Schon immer war ich für Ehrlichkeit, gerade auch auf dem Gebiet des Einzelhandels. Heuchlerische Verkäuferinnen, die lächelnd beteuern, wie wunderbar mir die Hose steht, die ich gerade unter dem laut vernehmlichen Geräusch platzender Nähte über meinen Hintern gezerrt habe sind mir genauso ein Graus wie die Obstfachangestellte, die mir ins Gesicht lügt, Caipirinha ließe sich ganz genauso gut mit Zitronen zubereiten, weil ihr dummerweise die Limetten gerade ausgegangen sind.
Heute im Getränkemarkt hatte ich es ausnahmsweise mit einem besonders ehrlichen Verkäuferexemplar zu tun und ich muss zugeben, ein derartiges Maß an Ehrlichkeit hat mir auch wieder nicht gepasst. Drei Kunden vor mir hatte der muskulöse Leergutflaschen-Entgegennehmer nämlich bereits blitzschnell abgefertigt. Hektisch zerrte er nun meine Kästen und die einzelnen Flaschen aus dem prall gefüllten Einkaufswagen dass es nur so schepperte, brachte sie im Laufschritt zu den Lagerplätzen und galoppierte zur Kasse, wo er reichlich ungeduldig auf das empfindliche Gerät eindrosch. Weil ich von Geburt an ein freundlicher Mensch bin, wies ich ihn lächelnd darauf hin, dass er sich ruhig Zeit lassen könnte. Ich hätte es nämlich nicht so eilig. Mit einer fahrigen Bewegung rupfte er den Leergutbon aus der Maschine und antwortete, dass er sich nicht wegen mir so beeilen würde, er hätte vielmehr gleich Feierabend, was mich bekümmerte, denn ich falle anderen Leuten nicht gern zur Last. Dieser Typ aber brachte mein durchaus vorhandenes Gemeinheits-Gen zum Vorschein.
Jetzt mimte ich nämlich die dusselige Kundin, ließ mir den Bon nochmals erläutern, pfriemelte behäbig Stück für Stück die diversen vollen Weinflaschen zum Scannen aus dem Korb und konnte mich zu guter letzt dummerweise gar nicht entscheiden, ob ich nun lieber Gauloises in rot oder in blau nehmen solle. Zuviel und vor allem unangebrachte Ehrlichkeit wird eben u.U. bestraft, möglicherweise sogar mit Überstunden nicht unter 15 Minuten. Zwar bin ich von Geburt an freundlich, aber eben nicht unter allen Umständen.
Die Karten für Tito & Tarantino habe ich aber natürlich gleich heute klargefahren
Dies und die Tatsache, dass Dixie mit einer 4 in der Physik-Ex noch gut bedient ist und Hank ohne Aufnahmeprüfung in die Realschule wechselt, sind die anderen guten Nachrichten des Tages. Jetzt noch „München“ aus der Videothek, zusammen mit gut gekühltem, Thüngersheimer Rotling … Hach, Wochenende, ich komme!
Euch eine wonnevolle Nacht wünscht
moggadodde
„München“, ein großartiger Film. Aber ultrahart.
@ Al Gore: Ziemlich düster, naja, kein Wunder bei dem Thema … Ich mag diese Agentenfilme sowieso eher weniger, zumal ein sehr großer Teil fiktiver Stoff war. Der MamS hat ihn schon zum zweiten mal gesehen und fand ihn wieder klasse. Ich, naja. Ich hab‘ irgendwann geistig abgeschaltet, wenn ich ehrlich bin.