöser für die umstrittene Ausweitung des Gesetzes ist, wie ein Informant dieser Zeitung berichtet, eine Familie aus dem westlichen Unterfranken. Der in Insiderkreisen „Casa Mogga“ genannte 4-Personen-Haushalt weist nach geheimen Messungen vor dem geöffneten elterlichen Schlafzimmerfenster einen nächtlichen CO2-Ausstoß auf, der an die Spitzenwerte der täglichen Emissionen von Garzweiler II heranreichen soll.
Die von Frau Bundeskanzlerin Kelmer persönlich unterstützte Gesetzesvorlage fand parteiübergreifend einhellige Zustimmung. Kelmer wörtlich: „Auch die privaten, deutschen Emissionsherde müssen ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Dass deren Beteiligung bisher versäumt wurde, stinkt zum Himmel!“
Berechnungsgrundlage für die im Volksmund bereits „Analabgabe“ getaufte Stinkesteuer ist der CO2-Fußabdruck der beispielhaften Familie M., der mit jährlichen Schadstoffemissionen von etwa 9 t zwar unter dem bundesdeutschen Durchschnitt von ca. 13,27 t liegt; allerdings wurden bei diesem von der Deutschen BP initiierten Test die Ernährungsgewohnheiten der Musterfamilie nicht berücksichtigt. Durch den opulenten Genuss karminativer Nahrungsmittel sei die Flatulenzfrequenz häufig in erheblichem Umfang erhöht.

Der Emissionsrechtehandel wird nach dem Beispiel der Industrie auf die Privathaushalte übertragen. An der Börse kostet das Recht auf eine Tonne CO2-Emission etwa 22,00 €. Ein zusätzlicher Schadstoffausstoß von geschätzten 3 t jährlich ergibt den angesetzten Betrag von 66,00 € für die Pupssteuer, was einer Mehrbelastung von täglich 18 ct für einen 4-Personen-Haushalt entspricht.
Nachdem Emissionsrechte auch privat versteigert werden können, dürften sich die Internetauktionshäuser in Deutschland demnächst auf eine heiße Phase einstellen.

Vizekanzler Meierstein lobte unterdessen das Gesetz, das durch die Initiative einer anonymen Person, die möglicherweise sogar dem „Casa Mogga“-Kreis zuzurechnen sein dürfte, erst verwirklicht werden konnte. Zwar verabscheue er jegliches Denunziantentum, aber wenn dem Klima und damit uns allen geholfen werden kann, müsse man auch mal Viere ungerade sein lassen, betonte er. Er äußerte bereits weitergehende Überlegungen, wonach auch bald mit Lärmemissionsrechten gehandelt werden könnte, wovon vorrangig Eltern mit mehr als 2 geräuschintensiven Kindern unter 15 Jahren betroffen sein dürften.

Der Rummel um „Casa Mogga“, der in den letzten Wochen sogar im Einsatz von Minikameras in der Toilettenschüssel gipfelte, entzweite die Familie inzwischen. Nach Angaben von Angehörigen soll die Frau aus der Wohnung ausgezogen und in den Luftkurort Davos verreist sein, wo sie sich von den Strapazen der letzten Jahre erholen will.

Blendwerk für Dummies

Das Thema Fahrzeugsicherheit ist noch sicher nicht ausgereizt. ABS ist ein alter Hut, ESP meist zumindest optional erhältlich, ASR auf dem Vormarsch und einen Bremsassistent hätte ich schon auch gerne. Front-, Kopf-, Knie-, Seiten- und Beifahrerairbags schützen die Insassen, die Ballons werden an allen nur denkbaren Stellen eingesetzt und ich warte nur noch auf den Luftsack, der den Dackel im Fond vor einer Gehirnerschütterung bewahrt.
Sicherheitslenksäulen, Knautschzonen und Gurtstraffer sind schon lange unentbehrliche Komponenten im Kampf um die Unversehrtheit der motorisierten Menschheit. Überall wird geforscht, getüftelt und entwickelt bis die Techniker aus dem letzten Auspuffrohr pfeifen und oft kommt auch allerlei Peitscherbedarf nützlicher oder auch überflüssiger Kram wie der Regensensor und elektrisch abblendbarer Innenspiegel oder das beheizbare Lenkrad dabei heraus.

Was aber hat nur die gemeingefährlichen Herren Ingenieure geritten, als sie die Xenon-Scheinwerfer zum must-have und Nonplusultra der Fahrbahnausleuchtung erklärt haben? Ist ein falsch justierter, althergebrachter Scheinwerfer schon allein die Krätze, so wird gerade in Dunkelheit oder Dämmerung ein entgegenkommender Wagen mit solchen Flutlichtern zum echten Problem. Die Blendwirkung dieser fahrenden Folterinstrumente ist für mich enorm und fast unzumutbar, ein Blindflug, der sich im ungünstigen Fall über mehrere Hundert Meter erstreckt, unmittelbare und gefährliche Folge.
Xenonscheinwerfer sollten genauso verboten werden wie das Telefonieren oder Alk am Steuer, weil sie nach meiner Ãœberzeugung die Verkehrssicherheit aufs Unverantwortlichste unterminieren.

Es ist ja bestimmt eine tolle Sache, wenn der versnobte Lenker der blechernen Blendgranate in der Lage ist, jeder schwarzen Wegameise am Straßenrand in den Hintern zu gucken. Gar nicht toll ist das aber für mich, wenn ich als Unfallopfer den Wegameisen im Straßengraben Gesellschaft leisten muss.

Euch einen mondhellen Abend wünscht
moggadodde

Weltbildwandel

Als ich im Supermarkt heute unentschlossen vor den Gemüsen sinnierte, fiel mein Blick auf einen finster aussehenden Typen. Sein hautenges, ledernes Beinkleid wurde im Norden von einer abgetragenen Lederjacke komplettiert, auf deren Rückseite irgendwas mit „Morticia“ aufgenäht war. Er trug ein Stachelhalsband und eine Art überdimensionierter Schraubenmutter im Ohrläppchen mit dem Durchmesser einer Litschi. Nur seine gebleichten Haupthaare staken mittig auf dem massigen Schädel in die Höhe, denn die Seiten waren rasiert. Mit grimmigem, geschminktem Gesicht betrachtete er die Auslage und sein Ausdruck ließ mich vermuten, er suche noch schnell eine bunte Beilage zum Abendessen, dessen Hauptgang aus sautiertem Säugling an Ochsengalle und Magic Mushrooms bestehen würde.

Er war ein von der Punk-Szene angehauchter Gothic-Geselle Mitte der Zwanziger und mir fiel ein, dass die Schwarzkittel meiner Jugend „Gruftis“ genannt und von unseren Eltern argwöhnisch beäugt wurden, weil sie nach damals vorherrschender Meinung auf mondbeschienenen Friedhöfen pausenlos schwarze Messen feierten und dabei das Blut der geopferten Federtiere schnabulierten wie sie selbst das wohl verdiente Feierabendbier.

Als ich darüber nachdachte, dass von uns beiden hier wohl ich als der echtere „Grufti“ zu bezeichnen war, griff sich der Kerl eine Sellerieknolle und sprach mit ihr. Als ich mich unauffällig näherte, um ihn besser verstehen zu können, wandte er sich mir zu und lächelte. Er wollte heute Frikassee kochen, erklärte er mit Fistelstimme, die so gar nicht zu dem martialisch-monströsen Äußeren passen wollte, und ob ich denn wisse, ob da Sellerie hineingehöre. „Kapern sollen dabei sein“, erklärte ich, ansonsten müsse ich gestehen, dass ich keinen blassen Schimmer hätte, frikasseetechnisch betrachtet. Er fände ja, dass dieses Essen mit Huhn am besten schmecken würde, obwohl viele Kalbfleisch bevorzugen würden, verkündete er und wollte wissen, ob ich mir Sellerie dabei vorstellen könnte.

Ich konnte mir bisher ja viel vorstellen, aber nicht, dass ich mich in der Gemüseabteilung von REWE mit einem selleriebesprechenden Grufti Gothic über Kochrezepte unterhalte und dass der Bursche dann auch noch mehr Peilung haben könnte als ich und resümierte: Manch wundersames Element gehört jetzt zum Establishment.

Gruftis sind anscheinend auch nicht mehr das, was sie mal waren.

Euch einen weltbewegenden Abend wünscht
moggadodde