Drei Tage vor den Sommerferien sieht Hank aus, als wäre er unter einen Bus gekommen. Schrammen, bereits grindige Abschürfungen ebenso wie offene, nässende Wunden, die immer wieder mit dem Pflaster verkleben und jeden Verbandswechsel zu einer Geduldsprobe werden lassen sowie jetzt noch eine heftige Prellung am Ellenbogen:
Er behauptet, es seien jeweils unglückliche Umstände in der Schulpause gewesen und einmal auch ein übersehenes Bein von Schamhaar-Addi. Ich glaube aber, dass Ursache seiner momentanen Fallsucht etwas anderes ist:
Arglos zeigte ich ihm die abgelegten, ausgetretenen und olfaktorisch höchst fragwürdigen Vans seiner Schwester, die ihm zwar noch zwei Nummern zu groß sind, die er aber „endgeil“ findet und deshalb nicht mehr von den Quanten kriegt. Dass er damit, wenn’s schnell gehen muss, über seine eigenen Füße segelt, stört ihn nicht, wohl aber mich, die ich ihn dauernd verarzten darf. Mitleid erwartet und bekommt er somit nicht. Schwimmbad ist derart verbunden und geschunden natürlich leider nicht drin, was ihm aber nichts auszumachen scheint. Er trägt seinen Handverband wie eine Trophäe und findet es klasse und total männlich, verpflastert wie ein frisch verarztetes Unfallopfer auf dem Skateboard herumzuhampeln.
Der gute Goethe hat mal wunderschön blumig behauptet, dass „Jugend so etwas wie Trunkenheit ohne Wein“ sei. Wenn das stimmt, dann gerät der gar nicht mehr so kleine Hank allmählich ins Delirium.
Seit neuestem streicht er z.B. ganz beiläufig seine erblich bedingt bereits üppig sprießenden Beinhaare in Form und geht ohne gegelte Haare nicht mal mehr aufs Klo. Nach dem ganzen, teilweise bösartigen Mädelszickenterror freue ich mich fast ein bisschen darauf, den kleinen, noch lieblichen Hank auf dem Weg zum Erwachsenen zu begleiten.
Zugegeben, das ist der momentane Stand. Wir sprechen uns besser nochmal wieder, wenn ich ihn zum ersten mal besinnungslos auf der Herrentoilette vorfinde. Solange genieße ich ihn aber in vollen Zügen.
Euch einen rührseligen Abend wünscht
moggadodde