Das hatte sich der kleine Hank mal wieder fein ausgedacht: Hält er mir am Montagmorgen um kurz nach 6 Uhr nicht ein leeres Blatt vor die Nase und bittet mich um eine Unterschrift ganz unten. „Wieso das?“, frage ich und er antwortet, dass er die Strafarbeit (wegen wiederholten Quatschens mit seinem Lieblingsquatschnachbarn J.C.) heute in einer der Freistunden schreiben würde. Und weil das eben elterlicherseits unterschrieben sein müsse, sollte ich doch bitte jetzt …
„Nö“, sagte ich. Und ob er denn ernsthaft glaube, das ganze Wochenende hier stinkfaul antriebsreduziert rumhängen zu können und meint, mich in letzter Sekunde damit erfolgreich zu überrumpeln? „Nö“, sage ich wieder.
Natürlich melden sich sofort zwei Stimmchen in mir. Die eine, nachgiebig wie ein Marshmallow überm Lagerfeuer, flötet:
„Unterschreib‘ schon! Wenigstens hat er hat ja noch dran gedacht! Und glaubst du, er wird mit dieser Unterschrift eine Waschmaschine bestellen?“
Die andere Stimme hört sich an wie Bruce Willis und lacht höhnisch:
„Klar! Belohne ihn noch für seine Faulheit und dafür, dass er den Kopf immer woanders hat! Demnächst ruft er dann an und fragt, ob Du in die Schule kommst, um zu unterschreiben, weil er’s morgens vergessen hat!“
Ich seufze. Ich mag ja Bruce Willis. Und sage: „Nee, junger Mann. Da musst Du jetzt mal durch. Vielleicht hast Du ja Glück und musst heute noch nicht abgeben. Vielleicht aber doch und dann bekommst Du halt entweder noch einen Anpfiff oder darfst gleich zwei Seiten schreiben.“ In jedem Fall sei das eine gute Gelegenheit, für den Umgang mit sicher kommenden, weiteren Strafarbeitsfällen zu lernen, füge ich oberlehrerhaft hinzu und finde mich selbst nicht ganz überzeugend.
„Okay“, sagt er. „Dann mach ich’s eben selbst!“. Er vermeidet das Wort „unterschreiben“ in diesem Zusammenhang, wohl wissend, dass miese, kleine Unterschriftenfälscher bei Lehrern und Eltern nicht sehr gut gelitten sind. Und von seiner großen Schwester sollte er wissen, dass das mütterliche Gedächtnis so etwas erst nach erfolgreichem Schulabschluss mit gewissem Gleichmut betrachten kann.
„Schön!“, rufe ich ihm hinterher. „Aber lass dich nicht erwischen!“
„Okay“, antwortet er. „Ich krieg das schon hin!“
Das glaube ich ihm sogar. In meiner Schulzeit hab ich das ja schließlich auch immer ganz gut geschafft. Aber das schlechte Gewissen und die Flugzeuge im Bauch, aus Angst, es könnte doch herauskommen, haben es mich immerhin nicht übertreiben lassen. Ich hoffe, es geht ihm genauso …
Einen mutigen Tag wünscht
moggadodde