Es gibt Sachen, die sagt man einfach nicht. Man sagt keinem Winzer, dass seine Goldmedaille 2002 wie aromatisierte Pferdepisse schmeckt zum Beispiel. Man sagt auch seinem Zahnarzt nicht, dass er Mundgeruch hat, wenn er sich zum Bohren über einen beugt. Man sagt der dem Jugendwahn anheim gefallenen Nachbarin nicht, dass ihre quietschebunten XXL-Amanda-Lear-Gedächtnis-Fingernägel aussehen wie eine horngewordene Katastrophe oder dem Physiklehrer der Kinder, dass er ein unfähiger Dämlack mit Hang zum Alkoholismus ist. Alles mag zwar wahr sein, aber man sagt es nicht, zumindest nicht so deutlich.
In einer Lebensgemeinschaft ist das ganz ähnlich, zumindest was das Empfinden der Frau angeht. Mann muss höllisch aufpassen, sich durch eine unbedachte Äußerung, die er überdies aus Sicht der Frau idiotischerweise noch witzig findet, eine ernste Krise einzuhandeln. Da gibt es einige Signalsentenzen, die der unbedacht plappernde Herr gerne äußern darf, wenn er aus der sonst angenehmen Partnerin eine wütende Furie machen möchte.
„Hast du zugenommen?“ ist z.B. so ein Satz oder „Echt, du warst beim Friseur?“.“ Auch „In den Parkplatz kommst du sowieso nicht!“ oder „Ich glaube nicht, dass du das noch anziehen kannst!“ sind gefährlich.
Ganz anders verhält sich der Fall, wenn die Frau selbst den einen oder anderen Mangel selbstkritisch äußert. „Hach, ich bin dick geworden!“ darf sie sagen (auch wenn sie Widerspruch erwartet, aber das ist hier nicht das Thema) oder „Der blöde Friseur hatte einen beschissenen Tag, schau mich an!“ bzw. „Dieser Parkplatz ist ein bisschen knapp“ oder „Aus dem Alter für bauchfrei bin ich jetzt raus, denke ich!“ Das ist was vollkommen anderes und vollkommen ungefährlich. Ich kann das an einem kleinen, lebensnahen Beispiel verdeutlichen:
Wenn ich z.B. dem Herrn aus reiner Freundlichkeit und Liebe am Feierabend ein Bierchen an den Sessel bringe und er mir sagt, Du schaust aber schlecht aus!, dann denke ich mir noch nichts weiter, weil meine Toleranzschwelle mit den Jahren schon etwas höher gemauert ist, sondern antworte, Ja ich weiß, ich bin auch müde wie Sau und außerdem brauche ich mal wieder eine Zehnerkarte von der käuflichen Sonne weil ich aussehe wie eine Tüte Mehl plus eine anständige Massage von der harten Hand eines ausgebildeten Spezialisten und denke, dass damit die Sache erledigt ist. Aber der ungemein witzige Herr antwortet, Stimmt, das brauchst du – und ein bisschen Botox, haha!.
Kaum hat er den Mund wieder zu bin ich schon auf einer hundertdreißiger Palme und rate dem älteren Herrn, sich mit seinem spärlich bewachsenen Nordkapp und seinem etwas gebrechlichen Gebiss doch bitte auf die Pirsch nach einer jüngeren, im Gesicht faltenfreien sowie am restlichen Körper straffen Gefährtin zu begeben und mal sehen, wie viele Treffer er dann landet und ob ich denn schon mal einen kleinen Zettel holen soll? Noch während der lange Satz aus meinem (faltenfreien) Mund sprudelt, wird ihm klar, dass er da gerade nicht aufgepasst und sich auf schrecklich vermintes Gelände begeben hat. Sein halbherziges Ähhh, so war das doch gar nicht gemeint ist, ist allerdings ein mieser Abmilderungsversuch und prallt daher an mir ab wie ein Squashball an einer sehr glatten Betonmauer und ich erkundige mich, wie, bitteschön, das denn sonst gemeint sein könnte, außer persönlich!? Na!? Witzig, etwa?!
Er ist jetzt ganz winzigklein mit seinem Becks in der Flosse und behauptet zu Recht, dass ich vor meinem Spiegelbild schon häufiger etwas Ähnliches geäußert hätte und ich antworte noch immer mit ein wenig Schärfe in der Stimme, dass das etwas vollkommen anderes ist und er sagt, Da soll einer schlau werden aus dir! und ich sage, dass ich nie behauptet habe, unkompliziert zu sein. Keiner wäre das und schon gar keine Frau.
Damit schnappe ich mir das Bier und leere es selbst, weil Alkohol ja auch ein verhängnisvolles und heilsbringendes Nervengift ist wie Botox und er, wenn er auf die Suche nach straffem, faltenfreiem und flachbäuchigem Frauenmaterial gehen sollte, ja wohl nicht noch eine Bierwampe haben will, sonst stünden jedwede Chancen ja sowieso ganz in finsterer Dunkelheit.
Mit etwas Glück fangen wir dann beide an zu lachen und haben noch einen gemütlichen Abend. Mit etwas weniger Glück eben nicht.
Also, verehrte Herren, aufgepasst! Die als Fettnäpfe getarnten Tretminen, die die Dämlichkeit im schweren Geläuf einer als traut getarnten Verbindung vergraben hat, können gefährlich sein. Das Vorhandensein eines Gehirns erleichtert den Umgang mit Frauen zwar, eine sichere Bank ist es allerdings nicht. Neben nicht unkompliziert sind wir nämlich auch nicht berechenbar, was euer abenteuerlustiges Hasardeurenherz doch dann auch wieder erfreut, oder? Insofern passen Männer und Frauen schon ganz gut zusammen ….
Vielleicht komme ich auf dieses Thema, weil ich gestern stundenlang in Fleischeslust geschwelgt habe – natürlich nicht in diesem Sinn, vielmehr habe ich vier Kilo diversen Fleisches sowie fast ein Kilo Zwiebeln vorbereitet, für einen sogenannten „Pfundstopf“, den ich nachher für drei Stunden in den Ofen schieben muss. Die üblichen 15 Verdächtigen werden heute Abend zu einer kleinen Party aufkreuzen und wie ebenfalls üblich bei solchen Gelegenheiten, haben sie seit gestern nichts gegessen, um heute richtig „zuschlagen“ zu können. Gut, dass der Tag nicht so irritierend beginnt wie der Geburtstag im letzten Jahr.
Ich fahre jetzt mal den Getränkehändler beglücken auch wenn mir danach das Pipi in den Augen steht, was tut man nicht alles für die Gäste!
Euch einen ungefährlichen Tag wünscht
moggadodde