Haste Scheiße am Schuh haste Scheiße am Schuh

„Poverina“, stieß der Dottore aus, was soviel heißt wie „Du arme Sau!“. Da hat der gute Dottore Pollino aber auch den Nagel auf den Kopf getroffen. Als die Schwellung heute morgen noch größer geworden, jetzt mit prallen Blasen übersät war und zudem der rote Fleck darum herum die Größe eines Brotzeittellers erreicht hatte, entschloss ich mich doch lieber zum Arztgang.
Dottore Pollino, der aussieht wie eine Mischung aus Jupiter und Flavio Briatore, mag viele Fähigkeiten haben und besticht durch eine Menge gerahmter Zertifikate im Wartezimmer. Neben der normalen Quacksalberei versteht er sich auch auf die Kunst der Gynäkologie und Osteopathie, aber an der englischen Sprache hapert es leider gewaltig. Mein bescheidenes Italienisch war bereits kurz nach der Anmeldung erschöpft, aber das Erscheinungsbild meines Oberarmes sprach ohnehin für sich. Dass es sich um ein hungriges Mosquito gehandelt hat, schloss der Dottore aus. Er drückte mir ein bisschen auf dem Arm herum und schuldigte vielleicht einen „bruco“ an. Ich reichte ihm mein Mini-Langenscheidt, in dem ausgerechnet die Seiten 13 – 35 fehlten. Nix „bruco“ also. Als Antwort auf mein immer noch fragendes Gesicht schrubberte der Dottore mit dem Zeigefinger über die Tischplatte. Eine Raupe? „Something, that turns into a butterfly later?“ fragte ich. Nun rief der Dottore eine mit dem englischen Idiom besser ausgestattete Helferin herbei, die meine Vermutung bestätigte. Aber eine Raupe unter meiner 1/1-Bluse wäre doch nie unbemerkt geblieben. Ich bin zwar ein harter Brocken, aber doch nicht gänzlich gefühlstaub!

Der Dottore schien ratlos und fragte nach meiner letzten Tetanus-Impfung. Jetzt war es an mir, ratlos zu schauen, denn eher hätte ich ihm die punischen Kriege aufzählen können, nahm aber an, dass die Impfung schon irgendwann in den letzten 10 Jahren gewesen sein könnte. Vielleicht.

Dottore Pollino verschrieb mir eine Salbe, die ich noch 4 mal auftragen solle. Morgen früh will er mich nochmals sehen.
Dass ich mit dem riesigen Pflaster nicht ins geliebte Mare kann, versteht sich. Und es ist nicht groß genug, den ganzen Oberarm in voller Röte abzudecken, so dass ich aus Schamgründen nur mit Ärmelshirts unterwegs bin. Und Sonne drauf ist sicher auch nicht gut.

Der Hausarzt hat mir am Telefon vorhin erzählt, dass die letzte Tetanus-Impfung 13 Jahre zurück liegt. Nach 3 x Schmieren erscheint mir der Fleck noch größer als heute früh. Und die nässenden Blasen werden auch immer mehr.

Es ist ein Jammer und ich habe auch schon ein bisschen geflennt. Sono veramente una poverina.

Euch einen gesunden Abend wünscht
moggadodde

Sono abbastanza bene, grazie!

Nach dem Ferienfail vom letzten Jahr sind wir heuer ein paar Örtchen weiter gelandet.

Und weil wir nicht pausenlos Kinder zum Abspülen, Aufräumen, Tisch decken und Getränke schleppen ermahnen wollten, haben wir diesmal die Hotelunterkunft gewählt. Vorsaison bedeutet hier, dass von den 32 Zimmern nur 4 belegt sind.

Entsprechend fürsorglich können sich die Angestellten um die wenigen Hanserln kümmern und das ist wirklich angenehm. Und sauber ist es hier, dass es eine Freude ist. Nach dem verschimmelten und versporten Interieur vom letzten Jahr ist das eine wirklich wohltuende Erfahrung.
Gewöhnungsbedürftig ist in italienischen Unterkünften ja oftmals die Nasszelle. In diesem Haus verdient das Badezimmer diese Bezeichnung völlig zu Recht. Es ist erstaunlich, wie die italienischen Handwerker es schaffen, ein Waschbecken, eine Dusche, eine Toilette und ein Bidet auf knapp drei Quadratmeter zu quetschen. Überhaupt verstehe ich gar nicht, dass hierzulande überhaupt noch Bidets verbaut werden. Werfe ich z.B. mein Handtuch ins Waschbecken, ist für die Reinigungsfrau das Zeichen, dass es gewaschen werden soll. Das ist sinnvoll und hilft, Wasser und Energie zu sparen. Hingegen halte ich es für eine ziemliche Wasservergeudung, ein Bidet zu benutzen, allein um die Popette zu duschen. Jaja, bevor ihr fragt: In unserem Bidet lagern die in Plastik verpackten, feuchten Toilettentücher aus Nicht-Recycling-Papier, sicher auch ökologisch nicht sehr sinnvoll, aber der Mensch ist ja ein Gewohnheitstier, und am Hintern bin ich nun mal kitzlig.
Nebeneffekt des kleinen Bades ist, dass der plästerne Duschvorhang zur Seite geschoben werden muss, will man die am Ende des Räumchens placierte Toilette besuchen. Sollte kurz vorher jemand geduscht haben, tut man dies besser mit Flip-Flops, denn es gibt keine Kabine, sondern für den Wasserabfluss sorgt ein Gitterchen im Boden. Besser ist aber, man spricht sich ab, aber das macht nichts, denn führende Soziologen beklagen ohnehin die fehlende Kommunikation unter Paaren. Für Erheiterung bei der Erleichterung sorgt auch, dass man, gemütlich die Ellbogen auf den auf den Knien liegend, durchaus den einen oder anderen Tropfen aus dem schräg über dem Haupt befestigten Duschkopf erhält. Aha! Endlich erhält so auch dieses Wort eine sinnvolle Bedeutung!
Durch die Balkontüren in Bad und Schlafzimmer ist allerdings eine so perfekte Durchlüftung möglich, dass die nasse Sauerei am Boden innert einer halben Stunde getrocknet ist. Hier haben die Bauherren richtig gedacht!

Unangenehm ist hingegen, dass mich schon am ersten Abend zwei fiese Mosquitos aufgespürt und ordentlich beerntet haben. Der eine Stich in der Halsbeuge sieht nicht so schlimm aus, eher wie ein Knutschfleck. Der andere, am Oberarm positioniert, ist allerdings inzwischen reichlich angeschwollen und auf Größe des Bodens einer Insektenvernichtungsdose stark gerötet und ordentlich heiß. Ein bisschen Cortisonsalbe habe ich mit, sollte das nicht helfen, werde ich doch in die Apotheke müssen. Die wissen dort sicher besser, was gegen ihre Stechviecher hilft, die sicher die entarteten Nachfahren jener Mücken sind, die hierzulande früher mit DDT begast wurden. Offenbar vertrage ich das nicht so richtig gut.

Ansonsten: Das Wetter wird eben besser, der Strand ist hübsch und breit und wird morgen hoffentlich ausgiebigst besucht. Der freundliche Cameriere hat mir den Wlan-Schlüssel kopiert, das allerdings nur in der Bar zu empfangen ist. Ich finde das aber nicht schlimm. Dann muss der gute Cameriere auch nicht so weit laufen, um mir den leckeren Aperol Sprizz zu servieren.

Euch einen süffigen Abend wünscht
moggadodde

Gen Italien fahren

Die Costa Teutonica und ich, wir versuchen es noch einmal miteinander. Wenn der Hotelprospekt nicht geflunkert hat und ich das mit der Verbindung irgendwie hinkriege, melde ich mich. Ansonsten nicht. Hier wird mich schon keiner vermissen.

Nicht nur für Euch gilt:

Ci leggeriamo
moggadodde

Hantastisch!?

Zwar hat das Wetter noch lange nicht den Stand erreicht, der mir und meinem Wärmebedürfnis auch nur annähernd gerecht wird. Aber immerhin war es angenehm genug, ein paar Stündchen beinahe reglos im Liegestuhl verbringen zu können. So leise und friedlich, wie es heute in Ermangelung jeglicher menschlicher Nachbarschaft war, schlummerte ich unter stetem Rascheln in der nahen Mauer immer mal wieder ein.
Meine Reglosigkeit schien die darin beheimatete Mäusefamilie darin zu bestärken, dass ich kein so schlechter Mensch sein könne, denn später konnte ich Aug in Auge mit Mutter oder Vater Maus verharren und sie sogar in aller Seelenruhe fotografieren. Ehrlich, so ein paar kleine Fieplinge

machen mir keine Angst! Zugegeben, natürlich muss ich das jetzt sagen, nachdem die weiße Katze abtrünnig wurde und offenbar ein einträglicheres Jagdrevier gefunden hat. Sie hat sich seit Tagen nicht blicken lassen.
Die Idylle hat aber zwei Seiten: Der MamS, der größte Pessimist, den zu beherbergen Mutti Erde je das Vergnügen hatte, fing dann auch gleich mit der Schwarzmalerei an. Ob ich denn etwa so ein Vieh angefasst hätte!? Und ob ich denn keine Zeitung läse!? Nichts Geringeres als das Hantavirus überträge sich durch dieses Ungezieferviehzeug! Fieber, Magen-Darm-Beschwerden, Blutungen der Schleimhäute und der Bindehaut, Nierenversagen – unbehandelt könnte dieses Virus sogar tödlich sein! Vor meinem geistigen Auge erschien sofort der luftdicht behelmte Dustin Hoffman, wie er in „Outbreak“ heldenhaft zur Herstellung eines Impfstoffs den Wirt des fiesen Ebola-Virus sucht, während ein finsterer General sicherheitshalber gleich das verseuchte Dorf und seine Bewohner von der Erde tilgen will. Dort bluteten die Menschen auch aus den Augen, bevor sie elendiglich verstarben und ich fand das schon damals mehr als reichlich unschön! Schon gut, schon gut, ich weiß. Ich sehe zu viel fern.

Aber tatsächlich wird im ungünstigen Fall das Hanta-Virus durch die Ausscheidungen der Rötelmäuse (und um so eine scheint es sich bei obiger zu handeln) übertragen, worin die Viren erstaunlich lange überleben können. Durch das Einatmen des so verseuchten Staubes gelangt das Hantavirus z.B. beim Kehren von Kellern oder Gartenhäuschen in den menschlichen Körper und macht dort das, was ein Virus vermutlich so zu tun pflegt: Krank. Und als der MamS mir davon erzählte fiel mir auf, dass da schon ab und an ein fremdartiger Geruch aus der Mauer strömt, den ich als Stadtkind vielleicht zu leichtfertig einfach als komisch riechende Landluft klassifizierte, der aber tatsächlich vielleicht kontaminiertes Mäusepipi ist.
Ganz so niedlich fand ich die Bande jetzt doch nicht mehr und ich erwog sogar kurz die Verteilung schlagkräftiger Argumente in der Trockenmauer. Aber die Aussicht, dauernd tote Tiere aus dem Gebüsch pflücken zu müssen, erschien mir auch nicht sehr verlockend und vielleicht haben meine Mäuse ja auch nicht die Spur eines Virus in sich und ich würde sie unfairerweise völlig gesund ins Nagernirvana befördern!
So habe ich mich entschlossen, gar nichts zu tun, den Mäusen ihr Leben zu lassen, möglichst nicht so viel Staub aufzuwirbeln und meine Nase nicht zu tief in anderer Mäuse Mauer zu stecken. Aber Letzteres kommt ja sowieso nicht so oft vor.

Euch einen bissfesten Abend wünscht
moggadodde

Ente Gelände!

Der Würzburger Blogger- und Twitterstammtisch war heute tierisch unterwegs. Das Badeentenrennen, veranstaltet zu Gunsten des Vereins Wildwasser Würzburg e.V. gegen Gewalt gegen Mädchen und Frauen war äußerst gut besucht, auch wenn uns wegen der Außentemperaturen eher nach Warmgetränken, Winterjacken und Lammfell zumute war.
Wer je bei einem unserer Stammtische zuweilen das Vergnügen hatte weiß, dass an diesen Abenden der schmackhafte Cuba Libre recht üppig durch die Kehlen strömt. Was lag deshalb näher, als unsere Stammtisch-Business-Duck auf den hübschen Namen „Havana“ zu taufen und sie stilgerecht zu schmücken?

Wir mussten lange warten, bis es endlich los ging und ohrenbetäubende, unkoordinierte Trillerpfeifenkonzerte von hochmotivierten und mit durchzugsstarken Lungen ausgestatteten Kindern überstehen. Vielleicht könnte man im nächsten Jahr kleine Zithern oder Harfen verteilen? Oder Maultrommeln? Das täte den Nerven mancher Badeentenrennenbesucher bestimmt gut! Meinen ganz sicher!

Wir waren guter Hoffnung, aber leider war unsere heißblütige Cuba Race Duck eine eher lahme Ente: Sie hatte unterwegs wohl zu viel am Rum genascht und landete irgendwo auf den hinteren Plätzen, aber das ist nur ein bisschen bedauerlich, denn die Geste zählt ja viel mehr und das Wissen den Verein Wildwasser unterstützt zu haben, lässt die kleine Enttäuschung hinter das Wissen um eine gute Tat generös zurücktreten. Vielleicht haben wir im nächsten Jahr auch einfach mehr Glück!

Viele schöne Bilder gibt es wie immer beim Würzblog und den fotografischen Beweis, dass die schnarchnasige Havana tatsächlich in den braunen Fluten des Mains dümpelte auch beim Rööö. Aber dieses Kunstwerk von Ente möchte ich Euch hier nicht vorenthalten:

Diese Pimp-Duck hatte sogar aufgeklebte Brusthaare!

Euch eine liebreizende Nacht wünscht
moggadodde