Ich hatte mal eine Schwiegeroma aus der Oberpfalz. Eine massige Frau war sie, als Schmiedin muss man ja eher von rustikaler Statur sein. Weil ich sie ob ihres Dialekts nicht verstand, wusste ich nie, ob sie es missbilligte oder belustigte, wenn sich Dixie z.B., was sie damals gerne tat, sofort nach Erstürmung der schwiegerelterlichen Wohnung aus Spaß an der Freude splitternackt auszog.
Kryptische Laute drangen aus dieser Frau, unverständlich, als hätte man den Parsival durch eine Enigma gejagt, als hätte sie den Mund voller Murmeln, die als Worte, die immer hinten, vorne oder in der Mitte ein „Ooouuu“ beinhalteten, herauspurzelten. Die Kunst war, an den richtigen Stellen zu nicken oder mit dem Kopf zu schütteln. Das gelang natürlich nicht immer, was oft zu empörten Blicken führte. Mit einem Alien aus dem System Alpha Verstehnix hätte ich mich leichter unterhalten können, als mit dieser Eiche aus Cham.
Daran dachte ich, als ich gestern über BBou stolperte. Da war es wieder, das „ooouu“. Nun steht Rap nicht an allererster Stelle meiner Musikvorlieben. Auch nicht an zweiter. Oder dritter. Eigentlich steht er ziemlich weit unten in der Beliebtheitsskala, was vornehmlich am präpotenten Protzgepose kettenbehängter Menschen mit dem Liebreiz eines Bluthundzwingers liegt, deren Texte meist ohnehin zwischen justiziabel und indiskutabel liegen. Ich möchte mich da gar nicht weiter auslassen. Zum Glück kann ja jeder hören, was er mag.
Weil ich aber der neugierige Typ bin, horchte ich auf, als der Moderator BBou als „Mundart-Rapper aus der Oberpfalz“ ankündigte. Ich meine das ist, als ob Helene Fischer Iggy Pop covert! Im bunten Shirt und barfuß saß der Mann da auf dem Sofa, zutiefst sympathisch und voll seine Base chillend, oder was die heute so sagen. Der eingespielte Clip war einigermaßen verstörend, was mich erst recht neugierig machte, so dass ich mich durch die Youtubedia klickte und an „Heastas“ ähm, festhörte. Plötzlich empfand ich es als Herausforderung, den Text zu übersetzen, auch wenn Vorwissen des oberpfälzerischen Idioms nur durch obige Schwiegeroma vorhanden war! Nach bereits ca. 287912 Durchgängen hatte ich ca. 2/3 1/4 die Hälfte des Textes verstanden! Geht doch! Zusammen mit den verschrobenenen Eingeborenen am Anfang und am Ende des Clips ist das ein herrlicher Spaß, eine augenzwinkernde Reminiszenz an den frühen Rap, der ja mehr anspruchsvoll als beängstigend war.
„Der bayrische Tupac kommt in dei Kuhkaff und macht dei Kuh platt!“
Ist nicht erstaunlich, welche Poesie diesem Rap inne wohnt?
Natürlich frage ich mich jetzt, ob das im Fränkischen auch möglich wäre: Mundart ist ja gerade voll en vogue. Franken-Rap? Der Frap?
„I houl dei nei Eila ausm Grumberafeld, wennsd mehnst schieß ichs naus a nua füa a Fersengeld!“
Da steckt doch Potenzial drin, Alter! Frapper, anyone?
Yo, bitches Eine reimige Nacht wünscht
moggadodde