Dass die prekäre Pubertätsphase des kleinen Hank allmählich an Fahrt aufzunehmen beginnt, erwähnte ich ja kürzlich bereits. Während ich bei Dixie, als sie in seinem Alter war, bereits an den segensreichen, allumfassend glücklich machenden Versprechungen der Mutterschaft zweifelte und in besonders brenzligen Zeiten eine klitzekleine Winzigkeit weit wünschte, ich hätte mir statt des mamslichen Samens einen Hund oder ein anderes Hobby eingefangen, herrschte in den hiesigen Hallen zuletzt verdächtige Ruhe.
Meine Vorstellungsspannbreite bei Dixie reichte weit damals, beschränkte sich aber meist auf die Angst vor Übergriffen aller Art, k.o.-Tropfen im Drink und Amouren, die erst 9 Monate später ihr wahres Ausmaß zeitigen.
Bei Hank liegt die Sache anders. Zwar beginnt das Interesse am anderen Geschlecht auch hier langsam zu knospen, ist aber noch weit von der Offensivität entfernt, mit der Dixie damals bereits operierte. Bei ihm ist ein anderes Thema prominent, vor dem ich mich nicht weniger fürchte.
Als ich gestern Dixie und Hank in seinem Zimmer in trauter Unterhaltung überraschte, war mir klar, dass etwas besprochen wurde, das nicht für mütterliche Ohren bestimmt war: Üblicherweise keifen sie nämlich überwiegend und meist geht es dabei um das Eigentumsrecht an Handyladekabeln oder Haarsprays. Pädagogisch ungeschult aber mit Menschenverstand gesegnet, zog ich mich zurück, wusste aber instinktiv, worum es ging.
Einige Minuten später baten sie mich dazu und ließen die Katze aus dem Sack: Hank sei ja am Samstag auf die Geburtstagsparty eines dann 15jährigen eingeladen und jeder brächte was mit. In Ermangelung ausreichenden Alters habe er nun die große Schwester um Ankauf einiger Flaschen V+Energy-Plörre Biermischgetränke gebeten und beide wollten wissen, was ich davon hielte.
Natürlich hielt ich nichts davon. Zwar überragt mich mein Sohn bereits um Haupteslänge und auch seine Körperbehaarung übertrifft die meine. Trotzdem ist er nun leider im März erst 14 geworden und somit noch weit jenseits des Alters, in dem ein Jugendlicher Bier und Biermischgetränke zu konsumieren hat. Soweit das Gesetz.
Dass ich es mir überlegen wollte, sagte ich gestern und eröffnete ihm heute, dass ich gerne Cola und die klebrige Gummibärenbrause aus Österreich besorgen würde, aber nichts was auch nur in irgendeiner Weise mit Alkohol zu tun hätte.
Das Lamento war groß, denn es ist sicher der Unvollkommenheit jugendlichen Hörvermögens geschuldet, dass sie ein „Ich denk drüber nach“ automatisch als „Ja, klar!“ interpretieren. Die Eltern des Gastgebers hätten auch einen Sixpack besorgt, warf er ein und ich erwiderte, dass dann ja die Spritversorgung gesichert sei, das aber nicht in meiner Verantwortung läge. Wenn nämlich ein Haufen angeschickerter Halbwüchsiger beim Durchs-Dorf-Wanken erwischt würde, wäre ich bei der Frage, wer denn das Zeug besorgt hätte, außen vor. Ich erklärte ihm, dass ich es ihm hoch anrechne, dass er überhaupt mit mir sprach, dass er aber nicht abstreiten könne, bereits hinsichtlich Art und Länge des Computerkonsums z.B. eine gewisse Narrenfreiheit zu genießen. Das Thema „Alkohol“ allerdings sähe ich ein bisschen komplizierter, aber es hätte wenig Sinn, mit ihm jetzt darüber zu diskutieren. Und einen Präzedenzfall schaffen wollte ich auch nicht. Würde ich es ihm jetzt durchgehen lassen, käme er bei den nächsten, sich zahlreich bietenden Gelegenheiten und würde sich darauf berufen, dass ich es ja bereits einmal durchgehen ließ.
Natürlich war er sauer, aber als ich dann mit einer Tasche voller Grillwürste, „richtigem“ Cola (nicht das zuckerreduzierte oder gar Zero-Zeug), Chips und Flügelbrause anrückte, war es für ihn auch in Ordnung und er zog mit dem Rucksack Richtung Party.
Der MamS ist mit solchen Konflikten eigentlich immer recht schnell fertig. Die Sache mit dem üblichen, resoluten „Kannst du dir aber mal ganz fix abschminken!“ abzutun, ist aber meiner Meinung nach in diesem Fall ziemlich kurzsichtig. Damit erreiche ich zwar, dass sofort grimmige Ruhe im Diskutierkarton herrscht, risikiere aber, dass er bei der nächsten Party nicht erst noch fragt, sondern sich gleich woanders versorgt. Und meine große Befürchtung bei solch restriktivem Umgang reicht noch viel weiter: Halte ich ihn völlig von jeglicher Art von Alkohol fern, holt er spätestens an seinem 16. Geburtstag alles nach. Dann erhält er Bier nämlich völlig legal und die Chance, die Jahre vermeintlichen Darbens aber mal so richtig nachzuholen und ich die Gelegenheit, ihn an jedem Wochenende sternhagelvoll vor der Kloschüssel zu finden. Das will ich jedenfalls vermeiden, sondern ihn einen verantwortungsvollen Umgang damit lehren. Deshalb habe ich nichts dagegen, wenn er bei besonderen (!) Gelegenheiten in unserem (!) Beisein einmal ein Radler (für die preußischen Leser: Bier mit Zitronenlimonade) trinkt oder bei einem Grillfest einen Schluck aus unserem Bierkrug nimmt. Er muss verstehen lernen, dass Alkohol nicht dazu dient, cool, in, hip oder gut gelaunt zu sein, sondern dass er ein Rauschmittel darstellt, das nicht zu unterschätzen ist.
Das wird alles nicht einfach, fürchte ich. Die Problemstellung ist nun zwar eine gänzlich andere, als damals, vor Jahren, als ich beinahe an Dixie verzweifelte. Aber auch das werden wir hinkriegen, irgendwie.
Einen klaren Abend wünscht
moggadodde
Liebe Mogga, herzlichen Glückwunsch zu dem souveränen Sieg!!! Genial gelöst und ich denke, Hank weiß es insgeheim zu schätzen 😉
Hehe, Billie, ja vielleicht weiß er das irgendwann. Leider bin ich nicht die konsequenteste Erzieherin unter der Sonne, hoffe aber, es wenigstens in wichtigen Belangen zu sein. Ich holte ihn um 12, seitdem liegt er flach. Er hat nicht viel geschlafen 😉
Hallo Mogga,
Deine souveräne Lösung erinnert mich an die erfolgreiche Diplomatie meiner Göttergattin.
Ich stehe ja auch mehr auf die Unterdrückerschiene. Der Kerl könnte ja mein Bier wegtrinken. 😉
Aber meiner kommt nun auch langsam ins das Alter (wird im August 14 Lenze). Aber zum Glück ist da (noch) der Sportklub, der Alkool und Nikotin verpöhnt.
Wer säuft und/oder raucht kann nicht zur Meisterschaft. Und da zieht noch dieser unbändige Ehrgeiz, der ihn auch am Pfingstmontag noch 4 Stunden trainieren lässt.
Sehe wir mal, was kommt. Ich hoffe, ich bin dann so diplomatisch wie Du.
LG
yeow
Versuch es! Ich sehe ja hier, wieviel weiter ich komme, wenn ich nicht die Peitsche auspacke, sondern den gar nicht mehr so Kleinen auf Augenhöhe begegne. Wobei Augenhöhe angesichts seiner Größe ja eigentlich der falsche Ausdruck ist. Es lohnt sich!