Zwei große Männer bestimmten die letzten beiden Tage: Nein, ich meine nicht den MamS und den Barkeeper. Zwei großartige Ausflüge führten uns nach Gardone, am Westufer des Gardasees gelegen.
Am Montag besuchten wir das Vittoriale, den 9 ha großen Wohnsitz des italienischen Multitalents Gabriele D’Annunzio. In allen Reiseführern über diese Gegend hat er seinen Platz – und das absolut wohlverdient. 1921 kaufte er, schon mit großer Bekannt- und Beliebtheit des italienischen Volkes gesegnet, ein Ferienhaus, das er in den folgenden 18 Jahren zu einem beeindruckenden Komplex sonnenkönigschen Umfangs umbauen ließ. Die Führung durch seine Villa mit genre-, glaubens- und stilübergreifenden Kunstwerken aus aller Welt, war beeindruckend. Nach einer Kriegsverletzung mit einem abgängigen Auge ward das andere schnell lichtscheu und empfindlich: Mit dunklem Damast abgehängte Decken und Wände, kunstvoll gestaltete, farbige Jugendstil- und andere Fenster – Gabriele verbrachte viel Zeit im Halbdunkel, wo er sich der Schriftstellerei, dem Verfassen von Theaterstücken und der ausufernden Sexualität mit wechselnden Gespielinnen anheimgeben konnte. Als die italienische Armee dem verdienten Maresciallo (seine Körpergröße änderte er übrigens von mickrigen 1,58 m auf 1,64 m, sonst wär’s Essig gewesen mit der Militärkarriere) ein Kriegsschiff zum Andenken schenkte, pflanzte er dieses kurzerhand in den Garten, komplett mit allerhand zugehörigem Waffengedöns, Anker und was dazu gehört. Säulen, Schluchten, Kriegsartefakte neben Büsten und Statuen, eine einziges Universal-Sammelsurium beherbergt das Vittoriale, das D’Annunzio dem italienischen Volk vermachte. Seine drei Kinder erbten „lediglich“ die Rechte an seinen Werken.
Der Duce war seinerzeit des öfteren Gast im Vittoriale und obwohl die Italiener ihren Gabriele verehren und Universitäten nach ihm benennen, habe ich genau damit ein wenig ein Problem. Auch wenn er die Faschisten offiziell nicht unterstützte, Geld, Protektion und Lobhudelei erhielt er von Mussolini nicht zu knapp, der hinter der Hand betonte, dass man, wenn man einen kaputten Zahn schon nicht herausreißen könne, diesen eben mit Gold bedecken müsse.
Gestorben ist Gabriele D’Annunzio allein, heimgesucht wohl von einer Hirnblutung und vor der geöffneten und noch mit Originalmedikamenten bestückten Hausapotheke liegend gefunden. Bestattet ist er in einer walhallmäßig gestalteten Mausoleumsanlage, bewacht von Gipswindhunden und mit phantastischem Blick auf den Gardasee.
Wer je in der Gegend ist, das Vittoriale sollte ebenso auf der Liste der Must-sees stehen wie der Ort, über den ich morgen oder übermorgen oder überübermorgen berichten werde. Kommt ganz auf Wetter, Zeit und die Qualität der künftigen Barkeeper an …
Eine ausufernde Nacht wünscht
moggadodde