Erstaunlich viele Männer waren heute beim Einkaufen. Entweder die Frauen hatten den Gemahl absichtlich an die Viktualienfront geschickt, damit die auch einmal mitkriegen, wo die verdienten Flocken bleiben oder aber sie taten das, todesmutig wie man Männer kennt, aus freien Stücken.
Einem solchen Exemplar begegnete ich in der Molkerei-Cabrioabteilung, wo es sich hilfesuchend an eine Verkäuferin wandte, weil er in dem riesigen Angebot nirgends die Creme fraiche finden konnte. Das Mädchen suchte und suchte und wühlte in leeren Pappkartons, konnte aber das Richtige nicht finden. „Nemme se halt des“, sagte sie zu dem Mann und hielt ihm Creme fine vor die Nase, aber begeistert schien er nicht und starrte auf seinen Einkaufszettel. Ich mischte mich ins Gespräch ein und sagte ganz ruhig: „Entschuldigung, aber wieso nehmen sie denn nicht die da?“
Das Mädchen und der Mann guckten mit großen Augen meinem Finger hinterher, der auf die gegenüber liegende Cabriothekenseite deutete, wo es vor Creme fraiche-Bechern nur so wimmelte. „Gottseidank“, sagte der Mann erleichtert, „Sie sind meine Rettung“, und bedankte sich überschwänglich. Er meinte, ich hätte meine gute Tat für heute getan und ich erwiderte, dass ich sowas zur Zeit fast stündlich täte; schließlich wäre mein zweiter Name „Christine“, was nicht mal gelogen ist.
Ich war derart entspannt, dass ich mich an der Wursttheken-Schlange anstellte und 10 Minuten lang die Leute beobachtete, von denen immer noch zu viele normale Straßenschuhe zu Turnhosen tragen, was modetechnisch ein noch schlimmerer Fauxpas ist als Tennissocken in Sandalen. Erst dann stellte ich fest, dass ich gar nicht an die Wurst- sondern an die Käsetheke wollte und wechselte die Schlange. Meiner guten Laune tat dies keinen Abbruch.
Auf dem Parkplatz wollte mir ein unsympathischer, fliegender Händler eine Nano-Salbe für den Haushalt andrehen, 500 lumpige ml für fast 60,00 Mücken. Ich ließ ihn ein Weilchen an meinem Nissan laborieren und lobte den Lotus-Effekt, eröffnete ihm dann aber, dass ich der falsche Adressat sei, weil meine Putzfrau ihre eigenen Mittelchen verwende und ich den Teufel tun und ihr ins Handwerk pfuschen würde. Die Lüge tat mir nicht leid – ein Typ, der mit Fluppe im Mundwinkel Verkaufsgespräche führt, verdient nichts Besseres, finde ich.
Der Kühlschrank ist voll, die Geschenke verpackt, der Weihnachtsbaum geschmückt, wenngleich letzterer obenrum ein wenig licht ist, aber damit ist er in den hiesigen Hallen ja nicht allein.
Somit bleibt mir nichts, als allen, die sich hier immer mal wieder her trauen, ein recht cremiges Fest zu wünschen, das ganz genau so verläuft, wie ihr euch selbst das vorstellt: Mit Kindern oder ohne, still oder schrill, althergebracht oder ausgeflippt, mit Gans oder oder Forelle oder Karpfen oder Würstchen oder was man sonst an Feiertagen so verdrückt, Hauptsache es schmeckt und setzt nicht zu sehr an.
Hier gibt es Käsefondue, wie immer, aber der MamS will unbedingt an die Tradition seiner Eltern anzuknüpfen und wünscht sich auch Schnecken, was ich eklig finde mir ein wenig widerstrebt. Mit Schnecken auf dem Tisch ist die Schrillitäts-Grenze für mich eigentlich schon ausgereizt! Aber was tut man nicht alles … Es ist ja das Fest der Liebe, heißt es!
Alles Nette zu Weihnachten wünscht
moggadodde