Die Nachrichten stellten mich mal wieder vor Fragezeichen. Mein Verständnis von Geldtransaktionen bewegt sich normalerweise auf Kleinkindniveau, weshalb ich die Kompliziertheit von der Auslagerung von toxischen Papieren bei der HRE im ersten Moment nicht nachvollziehen konnte. Hey! Papiere einfach in die Kiste und weg damit in die Bad Bank! Was ist daran so schwer?
Natürlich ist es nicht so. Die HRE war ja wohl das, was man landläufig unter „pleite“ versteht, weshalb der Staat ihr mit ein paar Milliärdchen einige Male aus der Patsche half, aber das Loch war doch größer, als sich die offenbar dyskalkulischen Finanzspezialisten vorher gedacht hatten. Anstatt die HRE wie jedes andere Wirtschaftsunternehmen mit Zahlungsschwäche vor das Insolvenzgericht zu ziehen, beschließt man, stets das Schild der Systemrelevanz vor sich her tragend, die Bank zu verstaatlichen und pumpt Hilfsgelder und Rettungsschirmchen und Garantien in die HRE wie die kolumbianischen Drogenbarone Stoff über die ganze Welt.
Aus meinen Ausführungen wird sicher klar, dass ich von Dingen wie „Free-float“-Kriterien keine Ahnung habe und ein „Squeeze out“ mir nur bei Südfrüchten geläufig ist, deshalb sehe ich die Dinge von einer einfachen Warte:
Systemrelevant ist meine Autoreparaturwerkstatt für mich nur so lange, wie es sie gibt. Ginge sie pleite, würde ich mich kurz ärgern, weil die Rammschutzfolie für den Kofferraumdeckel noch immer bei ihr rumdümpelt und einen anderen Autoschrauber suchen, so wie viele andere mit mir auch. Ich meine, es gibt doch Banken wie Sand in der Wüste! Ist es wirklich notwendig, mit 123 Mrd. Garantien und über 7 Mrd. Soforthilfe dem guten Geld unentwegt Schlechtes hinterher zu werfen, das überdies nicht den großzügigen Rettungsdienstlern sondern den Steuerzahlern gehört, um damit einen gefräßigen Bankenmoloch vor dem Absaufen zu bewahren und dann zusehen zu müssen, wie die Vorstände wie die Lemminge wieder auf die höchste Klippe krabbeln, um sich und die Moneten in den Abgrund zu stürzen?
Die schrottigen Papiere sind am Wochenende, wie oben erwähnt, umgezogen in die sogenannte „Bad Bank“, die schon von der Namensgebung her nicht sehr Vertrauen erweckend klingt. Von dort aus soll versucht werden, das wertlose Gerümpel doch noch an einige, unentwegte Glücksritter zu verscherbeln, anstatt es irgendwo zu verbuddeln oder einen Schrottpapiere-Flohmarkt auf Tapeziertischen im Kanzleramt’schen Vorgarten zu veranstalten.
Aber seit einigen Tagen heißt die HRE ja nun Deutsche Pfandbriefbank, kurz pbb (was uns Franken ganz nebenbei vor einige, sprachliche Herausforderung stellt), was die Misere grundlegend ändern dürfte: Man gibt dem Patienten einfach einen anderen Namen und ein paar Spritzen und, siehe, er wird überleben (bis wieder die Lemminge …, s.o.)!
Ganz am Ende wird es sein, wie bei der werbewirksamen Umtaufung einer bekannten Süßkram-Nascherei in den 80ern: Aus Raider wird Twix, sonst ändert sich nix.
Just my two cents.
Einen flüssigen Tag wünscht
moggadodde
Na ja mit der sprachlichen Komponente hast du sicherlich recht, wir Franken tun uns da schwer 😉 und ich will jetzt auch nicht zu weit ausholen und short Squeezes etc. erklären aber versuchs dir so vor zu stellen. Du hast zwei Boxen in der einen hast du dein Guthaben in der anderen Schuldscheine. Die HRE hat in der Box der Schuldscheine sagen wir mal 10 Stück und im Guthaben 1Stück es gibt Gesetzte wonach die HRE jetzt pleite wäre Eigenkapitalquote z.B. und die anderen Banken wollen auch nicht merh so richtig mit denen handeln. Wenn die jetzt aber Insolvent werden, würde aber dazu führen, dass die Schuldscheine hinter denen kein Wert mehr steht quasi verfallen würden (wenn es die HRE nicht mehr gibt, werden die niemals zurück gezahlt) und die anderen Banken die der HRE das Geld geliehen haben müssten das Abschreiben, also einen „haircut“ akzeptieren , was bei solchen Summen leicht zu Kettenreaktionen führt (siehe Lehman) also geht man her und gründet eine Wertegesellschaft, die nicht den Gesetzten einer Bank unterworfen ist und lagert 9 von den Schuldscheinen aus (man nimmt die aus der Box und packt sie in eine dritte). Danach ist die Bilanz der HRE (oder jetzt pbb) wieder 1 Guthaben und 1Schuldschein, also ausgeglichen und die können weiterwurschteln. Das Risiko für die Schuldscheine liegt jetzt bei der „Bad Bank“ die sie witzigerweise FMS Wertmanagement nennen, denn man muss den Leuten ja immer gleubhaft machen, dass ihr Verständniss von Finanztransaktionen auf Kleinkindniveau ist, wie du so schön schreibst. Diese Bad Bank ist aber gar keine Bank und muss sich deshalb auch nicht an solche Spässe wie die Eigenkapitalquoten halten und die versuchen jetzt wieder blöde zu finden die ihnen die Schuldscheine abkaufen. Alles klar? Also in wirklichkeit ist es doch ein bisschen komplizierter weil die Schuldscheine Wertpapiere sind und deren Buchwert abzüglich 10% gegen eine Anleihe zum Ãœbertragungswert getauscht wird etc. etc. aber im Grunde kannst du das stark vereinfachte Modell mit den Schuldscheinen nehmen. Und weil die „Bad Bank“ aller Warscheinlichkeit nach keine Dummen findet die ihnen den wertlosen Müll abkaufen wird, wird das irgendwann mal auf den Steuerzahler gebucht und abgeschrieben. TL/DR Es ist staatlich genehmigter Bilanzbetrug zu ungunsten der Steuerzahler und diese Namensänderungen sind nur Spielchen damit der Bürger nicht kapiert was wirklich abgeht und das Interesse verliert 🙂
Leute, Banking is not Rocket Science lasst euch nicht für Dumm verkaufen und euch auch nicht einreden, dass ihr davon nix versteht!
Da musste ich ob der ausführlichen Darlegungen doch erst einmal ein Rotkäppchen köpfen …
Nun, zunächst herzlichen Dank für den einigermaßen gelungenen Versuch, mir die Zusammenhänge weiter zu verdeutlichen.
Ich muss aber feststellen, dass ich trotz meiner eher eingeschränkten Vorstellungen grundsätzlich so falsch gar nicht lag. Das meinte ich mit im Kanzlergarten vergraben …
Natürlich ist es Abwägungssache, eine Bank wie die HRE vor die Hunde gehen zu lassen, mit dem Rattenschwanz, der daran hängt. Andererseits fragt in der Wirtschaft im Insolvenzfall auch selten jemand nach auch den oft weit reichenden Folgen für die Gläubiger und die Frage, was teurer kommt, lebensverlängernde Maßnahmen oder doch die Sterbehilfe hätte sicher noch intensiver geklärt werden müssen. Schuld hat hinterher natürlich wieder niemand. Ein Herr Naser von der BayernLB (HGAA)kann ein Lied davon singen.
Dass das Bad Bank-Müllentsorgungsunternehmen sich so hochtrabend-elitär FMS-Wertmanagement ruft, zeigt wirklich, dass die Herren die Bevölkerung für dumm verkauft. Scheiße bleibt schließlich Scheiße, auch wenn sie in einer brokatbesetzten Box aufbewahrt wird.
Du hast schon Recht, der Tanz auf dem oberflächlichen Finanzparkett ist so schwer sicher nicht (aber einfacher, wenn man vom Fach ist, höhö), wird aber so undurchsichtig gemacht, dass eine am Ende doch löhnende Frau Mustermann wie ich eben nur noch WTF! rufen kann.