Warum wir für einen Freibadbesuch 75 km durch die Gegend gondeln müssen, hat sich mir auf den ersten Blick zwar nicht erschlossen, aber das Naturerlebnisbad Schöllkrippen hatte es dem MamS schon im vergangenen Jahr angetan.
Ich war heute so begeistert von der wunderschönen Anlage des Bades, von dem ungechlorten, glasklaren, sich selbst regenerierenden Wasser, der Naturbelassenheit des Beckens, der Leere auf den sattgrünen Liegewiesen, der Ruhe ringsum, dass ich mich sofort nach Ausbreiten der Decke ungeduldig auf den Sprungturm begab, um einen Rundumblick zu erhalten.
Sogar der Aufgang zum Sprungturm besteht aus naturbelassenen Steinen und als Geländer dienen Metallpfosten, zwischen denen Taue befestigt sind.
Ich checkte kurz die Entfernung zum Wasser, befand sie nicht zu hoch und machte mich auf den Weg nach unten – zurück über die Treppe, denn ich steckte ja noch in Klamotten.
Mit Bestimmtheit kann ich gar nicht sagen, ob ich mich festhielt aber mein locker beflip-flopter rechter Fuß trat jedenfalls so unglücklich auf eine natürliche Unebenheit im Stein, dass ich im Knöchel absolut mustergültig nach innen umknickte, während sich der andere, linke Fuß schon in der Luft auf dem Weg zur nächsten Treppenstufe befand, wegen des Unbills des Kollegen wohl leicht panisch wurde und dort angekommen seinerseits auf einer anderen, natürlichen Unebenheit im verdammten Stein absolut vorbildlich ebenfalls nach innen umknickte. Klassische Duplizität der Ereignisse sozusagen, leider überaus schmerzhaft.
Wie ein Kartenhaus brach ich zusammen und krachte auf den Hintern, ausnahmsweise auf eine Stelle, wo der Stein keine natürliche Unebenheit zeigte.
Ich stöhnte, denn beide Knöchel taten wirklich verdammt weh und an Aufstehen war nicht zu denken. Einen Buben schickte ich zum Bademeister, der mit Sorge die immer dicker werdenden Knöchel betrachtete. Er rannte nach einem Kühlkissen und während ich stöhnend auf der Treppe lag, gesellte sich meine Familie dazu, die sich gerade erst in Badekleidung geschmissen hatte und auf dem Weg ins Wasser war. Tolle Show, sage ich euch! Wir fahren 75 km und nach 5 Minuten im Schwimmbad ist der Spaß bereits vorbei!
Jetzt ließ mich mein Kreislauf auch noch im Stich und ich hyperventilierte ein bisschen. Durch den dichter werdenden Nebel hörte ich den Bademeister leise „Effortil-Tropfen“ und „trinken!“ sagen und nach ein paar Minuten konnte ich tatsächlich mit Hilfe der Männer auf die Beine kommen und sie schleppten mich (bestimmt ein sehr anmutiges Bild) zum Beckenrand, wo ich meine Beine ins 19 ° kalte Wasser hängte, um die Schwellung nicht zu groß werden zu lassen.
„Das muss geröngt werden“ entschied der Bademeister und meine Knöchel sahen mittlerweile aus, als hätte ich unter der Haut zwei Hühnereier versteckt.
Natürlich wären der MamS und die Kinder ohne zu murren sofort wieder mitgefahren, aber das wollte ich ihnen nicht antun und nach einer halben Stunde Fußbad im Eiswasser, konnte ich mich mit Hilfe zumindest im Schneckentempo fortbewegen und ruhte mich auf der Decke aus, während die anderen johlend ihren Spaß im Wasser hatten.
Eineinhalb Stunden hielt ich es aus, dann streikte mein Kreislauf wieder und ich musste mir noch einen Effortil-Nachschlag verabreichen lassen, bevor man mich zum Auto bugsierte.
Im Krankenhaus machte der MamS gleich ein wenig Wallung und prophezeite der Schwester „mindestens einen Knöchelbruch“. Mein schmerzverzerrtes Gesicht machte wohl mächtig Eindruck, jedenfalls bekam ich hastenichtgesehen einen Rollstuhl unter den Hintern und wurde nach kurzer Anamnese flugs in den Röntgenraum gekarrt, während die anderen Patienten anfingen zu tuscheln, weil ich im Gegensatz zu ihnen kein bisschen warten musste.
Mit zwei hässlichen Diclac-Verbänden, zwei voll stylishen Krücken in nachtschwarz mit silber, einer Krankschreibung für eine Woche und einem Befund auf Distorsion und Bänderdehnung an beiden oberen Sprunggelenken hoppelte ich zurück zum Auto.
Daheim warf ich mir gleich ein Schmerzmittel ein und ließ mich gebührend bemuttern, bedauern und bedienen. Die Ruhe, die ich mir zwischendurch gönnte, tat allerdings nicht gut; im linken Bein zieht der Schmerz bei Belastung inzwischen bis in die Kniekehle. Und mögen die Krücken in nachtschwarz und mattsilber auch noch so stylish sein, wenn beide Knöchel betroffen sind, ist ein halbwegs normales Gehen nicht möglich. Shit, verdammter!
Euch eine schmerzfreie Nacht wünscht
moggadodde