Gruselgrün

Ein Grund, warum hier sämtliche Tür- und Fensteröffnungen mit Netzen verrammelt sind, ist dieser

Gruselgrüner Grashüpfer

abscheuliche putzige Geselle, der uns heute beim Frühstück besuchte und seine kleinen stechenden Kumpel.
Wegen ihrer Unberechenbarkeit und weil die Viecher ansatzlos einige Meter weit hüpfen können, sind sie mir suspekt und wer einmal mit einem Grashüpfer das Schlafzimmer teilen musste weiß, wovon ich spreche.
Das Landleben ist nicht nur idyllisch, echt jetzt.

Euch einen himmelblauen Tag wünscht
moggadodde

Bosheit auf Libysch

Missratene Kinder können ihren Eltern ganz schön viele Scherereien machen. Da muss man sich mal beim Nachbarn entschuldigen, weil der Filius in den Vorgarten gepinkelt hat oder in der Teenagerzeit dem Sohn des Nachbarn in angeheitertem Zustand anlässlich einer 99 ct-Saufparty völlig grundlos per Faustrecht das Nasenbein zertrümmert.
Als Otto-Normalverbraucher-Eltern schämt man sich in Grund und Boden und stellt den Junior gehörig ins Lot. Man entzieht ihm für eine Weile sämtliche Privilegien, konfisziert das Moped und besorgt ihm einen Ferienjob als Kugelschreiberzusammenbauer, damit er die Arztkosten des Gegners bezahlen und dessen blutige Klamotten ersetzen kann.
Handelt es sich allerdings um einen einflussreichen Vater, hat der Prügelknabe ganz fein Schwein gehabt. Als Hannibal Gaddaffi nämlich letzte Woche in einem Genfer Hotel wegen des Verdachts der Misshandlung zweier Bediensteter festgenommen wurde, hat der libysche Potentaten-Papi nicht lange gefackelt und eine Retourkutsche in die Alpen geschickt, indem er gleich mehrere Eidgenossen inhaftieren und Schweizer Firmen ihre Geschäfte einstellen ließ.
Nun ist das Kind Hannibal kein Kind im eigentlichen Sinne mehr sondern ein ausgewachsener 32jähriger, der in der Vergangenheit schon öfter über die Stränge und dann und wann auch ein paar Frauen geschlagen hat und im Gegensatz zu den Schweizern, die in Tripolis unter beklagenswerten Verhältnissen hinter libyischen Gittern schwitzen, befindet sich Hannibal der Randalierer schon wieder auf freiem Fuß.
Der Rachedurst der Berberitze des ollen Gaddafi scheint aber dennoch nicht gestillt, denn um der Farce das Knie wegzuschießen, droht er den Schweizern jetzt, den libyischen Ölhahn zu schließen, falls die dortigen Behörden Fall Hannibal nicht flugs ad acta legen und behält sich noch weitere Maßnahmen vor, die sicherlich ebenso überzogen sind.
Ist es nicht erschreckend, welch weite Kreise die Unerzogenheit eines protegierten Hopel-Popel-Halbstarken wie Hannibal G. zieht, dass er durch sein postpubertäres Verhalten sogar politische Verwicklungen heraufbeschwören kann, weil sein Papi die Hasskappe aufsetzt und sich für die Unannehmlichkeiten seines schlagkräftigen Filius auch auf Kosten seines ohnehin nicht mehr sehr hohen Ansehens in der Weltöffentlichkeit revanchieren will?

Den Schweizern wünsche ich jedenfalls, dass sie sich nicht kleinkriegen lassen, in ihrer neutral-schweizerischen Art die Angelegenheit gewissenhaft weiterverfolgen und sie so behandeln, als stünde nicht Hannibal Gaddafi aus Libyen im Zentrum der Ermittlungen sondern irgendein x-beliebiger Urs Zügli aus Opfikon.
Ich für meinen Teil schicke gern umsonst und auf eigene Kosten einen Liter Öl über die Alpen und wenn mein Beispiel in Restdeutschland Schule macht, brauchen die Schweizer nicht zu frieren, bis sie einen anderen Versorgungsweg gefunden haben und nicht mehr bei diesem selbstherrlichen, rachsüchtigen, unverfrorenen Megalomanen einkaufen müssen.
Bei der Erziehung des kleinen Hannibal wurde anscheinend gehörig geschlampt, aber als Herrscher kann man sich ja schließlich nicht um alles kümmern, weshalb Herr Gaddafi jetzt vielleicht ein schlechtes Gewissen hat und seinem verzogenen Bengel Zucker in den Hintern bläst. Ernsthaft, Herr Gaddafi: „Jetzt ist genug Heu unten“, wie der Schweizer sagt!

Euch einen vernünftigen Tag wünscht
moggadodde

Koffeinknirps deluxe

Was haben ein Picknick auf der chinesischen Mauer, eine Rast inmitten der Eiger-Nordwand und ein Safari-Trip ins kenianische Outback gemeinsam? Es gibt einfach weit und breit keinen anständigen Espresso! Das ist jetzt vorbei:
Mit einer innovativen Kreuzung aus Penispumpe und Schlagstock ist es endlich möglich, auch mitten auf dem Amazonas treibend stilvoll einen kleinen Schwarzen zu vernaschen. Alles, was man braucht ist „Handpresso“, einige Kaffeepads, Tassen und eine Thermoskanne mit heißem Wasser. Ein bisschen pumpen, um den Druck von immerhin 15 bar aufzubauen, Wasser rein, Pad rein und ab die Post!
Auch wenn es erst einmal amüsierte Blicke und frotzelnde Kommentare hageln sollte: Spätestens wenn irgendwo in der Pampa den Zweiflern der Duft frischen Kaffees in die Nüstern steigt, ist der Besitzer von „Handpresso“ der uneingeschränkte Häuptling im Tipi.

Euch einen wachen Tag wünscht
moggadodde

Beauty to go

Der jährliche Besuch beim Zahnarzt ist für mich eigentlich nicht mehr als eine lästige Pflicht, um an den Stempel im Bonusheft zu kommen. Zu diesem Behufe befinde ich mich seit langer Zeit in der Hand desselben Oralsadisten, dem ich heute meine Aufwartung machte. Angst im engeren Sinne habe ich nicht, trotzdem stellt sich aber immer zum Termin ein gewisses Unwohlsein sein. Als ich nachfragte, warum denn die beiden Armlehnen der Kunstledercouch, an denen ich mich stets zur Ablenkung festgekrallt hatte, entfernt worden seien, berief man sich auf den Hygieneaspekt; schließlich müsse man die Lehnen auch dauernd abwischen. Wo ich mich denn nun festhalten könne, fragte ich etwas hilflos und dachte daran, ersatzweise den Oberschenkel vom Herrn Doktor zweckentfremden zu müssen.
Bei genauerem Nachdenken erschien mir aber das feste Verknoten der Hände in betender Haltung auf meinem Schoß als die gesündere Alternative, nicht dass der Kerl mit dem Steinmeißel noch abrutscht und mir den Kiefer perforiert!

Weil ich bei der Behandlung als solcher meist mit geschlossenen Augen auf dem Stuhl erstarre, ist mein Gehör indes besonders aktiv. Sofort fiel mir auf, dass die Stimme des Dottore anders war. Richtig verstanden habe ich auch sonst nur die Hälfte, aber weil ich aus dem Genuschel meist so etwas wie „Alles in Ordnung!“ oder „Bis in einem Jahr!“ verstanden habe, machte ich mir nie weiter einen Kopf. Im vergangenen Jahr scheinen sich die Stimmbänder des Dentisten allerdings verändert haben. Heute hörte er sich nämlich original an wie Marlon Brando in „Der Pate“: heiser, kurzatmig, nuschelnd, leise und trotzdem hatte ich keine Angst, als er mir „ein Angebot“ machte, weil es sich um das einer professionellen Zahnreinigung handelte, inklusive Ausräumung der Taschen. Weil ich meine Taschen aber lieber selbst ausräume (woher sollte Marlon denn auch wissen, wohin die ganzen ausgeräumten Einkäufe gehören? Am Ende ist die ganze Küche durcheinander!) und gerade keine 55,00 überflüssigen Flocken bei der Hand hatte, musste ich sein Angebot für heute ablehnen, auch wenn es ganz und gar nicht ins Paten-Bild passte.

In der letzten Zeit musste ich überdies feststellen, dass mit zunehmendem Alter nicht nur mein Körper im allgemeinen sondern auch mein Gebiss im besonderen zu schrumpfen scheint und für die vielen Beißer zu eng wird, weshalb sich einzelne Zähne zu verschieben beginnen, was der gute Marlon mir bestätigt hat.
Weil eine Futterluke mit ansehnlichem, relativ gerade gewachsenem Zahnbild aber noch immer ein Zeichen von Gesundheit, Wohlstand, sozialer Integration, der richtigen Krankenversicherung und Garant für kraftvolles Zubeißen auch im Alter ist, zog ich eine korrigierende Zahnspange ganz kurz in Erwägung. Ein Vergleich der beiden „K’s“ (Kontoauszug und Kostenplan) zeigte mir allerdings, dass ich gegenüber einem makellosen aber uniformen Hollywood-Gebiss einer gewissen exzentrischen Individualität in meiner bebauten Mundhöhle den Vorzug geben möchte.

Frau Nielsen hat das ja ganz anders angefangen und damit vielleicht das ultimative Krankenkassenmodell der Zukunft geschaffen:
Angenommen jemand, sagen wir mal ich, wollte eine kieferorthopädische Versorgung außerhalb des gesetzlichen Rahmens. Ich wende mich an einen privaten Fernsehsender, der die Behandlung bezahlt und im Gegenzug das blutige Extrahieren dreier Weisheitszähne und die schmerzhafte Anpassung eines permanenten Drahtzaunes an meinen Zähnen in HDTV-Qualität in die Wohnzimmer überträgt. Der besseren Quoten wegen würde auch der folgende Monat pausenlos von Kameras begleitet, damit die Nation geifernd verfolgen kann, wie ich mit schmerzverzerrtem Gesicht zunehmend angewidert Hühnersuppe durch den Strohhalm schlürfe, meine Kinder sich vor ihren Freunden schämen, weil ganz Deutschland die Mundhöhle ihrer Mutter kennt und ich Krach mit dem Ehemann bekomme, weil vorerst die Option „Oralsex“ aus dem ehelichen Leistungskatalog gestrichen werden muss. Nach einem halben Jahr ist die Behandlung beendet, nach einem weiteren halben Jahr redet kein Mensch mehr darüber aber ich hätte auf Dauer das perfekte Gebiss.
Dieses Modell funktioniert mit Sicherheit auch in anderen Bereichen, aber möglichst blutig, schmerzhaft oder eklig sollte es schon sein, damit die voyeuristische Kundschaft auch was zum Sabbern hat und so widerwärtig ich das auch finde, glaube ich nicht, dass das Ende des Skalpells hier schon erreicht ist. Vielleicht liegt sogar das Konzept für „Die-TV – Alte sterben, Junge erben“ schon in irgendeiner Schublade herum, wo der gemeine Spanner-Spinner per Direktschalte aus dem Seniorenheim „Alter Schwede“ den öffentlichen Exitus präsentiert bekommt?

Ich glaube eigentlich nicht, dass mir ein solcher Irrsinn gefallen würde und deshalb bleibt mein Gebiss lieber so, wie es ist.
Mit schätzungsweise 80 werde ich zwar aussehen wie Muhme Rumpumpel, nachdem sie von der Oberhexe eins aufs Maul bekommen hat, aber ich werde dann meine windschiefen Zähne wie ein furioses Banner der Würde vor mir hertragen, während narzisstische Borderline-Patienten Leute wie Frau Nielsen nach ihrem Hinscheiden wegen giftiger Inhaltsstoffe auf der Sondermülldeponie beigesetzt werden müssen.

Euch einen zuckerfreien Tag wünscht
moggadodde

Ich hab schon Phrasenschweine kotzen sehen

Vor 18.00 Uhr schon einen Bardolino? Na klar, da bin ich dabei … Vielleicht entspann sich deshalb vorhin folgender Dialog mit Hank:

Er so: „Mamaaaa, ich hab‘ Hunger. Was gibt’s denn zum Essen?“
Ich so: „Kleine Kinder mit Senf!“
Er so, lachend: „Au ja! Da will ich mitessen!“
Ich so, todernst: „Wieso? Du BIST das Essen!“

Da hat er geguckt, der Hank!
Schlagfertigkeit ist eine Fähigkeit, die man hat oder nicht. Ich schäme mich ja fast ein wenig dafür, aber mit nur einem Viertele höhergeistiger Flüssigkeit in den Blutbahnen quillt der mehr oder weniger spritzige Esprit noch schneller aus meinem Mund. Ganz von selbst. Die Anlagen sind also vorhanden, müssen nur ein wenig unterspült werden, um ans Tageslicht zu kommen.
Weil ich nicht vollkommen dem Alkoholismus anheim fallen und trotzdem leidlich vif parlieren möchte, habe ich sicherheitshalber das Brevier zur gepflegten Replik mit dem hinreißenden Titel „Niveau ist keine Hautcreme“ von Günther Willen auf die Einkaufsliste gesetzt. Vom richtigen Vademecum unter dem Kopfkissen verspreche ich mir nämlich eine Art „Learning by sleeping-Effekt“ – das hat schon in meiner Schulzeit beinahe einigermaßen funktioniert. Der Lesestoff der letzten Viertelstunde vor dem Wegkippen bleibt nämlich in meinem Gehirn haften wie Klebstoff.
Herr Willen hat sogar einen eigenen Blog, in dem er über die mit Hilfe seiner Fans erzielten, neuesten Fortschritte seiner verbalen Phrasenpirsch berichtet und diese nach Art des Vorturners Bastian Sick im nächsten Band verwursteln wird, was das Amusement allerdings kaum schmälert, denn entscheidend ist was hinten rauskommt und auf die Idee, dass die späteren Leser die Recherche für das Werk quasi selbst betreiben, muss man ja auch erstmal kommen. Alles eine Frage der trefflichen Delegation, wahrscheinlich.

Meine Favoriten-Phrase ist ja seit vielen Jahren „Nix ist umsonst, nur der Tod. Und der kostet das Leben“, gefolgt von der gepflegten Universalanrede „Alles fit im Schritt?“, die ich verständlicherweise nur bei ausgewähltem Klientel verwende. Phrasen sind schließlich das Salz in der Suppe einer jeglichen Konversation, oder nicht?

Dank „Niveau ist keine Hautcreme“ werde ich in Zukunft noch weniger um eine Antwort verlegen sein, als ohnehin schon. Wo ein Willi ist ist nämlich immer auch ein Weg.

Euch einen beschwipsten Abend wünscht
moggadodde