Ticket für zwei

Zur Feier meiner Wiederauferstehung von den Kranken beschloss ich, den kleinen Hank zum Burgeressen auszuführen. Wir steuerten am Mittag eine Tiefgarage in der Schweinfurter Straße an, Hunger trieb uns zur Eile.
Die Schranke hob und senkte sich, das Ticket, das der Automat bei Einfahrt ausspuckte, reichte ich meinem Beifahrer und steuerte eine freie Bucht an.
Über die dann folgenden Minuten herrscht Uneinigkeit: Der kleine Hank behauptete, er habe mir das Ticket vor dem Aussteigen gegeben, ich behauptete, es müsse noch in seinem Besitz sein. Unzweifelhaft allerdings war das Ticket weg.
Wir suchten im funzeligen Licht unserer Handytaschenlampen. Unter dem Auto. Unter den benachbarten Autos. In allen Taschen, Jacken, Rucksäcken. Unter Fußmatten. In Türablagen. Zwischen den Sitzen. Und fanden nichts.
Ich wandte mich per Notknopf an den Parkobermotz. Eben erst sei ich eingefahren, fände aber das Ticket nicht. Die Stimme war wenig hilfsbereit. Sollte das Ticket nicht wieder auftauchen, müsse man mir für den Tagessatz ein Ausfahrticket verkaufen. Mein Einwand, dass es doch Aufnahmen von der Einfahrtszone geben müsse und ich da sichtbar vor 10 Minuten passiert sei, ließ ihn kalt. Herr Hartherzig bedauerte. Er habe keine Kamera, was ich ihm nicht abnahm, aber nicht gegenbeweisen konnte.
Wir suchten noch ein bisschen, ehe uns ein massiver Hungerast Richtung Futterkrippe trieb. Noch war ja nichts verloren.
Zwei Burger später betraten wir die Tiefgarage erneut und suchten frisch gestärkt weiter. Unter dem Auto. Unter den benachbarten Autos. In allen Taschen, Jacken, Rucksäcken. Unter Fußmatten. In Türablagen. Zwischen den Sitzen. Und fanden nichts.
An der Kasse erörterte ich die Situation nochmals. Die nun am Rohr befindliche Dame bedauerte erwartungsgemäß erneut und verkaufte mir ein Ausfahrtticket, für das ich zähneknirschend 15 € in den gierigen Automatenschlund schob.

Eben flachste ich mit dem kleinen Hank noch, als ich in den benachbarten Berliner Ring einbog, dass ich gespannt sei, wo das Scheinchen auftauchen werde, als mein Blick in die bereits mehrmals von uns beiden durchsuchte Türablage fiel. Hochkant und im schmalen Teil der sich nach hinten verjüngenden Ablage steckte das Miststück. Nach einer sofortigen Wende kreuzte ich 5 Minuten später nochmals am Kassenautomaten auf, wo sich die Herrin der Abstellunterwelt vorschriftentreu erneut von ihrer störrischen Seite zeigte.
Der kleine Hank sparte nicht mit Spott. Berechtigt, natürlich, denn das Ticket fand sich in der Ablage der Fahrerseite und obwohl ich einen üppigen Texas-Burger im Bauch hatte, hätte ich mich am allerliebsten noch selbst in den Hintern gebissen. Vielleicht hätte ich mich einfach noch einen Tag ins Bett legen sollen. Dass heute Freitag der 13. war, ist mir tatsächlich eben erst aufgefallen.

Eine berechenbare Nacht wünscht
moggadodde

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

6 commenti su “Ticket für zwei

  1. Parktickets gibts man nicht aus der Hand. Grund. Sätz. Lich.

    Ein (natürlich) ungeschriebenes Gesetz besagt, dass man das Ticket bis zum Erreichen des Parkplatzes und dem Verlassen des Fahrzeugs im Mund behält, um es dann wiederfindbar zu verräumen. 😛

    klugscheiß off

    • moggadodde sagt:

      Jaaaaaa, ich werde nie wieder in ein Parkhaus fahren, ohne das zu beherzigen. Tickettrauma! Der MamS war da ja bisher äußerst zuverlässig … da bin ich halt verwöhnt!

  2. Madiger sagt:

    Ein etwas größerer metallischer Gegenstand (z. B. ein einklappbares Koffer-hinter-mir-herzieh-gePferd) im Kofferraum wirkt manchmal Wunder, wenn es darum geht, die Schranke erneut auszulösen. So ein Induktionskreis ist halt günstiger als eine Waage.

  3. Mirko sagt:

    15Euro? Mach Dir nix draus! Hatte letztes Jahr bei einer Tagung in Aschaffenburg nach „Klein“geld für den Ticketautomaten gesucht und merkte nicht, dass ich grad unter der geöffneten Schranke stand, die mir im nächsten Moment dann voll eine übergebraten hatte. War echt schmerzhaft und ich war ziemlich benommen. Wenn da ne Kamera war, ende ich bestimmt noch in der Oops Pannenshow. Wenigstens war die fortgeflogene Brille noch ganz. Das wars aber noch nicht. Im Auto in der Tiefgarage wollt ich dann meine Liebste anrufen und bescheid sagen, dass ich losfahre. Natürlich null Empfang. Also losgefahren mit Handy am Ohr, weil draussen wirds bald Empfang haben. 300m weiter hatte ein junge Polizeitruppe mitten im Feierabendverkehr Stellung bezogen. Das waren dann so ca. 90 Euro plus mein erster Punkt…
    Müsst nochmal nachsehen, ob das an einem Freitag den 13. war….;-)
    Grüsse aus der Vorderpfalz,
    Mirko

    • moggadodde sagt:

      Ich musste schmunzeln beim Lesen, Mirko! Entschuldige … Aber das ist ja nun wirklich eine sehr heftige Verkettung von Unglücken! Bei aller Ärgerlichkeit, mit Abstand kann man dann schon wieder drüber lachen, oder?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert