Blaupause

Da ist doch was im Busch! Dixie hat seit drei Tagen nicht gemeckert! Sie keift nicht, wenn sie den Müll wegbringen soll, sie hat ihr Zimmer für die anstehende Renovierung einigermaßen vorbereitet, sie fordert nicht, wenn ich sie irgendwo auf der grünen Wiese aufsammeln soll, weil sie den Bus wieder verpasst ist, sie bittet! Sie hinterlässt Zettel, auf denen steht wo sie ist und wann sie wieder kommt und ist dann auch tatsächlich da!
Bei diesen neuen Tönen muss doch irgendwas passiert sein! Eine 6 in Physik? Ein Verweis? Schwangerschaft? Blauer Brief?
Dieses seltsam entspannte Klima macht mich jedenfalls ziemlich stutzig …

Trotzdem, wenn ich während eines Päuschens rausschaue

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in die Luft, die klarer ist als jedes noch so eifrig polierte Glas und versuche, mich an der Farbpalette des aufkeimenden Frühlings unter dem babyblauen Himmel satt zu sehen, wenn ich das Gezwitscher höre und nicht mal eine Amsel erkennen würde, weil ich von Vögeln keine Ahnung habe, einen Kaffee mit schaumiger Haube in der Hand und endlich ohne Kreuz-, Kopf- oder sonstiges Weh wird mir ganz warm und ich werde rührselig und kann nur sagen: Das Leben ist doch schön, irgendwie, momentan jedenfalls.

Euch einen traumhaften Tag wünscht
moggadodde

Need a new image? Change your job title!

Die globalisierte wirtschaftliche Verflechtung der Konzerne untereinander hat schon länger eine fast umfassende Veränderung der Berufsbezeichnungen mit sich gebracht. Die großspurige Bezeichnung eines Hausmeisters als Facility Manager ist schon sehr lange ein alter Hut, kein Sales Manager der up to date sein will nennt sich nur mehr schnöde-altbacken „Verkäufer“, eine Friseurin wird hastenichtgesehen zur Hairstylistin.
In den neuesten Stellenanzeigen entdeckte ich eine Annonce, mit der eine Autobahnraststätte einen „Mitarbeiter free flow“ sucht. Ist das jetzt möglicherweise der Ersatz für die gute, alte Klofrau oder gar die bereits vorhandene englische Bezeichnung „toilet attendant“? Bevor man sich bewirbt, würde man doch schon gerne wissen, ob man an Koch- oder Kloschüsseln Dienst schieben muss, finde ich!

Das ganze Durcheinander halte ich für sehr verwirrend. Warum werden denn nicht endlich durchgängig englische Bezeichnungen für althergebrachte Berufe verwendet?
Der Imker würde zum „Bee Supervisor“, wobei es den Bienenbändiger als Ausbildungsberuf gar nicht gibt, sondern dieser mit unter der Berufsbezeichnung „Tierwirt“ fällt. Ich bitte euch! Tierwirt! Natürlich macht ein Romeo am Samstagabend von der örtlichen Disco-Queen an der Bar nach seinem Beruf befragt, ganz sicher keinen Stich, wenn er wahrheitsgemäß mit „Tierwirt“ antwortet. Dann ist die Schöne nämlich ganz schnell mit dem „Underwriter“ (welcher bei Versicherungen tatsächlich für die Risikoprüfung zuständig ist) zu ihrer anderen Seite auf dem Parkplatz verschwunden. Hätte Romeo statt „Tierwirt“ vielleicht „Veterinal Administrator“ gesagt, hätte die Schöne sich doch ohne Zweifel gleich auf einen Drink einladen lassen! Die Disco-Queen ihrerseits tut möglicherweise gut daran, vom Underwriter auf dem Rücksitz seines BMW vor der zweiten Runde nach ihrer Profession befragt ihre wahre Tätigkeit als Textilreinigungsfachkraft mit „Chemical Cleaning Assistant“ nachhaltig aufzuwerten.

Das sind nur zwei teilweise fiktive Beispiele von vielen. So könnte die Kindergärtnerin zukünftig „Education Agent“ heißen, der Kanalbauer riefe sich dann „Channel Specialist“, die Arzthelferin würde zur „Healthhunter Assistance“, der Postbote hieße vielleicht „News and bills-Messanger“, der Regalauffüller mutierte evtl. zum „Hardware Refiller“.

Dixie meint, ich hätte ziemlich was versäumt, weil ich noch nie bei Subway eingekehrt bin, dort äße man nämlich echt, ähh, endgeil, war ihr Urteil. Die Beleg-Schaft ist nach ihrer Ausbildung in der Lage, je nach Variante mit einem einzigen, gezielten, virtuosen Handgriff ganz exakt z.B. 42 g Salat oder 36 g Käse zwischen die Semmeldeckel zu packen und von daher wäre die schnöde Berufsbezeichnung „Schrippenchef“ auch ziemlich tiefgestapelt.
Sofern die dortigen Brötchenbeleger allerdings nicht jonglieren oder die Semmeln frei von der Decke baumelnd dekorieren, finde ich die tatsächlich verwendete Bezeichnung „Sandwich Artist“ indes ein bisschen dick aufgetragen.

Euch einen reichhaltigen Abend wünscht
moggadodde

Geht doch!

Ein Hauch von Frühling trieb uns gestern ins Freie. Hanks Kindersprint rund um die Residenz habe ich zwar verpasst, aber richtig interessant war es, als die Hobbyläufer an den Start gingen. Zwar sah man einigen Läufern die Anstrengung deutlich an, aber meine volle Hochachtung gilt den Teilnehmern, die tatsächlich die kompletten 10 km geschafft haben, auch weil ich selbst wahrscheinlich schon nach 1000 m ein Sauerstoffzelt plus Notarztwagen, wenn nicht sogar einen Sarg bräuchte.

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Bei den Skatern sah alles sehr elegant aus, allerdings huschten die sämtliche so schnell an uns vorbei, dass wir unsere Anfeuerungsrufe sparen konnten.

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Eine traumhafte, weiße Schokolade beim Café Michel gab neue Energie und beim sogenannten „Lauf der Asse“ war von vorneherein klar, das ein Kenianer oder Tansanier oder Äthiopier als erster ins Ziel kommen würde.

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Olympiagedanke hin oder her, ehrlich gesagt könnte ich mir nicht vorstellen, an einem Wettkampf teilzunehmen, bei dem ich schon im Vorfeld weiß, dass ich nicht den Hauch einer Chance haben und mit den drei oder vier letzten Läufern ausgepumpt im Ziel landen werde, während die pfeilschnellen Afrikaner schon pfeifend unter der Dusche stehen. Das sage ich aber bestimmt nur, weil ich eine unglaublich faule Sau bin jeglichen Sport viel lieber sehe als mache.

Allmählich aber stetig geht es aufwärts mit meiner Stimmung, was zweifellos der Wetterbesserung anzukreiden ist. Die Sonne zu spüren, zu sehen, wie langsam sattes Grün das kackige Braun verdrängt und auch die ersten Bäume beginnen, bunt zu werden, das ist Thermo-Balsam auf mein vom Winter ausgekühltes Innerstes.

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Der Franke sagt „’s gedd ’nauswärdds„, wenn der unselige Dreckswinter sich endlich dem Ende zuneigt und deshalb ist das einer meiner fränkischen Lieblingssätze …

Euch einen Frühlingstag wünscht
moggadodde

Morbus Mogga

Anamnese:
In unserer Praxis hat sich heute Frau Moggadodde vorgestellt. Sie klagt über diffuse Gedankenfetzen, die sich in ihrer Schädelbasis befänden. Diese Fetzen flitzten unablässig durch ihr Oberstübchen wie durch einen Teilchenbeschleuniger, ohne sich jedoch in Produktivität bis zu ihren Fingerspitzen durchsetzen zu können. Frau M. klagt außerdem über Kältegefühl in den Extremitäten und über fehlenden Antrieb. Dies äußere sich besonders deutlich in der Tatsache, dass sie seit mehreren Tagen nicht mehr gebloggt habe und es darüber hinaus noch nicht einmal vermisse, was ihr große Sorgen bereite.

Untersuchungsbefund:
Am Schädel finden sich keine Auffälligkeiten, innere und äußere wichtige Organe und sogar die Leber ohne Befund, die Extremitäten imponieren unauffällig und kalte Hände und Füße sind bei weiblichen Patienten keine Seltenheit. Wegen der geschilderten Blogmüdigkeit wurde um nervenärztliches Konsil ersucht, auch hier alle lagen alle Befunde innerhalb normaler Werte, was angesichts der familiären Belastung allerdings eher verwunderlich erscheint.

Diagnose:
1. Galoppierende Konzentrationsstörung im Wechsel mit kontemplativen Phasen
2. Ausgeprägte Antriebslosigkeit aufgrund der fragwürdigen Großwetterlage
3. Akutes Blogmüdigkeitssyndrom mit ausgeprägtem Wurschtigkeitsgefühl

Therapie:
Wir verordnen bis auf weiteres absolute Netzabstinenz und die orale Einnahme von hochkonzentrierten Vitaminpräparaten, Obst geht natürlich auch, außer Bananen, die mag die Patientin nicht. Unter reichlicher Dosierung sind in ähnlichen Fällen auch mit gutem Chianti gelegentlich Besserungen beobachtet worden. Möglicherweise sind die Beschwerden allerdings nicht nur temporärer Natur und die Patientin kommt gar nicht wieder aufs Pferd. Wir hoffen das Beste und wünschen Frau M. gute Genesung.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. med. Morgenroth-Pfefferherz

Gekauft!

Von meiner vormittäglichen Tour durch die erfreulich leere Innenstadt habe ich gleich zwei Schätze mitgebracht.
Noch eine niedliche Espressotasse ist zwar das letzte was ich gebraucht hätte, aber wie hätte ich an diesem Schmuckstück vorbeigehen können?

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Weil ich eine Empfehlung im Kopf hatte, betrat ich die Buchhandlung und erkundigte mich an der Kasse nach „Kochen mit Fernet Branca“. „Kochbücher sind oben“ beschied mir die Kassendame und ich erklärte, dass es sich nicht um ein Kochbuch, sondern um einen Roman handele. Da könnte sie mir nicht helfen, sagte sie und verwies mich an die Papierfachkraft „gleich da links“. Ich fragte also die Papierfachkraft gleich links nach „Kochen mit Fernet Branca“ und sie antwortete nur kurz, weil sie ihr Privatgespräch weiterführen wollte, „Kochbücher sind oben“ und ich erklärte, dass es sich nicht um ein Kochbuch, sondern um einen Roman handele. Umständlich wies sie mir den Weg zur Belletristik, wo ich dann nochmals fragen könnte. Ich begab mich also in die besagte Abteilung, wo ich die dort hantierende Verkäuferin nach „Kochen mit Fernet Branca“ fragte. „Kochbücher sind oben“, erklärte sie und auch sie durfte ich mit dem Wissen beglücken, dass es sich nicht um ein Kochbuch, sondern um einen Roman handelt. Ein Blick in den Suchcomputer und schon drückte sie mir das Gesuchte endlich in die Hand.
Zwar scheint dieses Werk keinen sehr hohen Bekanntheitsgrad zu genießen, aber schon nach den ersten beiden Seiten kann ich erkennen, dass der Schreibstil und die Story genau meiner Kragenweite entsprechen.

Euch einen unterhaltsamen Tag wünscht
moggadodde