Brazilian Waxing ist ja mittlerweile Standard der menschlichen Behaarungsnorm in südlichen Körpergefilden, Wimperndauerwelle weiter oben ebenso, Dermabrasion, Botoxspritzen, Permanent Make-up und Fruchtsäurepeeling sind anerkannte Methoden der Beautymafia. Es gab bisher fast kein Körperteil, das nicht durch kundige Hände einer umfassenden Pflege und vermeintlichen Verbesserung anheimgegeben wird. Es gibt Schamlippenkorrektur oder, ja, Kinder lesen jetzt besser mal weg, Anusbleaching und spätestens an dieser Stelle bereue ich zutiefst, dass das wehwehweh jegliche Information genauso flüssig auszuspucken in der Lage ist wie ein Montezumaopfer seine heiß glühende Diarrhoe.
Über den verlängerten Rücken des menschlichen Körpers hatte ich mir bislang nur wenig Gedanken gemacht.
Das Wissen, dass manche Menschen dieser Region gerne besondere Aufmerksamkeit widmen, war zwar vorhanden, ging mir persönlich aber bisher am Arsch vorbei, die Nachricht, dass der Kosmetiktrend „Shiny Hiney“ aber quasi the next big butt der Schönheitsindustrie ist, musste ich deshalb erst einmal sacken lassen.
Frauen (und zunehmend Männer) zahlen also dafür, dass die zweitgeheimste Körperregion auf einem Foto nicht allzu beschissen aussieht. Sie lassen ihre Popöchen massieren, salben und schmirgeln, um ein halbwegs passables „Belfie“ ins Netz laden zu können, ein Arschfoto, das einer Kardashian oder ihren Konsorten den Steiß bieten kann. Unter uns gesagt: Lediglich eine mit Salzsäure blitzblank gereinigte Kloschüssel vermag bei mir ähnliche Glücksgefühle zu verursachen wie anderen ein nackter Strapsvollmond, sei er männlich oder weiblich. Aber vielleicht bin ich ja nur zu wenig arschaffin aufgeschlossen und damit ohnehin nicht die richtige Zielgruppe.
Nicht neu ist ein gewisser Herdentrieb, was gängige Schönheitsideale angeht und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Trend über den Teich schwappt. Sei es der komplett enthaarte Körper oder die zu bunten Ausgrabungswerkzeugen geschmückten Fingernägel: Einer macht es vor, ein bisschen Propaganda in den richtigen Magazinen und zack, die Barbies und Kens dieses Planeten folgen wie Lemminge über die Klippe. Ich muss sagen, ich bin schon ein wenig enttäuscht, was die menschliche Intelligenz angeht. Dass diese Spezies bereit ist, mehr oder weniger hart verdientes Geld auszugeben, damit der ohnehin meist verhüllte Hintern aussieht wie die blank polierte Motorhaube eines Hanomag-Traktors, lässt mich zweifeln. Ist das wirklich die Menschheit, die das Rad, das bügelfreie Oberhemd und das Nasenspray erfunden hat? Was ist nur aus uns geworden? Ein trauriger Haufen selbstverliebter, affektierter Exhibitionisten mit dem Feingefühl einer Abrissbirne!
Auf ein Foto meiner südlichen Hinterbacken wird die Öffentlichkeit wohl ewig warten, zum Glück, wie objektiv meinende Eingeweihte zu vermelden wissen ich meine. Und ich würde mir wünschen, von den Hintern aller Pippas, Kardashians oder Krethis und Plethis verschont zu werden, wenn schon niemand mehr um die exzessiv präsentierte Zunge von Frau Cyrus herum kommt.
Ich plädiere hier nicht für mehr Schlupflider, Besenreiser, Krähenfüße und Cellulitebeulen, Reiterhosen oder Geheimratsecken! Aber ich bin für ein wenig mehr Akzeptanz zur Unperfektheit in dieser schönheitsidealverkehrten Welt und wie die Ärsche anderer Menschen aussehen, geht mir nun tatsächlich an ebensolchem so weit vorbei wie der Schönheitschirurg am Kassenpatienten!
Eine makellose Nacht wünscht
moggadodde