Auch wenn ich auf dem Land wohne, Schafherden sehe ich nur in der Zeitung und dort meist auch nur liegenderweise und mausetot, weil sie ihrem Hirten ausgebüxt sind und es sich letztmals auf den Bahngleisen gemütlich gemacht haben.
Weit weg von jeglichem Autoverkehr hat dieser Naturbursche
seine Herde in die Nähe des Schenkenturms gebracht und hätte gerne mehr über sein ähhm, Geschäft gewusst, wie es sich als Schäfer so lebt, ob es Schäferunterschlupfe gibt für den Fall, dass ein Hagelschauer aufzieht, ob er ohne Mobiltelefon eine neue Weide findet und was man als Schäfer macht, wenn man unvorhergesehen einen Hütehund mit Durchfall oder unbändige Lust auf ein Leberkäsbrötchen hat. Ich hätte wissen wollen, wer auf die Herde aufpasst, wenn er mal seine Klamotten waschen muss oder die Schuhe durchgelaufen sind. Ob es einen mobilen Zahnarzt gibt, der Schäfer behandelt und wie er seine Post vom Finanzamt erhält. Und ob er es genießt, eine fest installierte Toilette zu besuchen.
Auf meine betont zaghaften Annäherungsversuche reagierte der Schäfer aber eher ablehnend. Mit einem „jojojo“ drehte er unserer gar nicht erst begonnenen Unterhaltung den Saft ab und mir den Rücken zu zum Zeichen, dass er mit einer vermeintlich sentimentalen Romantikerin mit verklärtem Schäferweltbild nicht zu parlieren gedenkt.
Wäre er nur ein bisschen kooperativer gewesen, hätte ich ihm aus dem nahen Restaurant einen Kaffee geholt. Vielleicht hätte er auch lieber einen Tee gehabt. Ich werde es nie erfahren.
Euch eine gesellige Nacht wünscht
moggadodde
Mir ist auf den Düsseldorfer Rheinwiesen 1992 ein Schäfer begegnet, mit dem ich mich mehr recht als schlecht unterhalten konnte.
Hier stimmen die Klischees: Osteuropäer, zahnlos (wie ich selber fast), bestimmt eine Woche nicht gewaschen, überhaupt nicht romantisch veranlagt sondern legasthenisch und geldorientiert. Keine Tierliebe, Schafe sind Ware und Hunde Werkzeuge (und wehe dem Hund, es klappt mal nicht so wie er, der Schäfer, es will) – nein, da gibt es keine Romantik aber etliche Psychopaten, wo man froh sein kann, dass sie einen Platz gefunden haben.
Und Alkohol ist auch ein Thema.
Einen guten Ruf hat die Wanderschäferei ja nicht und es gehört bestimmt ein hohes Maß an Idealismus dazu, mit einer Herde bei Wind und Wetter durch die Gegend zu ziehen und unbeliebt bei Bauern und Eigentümern zu sein. Dieser interessante Bericht klärt auch ein bisschen die Hintergründe ohne zu verhehlen, dass es die von die beschriebenen, „schwarzen Schäfer“ auch heute noch gibt.
Vielleicht sind ihm deine Haare zu dunkel gewesen. Er sieht ja schließlich den ganzen Tag nur helle Locken.
Möglich. Dabei müsste ich mal wieder dringend zum Friseur. Ich kenne ja nicht viele Leute, die nicht mit mir reden wollen, ich bin doch immer lammfromm!
Es heißt übrigens, dass die wandernden Schäfer besonders deshalb bei den Bauern nicht sehr beliebt waren, weil sich ihre Bäuerinnen gerne mal mit einem vergnügt haben, daher der Begriff „Schäferstündchen“ 😉