Auf massiven Druck sowohl Angehöriger und Ärzte als auch des Knotens auf meinen Luftversorgungsschacht wird es mir in einer Woche endlich an den Kragen gehen. Schmetterlinge im Bauch sind in der Prosa geflügelte Begleiter. Die schmetterlingsförmige Drüse im Hals dagegen taugt, ganz besonders vergrößert, nicht zur leichten Unterhaltung.
Zur OP-Vorbereitung fand ich mich deshalb heute beim Dottore zu einigen Tests ein. Dass aufgrund meiner offenbar recht reichhaltigen Bodylotion die EKG-Stöpsel nicht auf der Haut haften wollten, fand ich noch witzig, ebenso die übliche, verzweifelte Suche der MTA nach einer ergiebigen Vene. Weil sich bei meinem Leibarzt die Toilette am einen und das Labor am anderen Ende der Praxis befindet, musste ich meinen Pinkelprobenbecher quer durch die engen Reihen anderer Patienten lavieren, peinlich darauf bedacht, nicht über ein ausgestrecktes Bein zu segeln. Gleichzeitig umklammerte ich den Becher mit beiden Händen: Ich finde, die Farbe meiner Körperflüssigkeiten geht niemanden etwas an.
Bei der anschließenden Stimmbandprüfung schob mir der Untersucher eine Stange in den Schlund, während er sich mit eisernem Griff wie ein Ertrinkender so lange an meine ohnehin nicht mit Länge gesegnete Zunge klammerte, bis ich endlich ein „iiiii“ herausknörte, das den miesepetrigen Dottore zufriedenzustellen schien. Ein wenig mehr Gestocher noch und mein Würgereiz hätte sich auf des Doktors Kittel Bahn gebrochen, soviel ist sicher.
Am Freitag stehen Aufklärungsgespräche mit Anästhesist und Chirurgen an, in deren Verlauf ich mit Risiken und Nebenwirkungen vertraut gemacht werde. Es gibt eigentlich nichts, das ich in Bezug auf diesen Eingriff noch nicht weiß.
Eine Unterschrift unter die Auflistung möglicher Komplikationen setzen zu müssen kommt mir allerdings so vor, als unterschriebe ich einen Kaufvertrag und verzichte dabei auf jegliches Reklamationsrecht, auch wenn die Ware nur unbrauchbarer Schrott ist: „Hier! Sie haben unterschrieben und wussten von dem Risiko, dass Sie den Rest Ihres Lebens krächzend wie der Rabe Abraxas bestreiten könnten!“ oder „Dass der Operateur vorher frisches Brot gegessen, deshalb einen Schluckauf bekommen und mit einem Schnitt ihre Stimmlippen zum Schweigen gebracht hat, konnte niemand voraussehen, aber Ihre Kinder werden dankbar sein, glauben Sie mir!“
Bis es also soweit ist, lenke ich mich ab mit nützlichen Gedanken wie der Überlegung, ob ich mir das Geld für einen Friseurbesuch vor der OP sparen sollte, dass ich aber, falls mich meine Leute bei nicht überlebtem Eingriff aufbahren lassen wollen, so wenigstens eine hübsche Leiche abgebe.
Galgenhumor ist für mich schon immer die beste Art Stressbewältigung gewesen.
Euch einen makabren Tag wünscht
moggadodde