Meine Eltern waren nicht besonders kunstinteressiert. Bei uns galt Kaltz’ Bananenflanke als Kunst, Fischers Fallrückzieher oder ein Pils, das mit besonders hübscher Blume serviert wurde.
Ich fand es damals äußerst skurril, als Zeitungen und die drei Fernsehsender (man nannte es noch nicht „Medien“) über etwas berichteten, das als „Fettecke“ in die Kunstgeschichte eingegangen ist. Mama hätte mir ja heftig das Popöchen versohlt, wäre ich auf die abstruse Idee gekommen, ein paar Kilo Fett (Winterbutter, das klärte ein Gutachten kürzlich) in Zimmerecken zu packen. Jahre später putzte ein eifriger Hausmeister den Ekelkram aus den Ecken, was für einen entsetzten Aufschrei bei vielen Kunstgroupies sorgte und stante pede die Diskussion wieder entfachte, was Kunst ist und was Quatsch. Zuletzt echauffierte sich die Beuys’sche Witwe, weil andere Künstler aus den einst aus einem Eimer gekratzten Ãœberresten einen „Kunstgeist“ destillierten, wobei ich mich schon frage, was hiesige Hygienevorschriften wohl zu einem Gesöff aus 30 Jahre alter Butter sagen. Allerdings ist Kunst auch nicht unbedingt das Gebiet, auf dem ich mich durch besondere Kenntnisse auszuzeichnen vermag. Mit dem „Kann ich was mit anfangen“-Prinzip bin ich bisher ganz gut gefahren.
Ähnliches gilt für den Bereich „Mode“. Die Lektüre meiner letzten „Brigitte“ liegt schon Jahre zurück, ich habe keinen Schimmer von den colors of the fall 2014, kann bis heute die Farbe „taupe“ nicht beschreiben und auf Absätzen über 3 cm lege ich mich höchstens slapstickreif auf die Schnauze. Ich trage einfach, was mir gefällt, was im Schrank ist, in was ich nicht zu sehr aussehe, wie ein aus der Form gelaufener Muffin und damit habe ich schließlich genug zu tun. Mode ist, was gefällt aber für mich gilt auch hier das „Kann ich was mit anfangen“-Prinzip.
Der MamS hatte keine Ahnung von der Nachricht, dass die einst als prollizifizierten Gummilatschen geschmähten und böszüngig „Asiletten“ genannten Schlappen momentan als Dernier Cri der Laufstege von Mailand bis Malmö gelten, und tauchte derart gewandet
heute zum Frühstück auf. Ich schluckte. Adiletten plus Stützstrümpfe liegen auf der Skala von Lagerfeld bis Esprit ja ungefähr bei KiK. Aber auch hier gilt: Wer bin ich, dass ich mich dazu aufschwinge, anderer Menschen Kleidung zu beurteilen? Soll er dieses Ensemble doch ruhig tragen! Fast könnte er so als lebendes Kunstwerk durchgehen und wer weiß, vielleicht sollte ich die Kompressionskondome die nächsten Jahre einfach nicht waschen? In 20 Jahren keltere ich daraus einen Vinum Varikosis und werde stinkend reich. Kunst ist schließlich, was man daraus macht!
Einen duften Abend wünscht
moggadodde
Ach, das geht doch noch und bietet durchaus den Vorteil, dass der MadS aus Mangel eindeutiger Avancen aus der Damenwelt dir weiterhin die Treue hält. Und schließlich sind es keine weißen Tennissocken. Viel schlimmer hingegen reagiert meine sensible Natur beim Anblick knochiger Männerbeine mit solchen halblangen Boxershorts/Bermuda-Hawaiiiiishorts für drüber (ich weiß nicht mal deren Namen), die heute jeder zweite Mann in seiner Freizeit zu tragen pflegt. Eine schier abgrundtiefe Selbsterniedrigung; eine Ode an die Erbärmlichkeit; ein Passepartout des Grauens.
Lieber Georg! Ich wusste gar nicht, dass Du so in Modefragen so empfindsam bist! Sieh es den Knochenmännern doch nach. Während der Woche müssen viele von Ihnen ihre verhüllten Beine noch mit mit dem Tragen eines Sakkos krönen, unter denen Kurzarmhemden zudem zutiefst verpönt sind. Sie stehen den ganzen Tag im eigenen Saft, während Frauen mit duftigen Blusen umher schweben und in luftigen Kleidern oder flatternden Röcken stecken und somit Frischluft ins Unterstübchen wehen lassen können, wobei die einzig unangenehme Klamotte ein schlecht sitzender BH sein könnte.