Unwucht im Gehirn

Manchmal frage ich mich, warum ich mir manche Fragen noch nie gestellt habe. So war der Gegenstand, den man auf das Kassenband im Supermarkt legt und den ich fast täglich in der Hand hatte, lange ein namenloses Ding, bis ich irgendwo aufschnappte, dass dieses praktische Teil „Warentrenner“ oder im Fachjargon „Separator“ heißt und sogar noch mehr eigentümliche Bezeichnungen besitzt. Warum hatte ich mich das nie gefragt? Wie konnte ein Gegenstand so lange in meinem täglichen Leben existieren, ohne dass ich wissen wollte, wie er heißt?

Nicht so oft gebraucht aber ebenso wissenswert ist der Name der Stelle, an der die Damen ihren verlängerten Rücken gerne mal mit dem sogenannten „Arschgeweih“ verzieren. Ist es nicht hoch interessant, dass dieses meist versteckte und hoch erotische Örtchen in der weiblichen Anatomie „Michaelis-Raute“ genannt wird? Und dass das männliche Gegenstück das „Sakraldreieck“ ist? Ich finde so etwas immer faszinierend!

In den letzten Tagen habe ich meinen Wissenschatz rein zufällig um zwei weitere Begriffe erweitern können:

1. Die rutschhemmenden Metallplatten, die sich Autofreaks in den Fußraum basteln, die aber auch im Treppenbau oder als Mauerabdeckung verwendet werden, nennt man „Tränenblech“ oder „Warzenblech“. Hach! Mit diesem Fachwissen könnte ich jetzt im Baumarkt glänzen, wenn ich jemals so etwas benötigen sollte!

2. Die Papierüberzüge, die zum Schutz vor fettigen Kopfhaaren auf den oberen Teilen von Möbeln oder Bus- und Flugzeugsitzen zu finden sind, heißen „Antimakassar“. Dieser Name geht auf das aus den Früchten des in der Nähe des indonesischen Ortes Makassar wachsenden Koesambibaumes gewonnene und im 19. Jahrhundert beliebte Makassar-Haaröl zurück.
Für den zugegebenermaßen unwahrscheinlichen Fall, dass ich in absehbarer Zeit mal wieder mit der Bahn unterwegs bin, könnte ich den Zugbegleiter in zweifelsfrei Eindruck erweckender Art um Ersatz für mein verschmutztes Antimakassar bitten und genießen, wenn er mich wie ein Erdmännchen anguckt, nicht wissend, was ich da von ihm möchte.

Mit Hank beackerte ich heute für die Mathematik-Schulaufgabe nochmal die Bruchrechnung. Kürzen, Erweitern, kgV und ggT – vor einer Million Jahren habe ich das sicher auch einmal gelernt und bin erleichtert, dass er sich da selbst behelfen kann. Seine Mutter weiß zwar ganz viele unnütze Dinge, aber bei solchen Sachen wie Primfaktorenzerlegung ist sie leider ein absoluter Blindgänger.
Apropos Blindgänger: Es gibt eine belgische Organisation, Apopo genannt, die Ratten für die Suche nach Landminen ausbildet. Die afrikanische Riesenhamsterratte z.B. weist gegenüber den üblichen Metalldetektoren eine 50mal höhere Treffsicherheit auf und kann nebenbei auch darauf trainiert werden, Speichelproben auf Tuberkulose testen, was ich ja sehr interessant finde, in Sachen Primfaktorenzerlegung aber leider so gar nicht weiter hilft.
Ich glaube, mein Gehirn ist ziemlich falsch gewuchtet.

Euch einen lehrreichen Abend wünscht
moggadodde

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

15 commenti su “Unwucht im Gehirn

  1. Emily sagt:

    Wusstest Du auch schon, dass diesen Ratten die Ohren mit Sonnencreme geschützt werden, da sie sonst zu schnell an Hautkrebs sterben? Die Tiere sind normalerweise nacht- oder dämmerungsaktiv und brauchen für Tageseinsätze Lichtschutzfaktor 30 oder mehr.

    Unnützes Wissen ist doch was tolles. 😉

  2. Squalus sagt:

    Den Begriff Warentrenner kann man eigentlich getrost wieder vergesen und aus sämtlichen Wörterbüchern streichen, denn die Dinger werden – zumindest in den Supermärkten, die ich aufzusuchen gezwungen bin – grundsätzlich nicht benutzt. Und wie es Murphy so will, habe ich an der Kasse so gut wie immer einen Gehirnamputierten vor mir, der seine Einkäufe erst aus der Warenauffangwanne in seinen Einkaufswagen umräumt, wenn der Zahlungsvorgang vollständig abgeschlossen wurde. Da der Warentrenner vom Kassenpersonal nicht benutzt wird, hat das zur Folge, dass meine Einkäufe kurz hinter dem Scanner a la Babel gestapelt werden, um sich nicht mit dem Kram zu vermischen, den mein Vordermann in aller Seelenruhe zurück ins Körbchen packt…

    Da lobe ich mir Ald*! Da werden solche Dämlacks durch die fehlendn Auffangwannen jedenfalls zum sofortigen Aufräumen gezwungen…

    ARGHL! Das regt mich echt auf! Wo sind meine Herztabletten? *schnaub*

    • moggadodde sagt:

      Ich bin nicht sicher, ob wir auf dem gleichen Dampfer sind: Ich meine die Dinger fürs Band vor der Kasse, du diesen Plastikschieber, der die Waren nach dem Einkauf trennt. Du hast aber Recht: Das mit der Fummelei in der Kassenzone ist nervig und ich werde auch innerlich ganz nervös, wenn der/die Dämlack/in in aller Ruhe zuzuschaut, wie die Kassiererin scannt und der Berg am Ende wächst und wächst. Ich würde ja gerne den Nach-der-Kasse-Separator verwenden, wenn nicht in der zweiten Auffangwanne immer irgendwelcher Werbekram und vergammeltes Gemüse gesammelt würde. Vielleicht kommt ja der Einpackservice wieder …
      Mein neues Wort „Schropphobelung“ … bezeichnet übrigens das Aufhübschen von Naturholz, indem feine Linien ins Holz gefräst werden, um die Natürlichkeit zu unterstreichen. Vielleicht lenkt dich das ab 😉

      • Squalus sagt:

        Du hast Recht! Ich hatte tatsächlich das falsche Dampferbillett gelöst. Wer lesen kann, ist bekanntlich klar im Vorteil. 😉 Ich hoffe, du kannst mir noch einmal verzeihen. Mein Hirn läuft im Augenblick krankheitsbedingt sowieso nur auf halber Kraft.

  3. Mirko sagt:

    Äh…kann das sein, dass jede dieser Ratten nur genau EINE Landmine finden kann….und sich dabei quasi in ihre eigenen Primfaktoren zerlegt?
    http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/867516/display/17255830
    (okay, das war keine Ratte aber irgendwas muss Klopfer übersehen haben. Intelligenz ist endlich.)

    N8 Mirko
    😉

    • moggadodde sagt:

      Igitt. Was ist das? Abgenagtes Eichhörnchen? Oder Karnickel? Und wo findet man sowas? Und wieso fotografiert man das? Nenene …
      Ãœbrigens: Die Ratten sind so leicht, dass sie kaum mal eine Mine auslösen. Ansonsten könntest du mit deiner Primfaktorenthese nicht verkehrt liegen 😉

  4. […] Unwucht im Gehirn Sakraldreieck? […]

  5. MS sagt:

    Das mit den etwas falsch gesetzten Prioritäten meiner Synapsen ist ein lebenslanges Fakt für mich. Ich ignoriere oft für mich fast lebensnotwendige Informationen, kann aber berichten, das die Brahui, (du weißt, die wohnen in Belutschistan) eine dravidische Sprache haben.Da ich die Neigung zu unnützer Information inzwischen hinnehme, mach ich auch grade einen Walisischkurs.
    (Sorry für den verspäteten Kommentar, aber ich habe erst jetzt wieder mal in deiner Seite reingeschaut)

    • moggadodde sagt:

      Noch einer! Walisisch – das hört sich interessant an. Hast du nicht einen sächsischen Dialekt, oder erinnere ich mich da falsch? Sächsisch und walisisch – die ungewöhnlichste Mischung, die ich mir vorstellen kann. Würde ich gern hören! Viel Glück! 😉

  6. socki sagt:

    Pardon für die Wortwahl aber das Tränenblech wird auch gemeinhin als „Scheißhausblech“ bezeichnet.

    Sakraldreieck….. Lecker!

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