Jahrelang war ich darauf konditioniert, im Rahmen meiner ohnehin bescheidenen Möglichkeiten Beistand in mathematischen Hausaufgabenstellungen zu geben. Seit ca. einem Jahr habe ich bei Dixie damit allerdings verschissen. Selbst mit ihrem eher suboptimalen Kenntnisstand hat sie mich wissensmäßig überflügelt.
Bei Hank stellt sich die Problematik anders dar. Er ist in Zahlendingen recht verständig und schreibt erstklassige, deutsche Aufsätze. Bei ihm hängt der Haken wohl eher in den Fremdsprachen, wobei er sich dauerhaft gottlob nur mit dem angelsächsischen Idiom auseinandersetzen muss.
Seit ein paar Tagen üben wir verstärkt für die Schulaufgabe am Freitag und heute war ich wieder ziemlich konsterniert. Hartnäckig verwechselt er noch immer „there“ und „their“, schreibt die „vier“ noch immer als „vour“. „Where“ ist bei ihm „wer“ und „who“ heißt für ihn „wo“. Ãœberdies schreibt er, wenn er nicht aufpasst wie ein Fox, sämtliche Nomen groß. „It’s there Table“ – wer jemals so einen Satz auf Papier sehen musste, hat in die Hölle geschaut! It’s like milking mice!
Trotz aller aufkommenden Verzweiflung ist oberstes Gebot, nicht zur desperate housewife zu mutieren und schreiend zur fucking furie zu werden: Hank muss beim Lernen mit Glacéhandschuhen angefasst werden. Er ist eher der wachsweiche Lerntyp, der auch für kleinste Fortschritte gelobt werden muss, damit er nicht die Lust und den Glauben an sich selbst verliert. So ist „keep cool“ mein fortwährendes Mantra während dieser Ãœbungseinheiten und ich ahne Böses, wenn ich an die kommenden Jahre denke, in denen er nicht mehr so einfach mit einem freundlich-verbissenen „Ey, come on, try it again!“ zu motivieren sein wird.
Jede popelige Italo-Karre hat heute einen Bluetooth-Anschluss, wenn nicht sogar USB! Sowas vermisse ich schmerzlich nicht nur in Kinderköpfen und ich finde, Eva Evolution hat da in den letzten Jahren den Trend tüchtig verpennt. Ganz unauffällig in einem hohlen Zahn untergebracht, könnte die Schnittstelle doch a goddamn Erleichterung für alle Beteiligten sein!
Ich befürchte allerdings, bis Mutti Natur, die träge Tussi, so etwas Einfaches auf die Reihe bringt, haben ich und meine Kindeskindeskinder bereits den bucket gekickt. So bleibt mir nichts anderes übrig, als in den sour apple zu beißen und meinem Sohniboy beim Erlernen der Weltsprache auf dem old fashioned way zu helfen, damit aus dem Englischen Patienten wenn schon kein Superman, so doch zumindest jemand wird, der sich einigermaßen verständigen kann, ohne dass sich sein Gesprächspartner vor Lachen auf die Schenkel klopft.
Der clevere Angelsachse sagt: „No pain, no gain“. Wenn man als Mutter für sowas Schmerzensgeld kriegen könnte, wäre ich auch finanziell eine ziemlich reiche Frau.
Eine beautiful night wünscht
moggadodde
Mh.
Entweder erinnert mich das an Bruce oder an eine Runde Bullshit-Bingo in einem Meeting… 😉
@ Rööö: Tja, ich schätze, das ist der Wahrheit, Baby …
Wir nennen Hank ja Hank – witzigerweise nennt Dixie ihn als einzige schon seit Jahren „Bruce“ … vielleicht hatte sie schon geahnt, wie das mit ihrem Bruder werden würde 😉
Bullshit-Bingo finde ich klasse. Aber diese Materie is not my cup of tea, honey 😀
Da gibt es doch diesen Lernsong, der eindeutige Formen von „who“ und „where“ verwendet *g*
@ Mephisto: Ob ich’s damit morgen früh nochmal versuchen sollte 😉 ?
Vorhin, natürlich bin ich auch erst nach siebene heimgekommen, lief das wieder äußerst zäh. Aber immerhin sitzt jetzt sowas wie „There is their table“ einigermaßen. Vier hat er trotzdem wieder als „vour“ geschrieben … *verzweifeltdenKopfaufdieTischplattehau*
Hilft das?
@ Mephisto: Mir ja, ihm nein 😉
Lt. Aussage des Prüflings war alles nicht so schlimm. Jedenfalls hat er „nicht nichts“ gewusst, sagte er. Wie diese Aussage zu werten ist, wird sich nächste Woche zeigen 😀
Sehr schöne Story! Da hab ich noch Einiges vor mir. Im Moment stelle ich mich bislang weniger den Hausaufgaben sondern eher den Aufgaben meines 4-jährigen, der mich letztens fragte: was ist eigentlich „relativ“? Bis zur kindgerechten Antwort auf diese Frage war doch ein bisschen Prozessorleistung meinerseits nötig.
@ Kay: Oh, ein 4jähriger macht sich Gedanken zur Relativität? Das ist ja ein schlaues Bürschle! Ich an deiner Stelle hätte mal wieder mit Essen operiert: 5 Gummibärli auf einmal sind relativ wenig. 5 Salbeihustenbonbons (oder was ihm sonst nicht schmeckt) auf einmal sind relativ viel 😉 – Du hast Recht, das elterliche Gehirn muss ganz schon flexibel sein!
Hank hat heute übrigens die „2“ gekriegt auf seine Englischarbeit und schwebt deshalb heute ein bisschen höher als sonst 😀 …
Wie alt ist Hank gleich noch mal? 12? So in drei Jährchen könnte ein hübsches englischsprachiges Fräulein (ohne die geringsten Deutschkenntnisse) die ganze Sache sehr schnell zum Guten wenden. 😉
@ azahar: Er ist erst 10. Da müssen die englischen Fräulein noch ein bisschen Geduld haben, bis er auf den Geschmack kommt. Jungs brauchen doch in Liebesdingen sowieso länger, also schätze ich mal so 7 bis 8 Jahre …
Wenn ich nur ein Zimmer frei hätte, hätte ich sowieso schon irgendeinen Austauschschüler hier. Wenn das mit Dixie und der Schule in diesem Jahr nicht so doll läuft oder sie gar keine Stelle findet, überlege ich schon, ob ich sie nicht bearbeite, dass sie eine Weile nach Frankreich geht. In ein englischsprachiges Land würde sie schonmal gehen, La France behagt ihr dagegen nicht so.
Warum gerade Frankreich?
Weil sie im französischen Zweig ist, sprachlicher Verbesserungsbedarf herrscht (in englisch ist sie ja schon klasse) und wir in die Normandie leichter was vermitteln können. Aber wenn’s downtown N.Y. bei der Verwandtschaft wird, ist es auch nicht übel (das wäre ihr natürlich das Liebste).