Matthäus‘ Passion

Ach, Lodda, alter Sportsfreund und großer „moggadodde“-Namensinspirator! Ich weiß ja, dass Sie gerade ein bisschen down sind, so ohne Aufgabe werden die Tage schon lang. Da kommt man natürlich leicht auf dumme Gedanken, hadert mit dem Schicksal und neigt dazu, die Schuld an seiner misslichen Lage bei allen anderen zu suchen, ohne mal an den eigenen Füßen zu riechen.
Hier beklagen Sie mangelnden Respekt und fehlende Wertschätzung Ihrer Person gegenüber und jammern, dass Sie bei deutschen Fußballclubs einfach keinen Stollen in den Sechzehner kriegen.
Klar, jobmäßig ist es in letzter Zeit eher suboptimal gelaufen, „nei in die Kardoffln, naus aus die Kardoffln“, wie wir zwei Franken ja sagen. Sie müssen aber zugeben, dass es vielleicht auch an, ähhm, sagen wir unglücklicher Informationspolitik und kommunikativem Unvermögen Ihrerseits liegt, dass die Vereine hier ein wenig Angst vor der Arbeit mit Ihnen haben. Vor Ihrem Wankelmut. Vor Ihren großen Sprüchen. Vor Ihrer grenzenlosen Selbstverliebtheit. Um aber in Ihrer Diktion zu sprechen: Ein Lothar Matthäus stellt sich halt manchmal auch selbst ins Abseits.

Nicht jeder, der wie Sie überdurchschnittlich gut gegen einen Ball treten kann, wird automatisch auch ein großer Trainer. Sogar Ihr Weltfußballerkollege Maradona ist in Argentinien nicht gerade erfolgreich bei der Arbeit. Es liegt mir fern, über Ihre Fähigkeiten als Fußballlehrer zu urteilen; ich weiß nur, dass manch ein begabter, rechtschaffener Handwerker an seiner zugigen Werkbank besser aufgehoben ist, als in der klimatisierten Teppichetage.
Es passiert nicht nur vereinzelt im Kickergeschäft sondern millionenfach im „richtigen Leben“, dass Menschen meinen, ungerecht behandelt, in ihrem Können unterschätzt und überhaupt vollkommen verkannt zu werden. Oft liegt bei diesen Leuten zwischen Selbstwahrnehmung und Außenwirkung aber eine Kluft so tief wie der Grand Canyon. Und dass die FAZ einem Lothar Matthäus hier eine Plattform bietet, sein malträtiertes Ego zu beweinen, deute ich als Zeichen eines dräuenden Herbstlochs im Blätterwald.

Sehen Sie es doch positiv: So müssen Sie sich nicht mit verweichlichten, aufmüpfigen Bundesligaprofis herumschlagen, die Sie falls die Sache schief geht, vor der Presse in die Pfanne hauen oder beim Vorstand anschwärzen! Da hatten Sie es im Ausland doch viel leichter! Zumindest das mit dem Englisch ist jetzt ja langsam snow of yesterday, oder?

Unfein, um nicht zu sagen reichlich unverschämt und dreist finde ich aber Ihre Aussage, Deutschland müsse sich „schämen“ für die Art und Weise, wie mit Ihnen umgegangen wird. In aller Deutlichkeit sage ich hier meine Meinung: Ich schäme mich für manches und, ja, heute schäme ich mich sogar für Sie. Sie bezeichnen sich, ich meine schon ein wenig hochtrabend, selbst als „Idol“ und da zitiere ich Mr. Addison, der schon vor vielen Jahren erkannt hat, dass „niemand so unglücklich ist wie ein Idol, das sich selbst überlebt hat“.

Mit diesem gewohnt konsequent trotzigen Rundumschlag hat sich ein Lothar Matthäus wohl nicht nur ordentlich ins Knie geschossen, sondern auch die letzten, ihm halbwegs wohlgesonnenen Vereine endgültig vergrätzt. Wer sein Herz so offen auf der Zunge spazieren trägt, muss acht geben, dass er nicht irgendwann daran erstickt. Ach, Lodda! Geh‘ duschen!

Euch keinen flügellahmen Tag wünscht
moggadodde

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

2 commenti su “Matthäus‘ Passion

  1. Meine Lieblingsanekdote von Lodda aus seiner Zeit in NY ist: „You are the welcome…“

    Ist total in meinem Sprachgebrauch übergegangen. Muss ich aber oft erklären.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert