Dass Hanks Talente zwar breit gefächert, keinesfalls aber auf dem fremdsprachlichen Sektor zu finden sind, ist bekannt. Der englische Patient, wie ich ihn gerne hinter vorgehaltener Hand nenne, hat die erste „5“ in seiner schulischen Laufbahn erstaunlich leichtfüßig weggesteckt. „Does the Foster family live in London?“ oder „Do we play the guitar?“ – da haben wir dem Kind 10 Jahre seines Lebens eingetrichtert, dass man Sätze nicht mit „tut“ verunstaltet und die blöden Engländer fangen damit ihre Sätze sogar an! Unglaublich!
Ohne zumindest das angelsächsische Idiom allerdings kommt der handelsübliche Deutsche ja seit Langem nicht mehr aus. „Superhero“, „Blockbuster“, „Download“ – jeder meint, englisch zu können, weil er ein paar prägnante Brocken versteht und damit halbwegs originalgetreu parlieren kann, aber schon die Frage, ob die Familie Foster in London lebt, führt möglicherweise zu heilloser Ãœberforderung.
Beileibe nicht nur Kinder stehen aber oft ratlos vor manchen Formulierungen oder Bezeichnungen. Als ich heute die Zeitung aufschlug, konnte ich den Entwurf für ein neues Hochhaus im Zentrum meiner beschaulichen Heimatstadt sehen, in der altehrwürdigen Augustinerstraße von Würzburg soll der „Tricyan Tower“ entstehen. Scheinbar ist alles, was höher als fünf Stockwerke gleich ein „Tower“, und himmelarschundzwirn, warum ist das nicht einfach ein „Turm“, das ist Würzburg und nicht Chicago!
Ich überlegte weiter, was das „Tricyan“ denn bedeuten soll und weil ich offenbar nicht nur ungebildet sondern auch neugierig bin, erkundige ich mich in den Tiefen des Netzes nach dem Wort „Tricyan“, fand aber erst mal gar nichts.
Wenn er keine Ahnung hat, liegt es in der Natur des Menschen, sich was aus den Fingern zu saugen und das tat ich dann auch: Als erste, brauchbare Assoziation tauchte in meinem Gehirn der Begriff „Tricyan“ eindeutig innerhalb des chemischen Vokabulars auf und tatsächlich ist „Tricyan“ möglicherweise der Begriff für ein nicht näher bezeichnetes Präparat aus der Naturheilkunde, das für „Kommunikation und gute Laune“ sorgen soll.
Hä? Wie soll der gemeine Würzburger, der ja ohnehin jeder Neuerung in der Regel skeptisch bis feindselig gegenübersteht, denn bitte ein Gebäude akzeptieren, von dem er
a.) nicht einmal weiß, wie man es ausspricht
b.) keine Ahnung hat, was sein Name bedeutet.
Zugegebenermaßen, der Entwurf ist wirklich schick, aber bitte, liebe Bauherren, muss das Gebäude denn wirklich einen Namen tragen, den, pardon, keine Sau versteht? Die Welt ist doch auch ohne solche griechisch-verquasten und dann noch zwanghaft anglizierten Namensgebungen schon shitty genug. Fragt Hank!
Ich bin wirklich nicht ewiggestrig, zopfig oder gar konservativ, aber der Name „Tricyan Tower“ ist schlichtweg scheußlich und wird sicher nicht nur von mir niemals ins Vokabular aufgenommen werden.
Euch einen verständigen Tag wünscht
moggadodde