Obwohl ich komödiantischer Materie ganz und gar nicht unabgeneigt bin, finde ich das Gewese um diesen Schlämmer derzeit ziemlich unerträglich.
Zugegeben, auch ohne fingierte Kanzlerkandidatur fand ich Herrn Kerkelings alter ego Horst Schlämmer ziemlich räudig, selbst wenn sich die Floskel „Rücken haben“ inzwischen auch in meinen Sprachgebrauch eingeschlichen hat. Allein das Äußere stößt mich schon ab: Zähne, die jeder Beschreibung spotten, Haare, die einen Udo Walz sofort in den Suizid treiben würden und dieser columboeske Staubmantel, der unter Schlämmers Achselhöhlen eine Champignonzucht vermuten lässt! Ein gutes Beispiel für schlechten Geschmack.
Was als Interims-Gag möglicherweise noch mehr als ansatzweise komisch gewesen wäre, ist durch die anhaltende Schlämmerisierung in sämtlichen Medien jedoch nur noch peinlich. Und wenn Frau Roth anlässlich der Filmpremiere von „Isch kandidiere“ tönt, dass sie sich anstrengen werde, damit Herr Schlämmer „gewinnt“, macht sie sich für mich nicht weniger zum Affen als Herr Kerkeling.
Ganze 18 % der Bundesbürger würden Kerkelämmer zum Bundeskanzler wählen wollen und das stimmt mich nachdenklich, obwohl ich schon vermutete, dass für das gemeine Volk freie Solariumbesuche und Strafftaten auf Kassenrezept wichtigere Themen sind als Mehrwertsteuermodifikation und Konjunkturflaute.
Gedacht war das Ganze wohl als eine Art Eulenspiegelei und das wäre wohl dosiert wirklich gut gewesen, hätte es nicht diese dampfhammerharte Hyperisierung der Kunstfigur Schlämmer gegeben, von dem traurigerweise ganz sicher der eine oder andere BILD-Leser glaubt, es handele sich um eine ernsthafte Alternative zu Merkel und Konsorten. Daraus jetzt einen Kinofilm zu machen ist so, als würde man einer Gans unaufhörlich die Leber stopfen: Irgendwann platzt das Ding, ist ungenießbar und ein Fall für die Biotonne.
Natürlich will Kerkeling der Nation den Spiegel vorhalten, natürlich will er die Diskrepanz zwischen Wollen und Können auf Seiten hilfloser Politiker entlarven und vielleicht will er auch unterhalten. Aber ich persönlich glaube, er hat das passende Maß hierzu in irgendeinem ollen Refugio auf dem Jakobsweg verloren. Viel hilft nicht viel, Herr Kerkeling, übertreiben Sie es nicht!
Wenn er lernen will, wie man jemandem den Spiegel vorhält, ihn entlarvt und seine hinterfurzigen Absichten feinsinnig und geschickt ans Licht bringt, sollte er sich bei Herrn Ulmen umschauen. Der hat das als Knut Hansen beim Bürgermeister von Chamerau leise aber schonungslos und in einer Weise geschafft, dass sich der selige Till Eulenspiegel vor ihm verneigen würde.
Ich werde mir die grunzende Geißel des guten Geschmacks jedenfalls nicht noch in Spielfilmlänge antun, fürchte aber, dass dieses Possenspiel noch bis zur Bundestagswahl andauert, bis alle Kassen gefüllt, alle Egos bis zum Bersten aufgebläht wurden und sich jeder Hinterbänklerpolitikerpopanz mit Schlämmer hat ablichten lassen.
Wie sagt doch das Sprichwort: Der Schlämmer geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Und in diesem Fall bin ich dann diejenige, die, mit Verlaub, kotzen muss.
Euch eine ungenervte Nacht wünscht
moggadodde
Ha !
Endlich mal jemand dem es genau wie mir geht! Ich finds auch nicht mehr lustig. Hape sinkt da in meinem Ansehen, er spielt den Schlämmer schon zu lange….+
Zugegeben, ich fand ihn schon als Grevenbroicher Reporter nur unangenehm, bin deshalb ein bisschen voreingenommen 😉
Zweitgenannterer Ulmen geht mir mittlerweile auch ganz gehörig auf die Nerven, ist er doch, meiner Meinung nach, noch einmal eine Klasse schlechter als Kerkerling. Überhaupt sind die Kunstfiguren, diese Boratisierung, etwas, für das ich mich nicht begeistern kann.
Kerkeling kann schon super sein, wenn er nicht gerade Schlämmer ist, das stimmt. Und Ulmen geht manchmal so weit, dass es schon weh tut. Jetzt, wo du das sagst, fällt mir auf, dass ich auch an Borat, Brüno und Atze Schröder nichts Komisches finde.
was mich am aktuellen Kunstfigurenkult a la Ulmen und Kerkeling auch stört, ist: Die Künstler schaffen ihre Figuren aus SATIREgründen, oder wie du es treffend nennst Eulenspiegelei.
Aber ich habe das dumpfe Gefühl, bei den Millionen „Fans“ kommt die Satire überhaupt nicht an!
Fast könnte man sagen: Unreflektierte dumpfe Spiesser ergötzen sich an der Figur eines unreflektierten dumpfen Spiessers – ohne zu merken, dass ihnen der Spiegel vorgehalten wird. Und finden wahrscheinlich: hahaha, endlich mal einer, der Klartext redet…
Du machst mir Angst, Frater! Aber das passt ins Bild, dass die Gesellschaft bei allem was sie tut oder tun muss unterhalten werden möchte. Vielleicht ist Schlämmer sogar von Steuergeldern finanziert, um des Volkes Fokus auf den September zu lenken, damit die vergnügungssüchtige Bevölkerung überhaupt in die Kabine geht um dort auf den Wahlzetteln nach der HSP zu suchen?
Du sprichst mir aus der Seele. Dieser Schlämmer-Scheiß inklusive blöder Umfragen mit Ergebnissen, die einem die Haare zu Berge stehen lassen, geht mir dermaßen auf die Eier, dass ich inzwischen umschalte, wenn der Kerkeling das Grunzen anfängt.
Früher hat er mit seinen Figuren leise wie Ulmen Leute an der Nase rumgeführt, jetzt wird ordentlich Geld verdient.
Wegen der Überstrapazierung ist die eigentlich gute Idee schon lange ausgelutscht. Ich schalte mit dir um und warte darauf, dass Kerkeling wieder mal auf den Jakobsweg geht, um sich in irgendwas zu üben. Hat Herr Bushido
ofnicht sogar den Wahlkampfsong intoniert? Himmel, lass September werden!was ihr alle habt. ich als bekennender niederrheiner liebe diese kunstfigur. sie spiegelt meiner meinung nach den niederrheinischen typus -klar überzogen- herrlich wieder. glaubt mir, solche menschen gibt es hier unten wirklich. etwas vergleichbares gab es mal in den 1960/70ern. damals kreierte der großartige jürgen von mangern die kunstfigur tegtmeier aus dem ruhrgebiet.
im übrigen lege ich wert darauf, hier nicht auch als dumpfer spießer zu gelten. amüsiere mich aber vortrefflich über eben solche…
so, nu weisse bescheid, heidi! ;o)
Tegtmeier’s Reisen, daran kann ich mich noch vage erinnern … habe ich als Kind mit meinem Vater oft und gerne gesehen. Der Unterschied ist vielleicht, dass die Leute damals Mangers Hintersinnigkeit verstanden haben, während Schlämmer heute im Spaßgesellschaft-Wahn gar nicht mehr als das begriffen wird, als was er ursprünglich geplant war: Die Karikatur ist aus dem Ruder gelaufen und begräbt angepeitscht von einem medialen Tsunami jegliche, bei mir vorhandene Humorschwelle unter sich.
Keine Sorge, auch wenn er dir gefällt, werde ich dich niemals als dumpfen Spießer sehen. Dafür bist du wirklich zu, ähhh, ungewöhnlich 😀
gib mal bei youtube tegtmeier ein. highligts sind ‚die fahrschulprüfung‘ und ‚der schwiegermuttermörder‘. uralt, aber saugut!
Mach isch morijschen, Schatzi … 😉
Merkel, Steinmeier & Co., so dachte ich vorab, könnten nach diesem Film einpacken. Aber Schlämmers Wahlkampf bleibt fast so mau wie der von denen, die er karikiert.
Kerkelings Humor besitzt eben Schnappatmung und isch hab kein Zwerschfell!
Es gehört in diesen wirren Zeiten möglicherweise zum guten Ton bei Politikern, das Lachen, das ihnen im Halse stecken bleiben müsste, doch noch hinunterzuschlucken und breit mitzugrinsen, um im Wahlkampf nicht als Spaßbremse zu gelten und mögliche Schwachstellen im Programm unter den Teppich kehren zu können.
Ich selbst habe seit zwei Tagen etwas Nacken. Zum Lachen ist mir schon aus diesem Grunde nicht zumute, obwohl ich ein Zwerchfell habe 😉
Also ich finde Horst Schlämmer geradezu genial! Die Mini-Filmchen als er für VW Reklame gemacht hatte, waren so was von super. Und wie Markus schon sagte, solche Leute gibt es, aber ich denke überall, nicht nur hier.
Ob ich Horst Schlämmer wählen würde? Aber natürlich! Wenn der Streber Westerwelle mit seiner FDP wählbar ist, dann ist Schlämmer ein wesentlich kleineres Übel.
Ich glaube auch, dass das kein typisch niederrheinisches Phänomen ist. Unser Erwin Pelzig hat ja auch immer ein „Herrenhandtäschli“ dabei und im Gegensatz zum bräsigen Schlämmer zündet unser Frange meist ein wirkliches Feuerwerk der hintersinnigen Politikkritik.
Wählen kann ja wohl jeder, was er möchte. Ich wähle jetzt einen Eiskaffee 😀
Grüße an den Niederrhein!
Ich find den Kerkeling meistens sehr lustig, und seinen „Schlämmer“ auch. Grad allerdings gibts so ne Sendung im TV mit dem Lanz – also das nervt.
Jetzt wirds wohl ein bisschen zu massenmedienmässig.
Und das Kerkeling sich damit von mir aus goldene Eier verdient, soll mir recht sein.
Ich hätts allerdings netter gefunden, wenn er wirklich zur Kandidatur angetreten wäre.
Und: Eiskaffee: Um halbsieben abends! Wacker. Ich hab ja meinen am liebsten aus diesem Kaffeeladen neben diesem Schlafladen gegenüber dieser Eisdiele.
Das ist der Beste. Mit zwei Bollen drin.
Nur so zur Info 😉
Siehste! Wärste mal lieber zum Bloggerstammtisch gekommen, hättste dich nicht über die Lanze ärgern müssen! Eine echte Kandidatur wäre eine gute Gelegenheit gewesen, der ganzen Welt zu beweisen, dass Deutsche doch über sich selbst lachen können. Gut, das Bild, wie Herr Schlämmer als Kanzler mit seiner feuchten Aussprache Herrn Berlusconi begrüßt, das hätte was gehabt.
Der Eiskaffee war selbst gemacht, mit Schwierigkeiten, weil zweimal die Sahne nach dem Schlagen aussah wie Hüttenkäse. Igitt Birgit, sachichdir.
Meinst du den Kaffeeladen gegenüber der Drogerie, die neben dem Bäcker ist?
Da ist doch keine Drogerie. Der Schlafladen war früher mal ein Spielzeugladen. Fing mit O an. Neben dem Eisdealer ist ein Handydealer.
Oder bin ich da jetzt falsch?
Ahhhhh, die Schlafläden springen ja wie Federn aus der Matratze, wer kennt sich da noch aus?
Dann meint ihr den in der Straße, wo auch der Kaffeeröster sitzt und unten doch die Drogerie ist, wo früher mal ein Geil-Markt war?
Jawoll! Die Kaffeerösterei meine ich.Geh hin und probiers !:-)
Und Bloggerstammtisch wäre wohl besser gewesen, nur hat ichs verdrängt – war ja auch noch nie da.. und nur weil ich immer mal bei Vollmond was in meinen Blog schreibe … da bin ich ja eher ein Aushilfsbloggist….;-)
Mach ich … wenn ich mal wieder nei in die Stadt nei komm …
Ob du Gelegenheits- oder Langstreckenblogger bist: Völlig wurscht. Sogar Nurleser sind willkommen. Wir sind doch gar net so …
Der Mensch ist nunmal das schwächste Glied in der Kette der Lebewesen auf diesem Planeten. Er will es nur nicht wahrhaben …
Ein wenig bin ich aber doch erstaunt, daß es trotzdem so relativ viele Mitmenschen gibt, die sich durch die aufkommende Verschlämmerisierung genervt fühlen. Normalerweise kann man doch besonders hier in unserer so schönen Republik noch und nöcher Knete machen, Hauptsache der Schwachsinn ist groß genug!
Es besteht Hoffnung. Nicht alle sind der allumfassenden Dampfhammernuschelmaschine erlegen … Mit Anlaufen des Films hat sich der Hype wieder etwas gelegt. Habe schon seit zwei Tagen nix mehr gehört … 😉
Das Problem wird am Ende wieder sein, dass ein Großteil der Menschen nicht zwischen Fiktion und Wirklichkeit unterscheiden kann und sich wundern wird, dass auf dem Stimmzettel der Name Schlämmer nicht auftaucht. Im schlimmsten Falle werden sie ihn einfach dazuschreiben und dann hätten sie auch genauso gut zu Hause bleiben können. Auf der anderen Seite sieht man die meistens humorlosen Politiker, denen man in Talkshows den Namen Schlämmer vor die Nase hält und dann kläglich daran scheitern, etwas halbwegs Intelligentes und im Ansatz Witziges zu returnieren. Auch das ist gut so. Zeigt es doch, dass die auf Wahlkampfparolen getrimmten Politiker gar nicht mehr wirklich spontan und sympathisch reagieren können. Und so hat der Schlämmer auch irgendwie seinen Sinn auch wenn man ihn natürlich nicht mögen muss 😉
Du hast es auf den Punkt gebracht! Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen … Mit Start des Films hat es sich ja ein wenig ausgeschlämmt 😉
Hallo moggadodde,
lange hab ich hier nix geschrieben (jedoch immer schön mitgelesen), aber zu diesem Thema muss ich mich endlich mal wieder zu Wort melden, nachdem ich mich bis hier unten durch die schier endlosen Beiträge gewühlt habe.
Ich persönlich habe den Schlemmer-Charakter noch nie so wirklich gemocht, obwohl ich Kerkeling an sich recht gut finde. Wenn ich da mal an „…und das Lamm schrie, hurz!“ oder diese Norwegische Metal Gruppe (?) denke. Egal.
Bei dieser Isch-kandidiere-Geschichte, muss ich mir ehrlich eingestehen, dachte ich wirklich erst, dass der die Politik lediglich mit einer fingierten Partei auf die Schüppe nehmen will. Obwohl ich mich als Kino-Junkie bezeichnen möchte, dachte ich nicht sofort daran, dass es nur um einen Film handeln könnte.
Lustig waren jedenfalls die Werbespots später im Kino – nicht in erster Linie wegen des Inhalts, sondern eher die Tatsache, dass immer wieder ein Raunen durch den Saal ging, weil man dachte es handele sich um einen ernstgemeinten Parteiwerbespot.
Der Schlemmerfilm selbst interessiert mich, wie gesagt, relativ wenig. Ich schließe mich meinen Vorrednern an. Zum Glück hat der Hype jetzt ein Ende.
LG
Mr. Blog
Ich bin unterm Tisch gelegen, als Kerkeling auf Königin Beatrix gemacht hat, bewunderte diese herzerfrischende Respektlosigkeit, die aber niemals verletzend war, genial. Ich mag ihn, kein Zweifel, immer noch, aber nicht als Schlämmer.
Wie du schon sagst, der Hype ist bald zu Ende und nach der Wahl werden irgendwann nur noch ein paar Schnippsel der Clips auf der Tube zu finden sein. Und das ist gut so!
Bei Hurz hatte ich übrigens Bauchweh, angesichts der Dummheit des pseudokunstkennerhaften Publikums. Ein Meisterstück!
hallo,
habe den film gesehen und bin maßlos enttäuscht. bis auf 2 – 3 gute szenen besteht er nur aus einer mehr oder weniger aneinanderreihung von -teils- bekannten gags. ein wirklicher handlungsstrang ist nicht wirklich zu erkennen. kann nur jedem abraten, dafür geld rauszuschmeißen. das ding ist grottenschlecht!
ändert aber nix dran, dass ich die kunstfigur h.s. immer noch genial finde.
weiße bescheid!
Schade, dass du das Geld fürs Kino ausgegeben hast aber ich finde es gut, dass du deine negative Meinung zum Film hier noch anbringst. Für mich hätte es natürlich außer Frage gestanden, dafür die Kohle auszugeben, aber dass selbst du als H.S.-Anhänger vom Besuch abrätst, spricht für sich.
Danke, markus!