Salz oder Leben! – Drei –

3.

Mr. Taorang greift sich die kleinen Beutel, stopft sie in die große Tüte und geht ohne ein weiteres Wort damit aus dem kleinen Kabuff. Ich habe elendiges Schädelweh und nehme einen Schluck aus dem Plastikbecher, den mir einer der Wächter gerade auf den Tisch gestellt hat. Das Zeug schmeckt gechlort und ist brühwarm und ich würde alles geben wenn irgendwer mit einer leckeren, kühlen Sprite auftauchen würde. Wenn mir hier niemand glaubt, bin ich ganz schön aufgeschmissen, schätze ich und versuche schon mal, mich an ein paar Tricks aus meiner Kampfsportzeit zu erinnern, die ich im Knast sicher werde anwenden müssen. „Ach was“, ich tippe mir in Gedanken selbst an die Stirn: Nachher sitze ich mit einem Cocktail am Pool, lasse mir einige Schüßler-Pastillen auf der Zunge zergehen und lache mich kringelig über diese Episode.

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Salz oder Leben! – Zwei –

2.

Sofort bin ich von drei ebenfalls in Uniform gewandete Zöllnerkollegen des winzigen Asiaten umringt. Während dieser mein Gepäck achtlos wieder in den Koffer quetscht, greifen mich zwei von den Typen an den Armen und halten mich fest wie eine taubstumme Blinde, die im Begriff ist, eine viel befahrene Hauptstraße zu überqueren.
Durch eine Menge glotzender Gaffer bringen sie mich in ein fensterloses Kabuff und drücken auf meine Schultern, was wohl bedeuten soll, dass ich mich auf den vor mir stehenden Klappstuhl drapieren soll. Einer der Wächter verlangt meinen Ausweis, macht sich krakelige Notizen und reicht ihn mir wortlos zurück. Jetzt kommt auch der grimmige Bonsai mit meinem Koffer in der einen und der Plastiktüte in der anderen Hand in den Raum und setzt sich hinter einen abgeschrammelten Resopaltisch, auf dem sich ein Stapel welliges Papier nebst Kugelschreiber und ein altertümliches Telefon mit Wählscheibe befindet. Allzuviel scheinen die hier am Airport nicht zu tun zu haben und die Wächter lassen mich mit dem Bonsai-Zöllner jetzt allein.

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Salz oder Leben! – Eins –

1.

Jeden einzelnen meiner verdammten Knochen spüre ich nach den letzten 13 Stunden in der Holzklasse dieser Low-Budget-Airline. Das ist ganz besonders dann kein Zuckerschlecken, wenn man in der Mittelreihe eingequetscht zwischen einem dicken Dauertranspiranten mit Käsefüßen auf der einen und einem zwar nicht schlecht riechenden aber dafür permanent quatschenden Hessen auf der anderen Seite sitzt wie eine Presswurst im Naturdarm. Ziemlich benebelt von den infernalischen Ausdünstungen des Stinktiers zur Linken kann ich erst mit einem festen Stampfen meiner angeschwollenen Beine zusammen mit einem vernichtenden Blick und einem wenig nonchalanten „Fresse jetzt, sonst raucht’s!“ das verbale Trommelfeuer des Hessen zum Schweigen bringen. Nur kurz herrscht Ruhe, dann ist eine Mittdreißigerin über dem Gang so unvorsichtig, seinen Blick zu erwidern und nun hat er seinen Laber-Fokus in ihre Richtung verlagert. Noch nie in meinem ganzen Leben haben sich 13 mickrige Stunden so verdammt lange gedehnt.

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Gesindel unterwegs

Im Nebenhaus, keine 30 m von hier entfernt, wurde gestern zur helllichten Mittagszeit eingebrochen. Schon letzte Nacht konnte ich wegen sicher nur eingebildeter aber dennoch sehr nachdrücklich eingebildeter Phantomgeräusche hinter dem Haus kaum schlafen und auch jetzt bin ich leicht unruhig. Sicherheitshalber und um jedem Bösewicht meine Gegenwart zu signalisieren, habe ich in allen Räumen Licht eingeschaltet. Lautere Musik hielt ich anfangs für eine gute Idee, allerdings konnte ich so noch weniger hören, ob jemand ums Haus schleicht und so sitze ich hier ohne jegliche Beschallung und achte auf jedes Geräusch.
Zwar ist es zweifelhaft, dass der oder die Einbrecher gleich am nächsten Tag und nur ein Haus weiter wieder zur Tat schreitet, aber unwahrscheinlich ist nicht gleich unmöglich, oder?

Euch einen ungruseligen Tag wünscht
moggadodde

Frühling zum Essen

Schwammige Angaben in Rezepten kann ich nicht leiden. „Eine Handvoll“ – wie viel soll das denn sein? Ist eine Pennälerhand das Maß aller Hände oder eine Bauarbeiterhand? Ist die Menge richtig, die auf einer Handinnenfläche Platz hat ohne runterzufallen oder das, was die handelsübliche Köchin zwischen Mittelfinger und Daumen festhalten kann?

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Sei’s drum, ich werde mich jetzt mal vorsichtig durch die, sich auf mehrere Handvoll belaufende Ernte arbeiten, die die nette Nachbarin L. gestern hier abgegeben hat.
Man sagt zwar, dass man Bärlauch sehr leicht mit auch Maiglöckchenblättern verwechselt, was dann bei Genuss im besten Fall zu Magenbeschwerden, im schlimmsten Fall zum Exitus führen kann. L. kennt sich aber aus mit den wilden Gewächsen des Waldes, sagt sie und außerdem habe ich mit ihr keine Rechnung mehr offen, die irgendeine Sorte von Rache erforderte, glaube ich.

Euch einen vertrauensvollen Tag wünscht
moggadodde