Einmal jeglichen, kunsthistorischen Kokolores beiseite lassend: Sich inmitten eines monumentalen Bildes zu befinden, das sich mit 14 m Höhe und 123 m Länge rings um den Betrachter spannt und zu den größten Tafelgemälden überhaupt gehört, flößt schon ein bisschen Ehrfurcht ein. Inmitten des abgedunkelten, riesigen Runds sitzen die Besucher auf großen Poufs oder wandern umher, um die zahllosen Szenen und Personen zu betrachten. Zum Glück klärt die Museumsführerin über einen Teil des Bauernkriegspanoramas hinsichtlich geschichtlicher Ereignisse, Symbolik und Allegorien auf, sehr viele gründen auf kunsthistorischen Vermutungen. Natürlich konnte man den Schöpfer Werner Tübke, der die Auftragsarbeit für die DDR fertigte, selbst fragen, doch der zog es bis zum Tod im Jahr 2004 vor, keine Auskunft über Hinter- und Beweggründe zu geben. Ob er sich wohl manchmal amüsiert haben mag über die Interpretationen, die andere seinem Werk gegeben haben?
Nachdem ich also den MamS durchs Erlebniswochenende gepeitscht hatte, entließ ich ihn am Nachmittag wieder unter die feuchten Fittiche von kyffhäuserschen Moorhexen und Aquajoggingelfen und machte mich auf den Heimweg.
Schon einmal in der Nähe, besuchte ich aber noch Erfurt auf einen Sprung, von der Krämerbrücke hatte ich schon viel gehört.
Vielleicht lag es daran, dass wegen Sonntag die Läden geschlossen hatten, vielleicht an den vielen Menschen, die mir nach Tagen in relativer Beschaulichkeit auf die Nerven gingen: Einmal über die Brücke, die als solche ja wegen der Bebauung nicht als solche zu erkennen ist, sondern eher einer Rothenburger Gasse ähnelt und Abgang zurück zum Parkhaus.
Die Gegend um den Rennsteig-, dem längsten Straßentunnel in Deutschland, kam mir schon bei der Hinfahrt ein bisschen wie die Landschaft um den Brenner vor: Kalt, neblig, unwirtlich. Der weitere Abstecher nach Oberhof fiel Wetter und Laune zum Opfer. Jetzt nix wie heim!
Plötzlich stellte ich fest, dass mein zwischenzeitlich praktizierter Bleifuß den Tank in dem Maße geleert hatte wie meine Blase gefüllt war und wie verabredet landete ich im Stau. Es war schnell dringend, und zwar doppelt. Ich bibberte ein bisschen, kam aber mit dem letzten Tropfen Sprit und einem verkrampften Beckenboden in den Riedener Wald. Fast daheim, jetzt bloß keine Verzögerung mehr!
So unterhaltsam das Wochenende im Land von Rostbrätel und Thüringer Wurst auch war, ich freute mich ehrlich, als der kleine Hank mich mit einer Familienpizza erwartete.
Noch eine weitere Woche Urlaub hat
moggadodde