Früher war alles ganz einfach: Alle Naselang gab es ein Amt mit dem gelben Posthorn, wo man Briefe und Päckchen loswerden konnte. Dort gab es grimmig dreinschauende Beamte, die schneckenpostlangsam in einer heiligen Seelenruhe mit einem Gummiüberzieher auf dem Daumen die rekordverdächtigen Menschenschlangen vor ihren sicherheitsverglasten Schaltern abarbeiteten und so hochnäsig taten, als verrichteten sie eine für die nationale Sicherheit unverzichtbare Tätigkeit.
Heute ist das ganz anders: E-Mail und SMS haben der Post längst den Rang abgelaufen. Das reine Postamt gibt es kaum mehr und jetzt muss die Wurstwarenverkäuferin in der Stadt zwischen Lyoner und Leberkäse auch Briefmarken und Versandkartonagen verkaufen. Es gibt aber doch auch noch ein paar Angelegenheiten, die lassen sich nicht per Mail oder SMS erledigen, Dixies Bewerbungen beispielsweise. Für solche Sachen ist man auf die blöde Post immer noch angewiesen.
Hier auf dem Land ist das aber alles, vor allem an einem stinknormalen Montag, noch einen Zacken schwieriger. Die örtliche, ohnehin nur stundenweise geöffnete Postannahmestelle hat schon vor zwei Jahren dicht gemacht, im Nachbarort gibt es so etwas noch, wo man unheimlich kundenfreundlich dreimal in der Woche zwischen 8 und 9 Uhr morgens seine Post loswerden darf. Kopieren kann man dort aber auch nicht und die Bäckerei, in der man auch kopieren kann, ist montags ab 14.00 Uhr geschlossen. Das Schreibwarengeschäft im übernächsten Ort, in dem ich ein paar Plastikmappen kaufen wollte, ist schon ab 12.00 Uhr für den Rest des Montags verrammelt. Haben die alle am Wochenende so hemmungslos auf die Klötze gehauen, dass sie ihre Läden mittags schon zumachen müssen?
Ich bin jetzt gerade über 25 Kilometer unterwegs gewesen, um mal schnell zwanzig Kopien zu machen, noch ein paar Bewerbungsmappen zu besorgen und eine Post zu finden, in der ich den Krempel auch nach 15.00 Uhr loswerden kann.
Langsam glaube ich, dass es an diesem Montagnachmittag auf dem Land leichter gewesen wäre, eine Wagenladung Marihuana zu kriegen.
Euch einen kundenfreundlichen Abend wünscht
moggadodde
Immer wenn mich die Sehnsucht nach dem Landleben packt, erinnere ich mich an mein Heimatdorf. Dort gibt es nichts mehr. Garnichts! Kein Bäcker, kein Metzger, kein Tante-Emma-Laden mehr. Alles zu. Es gibt noch eine Kneipe und alle paar Tage kommt aus dem Nachbarort der Bäcker mit einem Verkaufswagen angefahren. Und einmal in der Woche kommt der Eiermann. Das wars dann. Ohne Auto oder als alter Mensch ist man dort total aufgeschmissen.
Da haben wir’s mit zwei Metzgern und einem kleinen Edeka, der vormittags offen ist, ja noch gut. Aber für alles andere musst du weg und die Mittagspausenunkultur geht mir auch auf die Nerven. Von 12 bis 2 geht nix und jeder Laden hat andere Ruhetage. Ich wohne jetzt seit 10 Jahren hier und blicke immer noch nicht richtig durch 😉